Joseph Aloys von Froelich

Joseph Aloys von Froelich

Josef Alois von Frölich [auch: Josephus Aloysius Froelich; in Meyers Konversationslexikon fälschlich Johann Aloys von Froelich] (* 1766 in Oberdorf im Allgäu; † 1841 in Ellwangen (Jagst)) war ein deutscher Arzt, Botaniker, Entomologe, Naturforscher, katholischer Laienbruder und württembergischer Hofmedizinalrat. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „Froel. “.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Frölich stammte aus dem Allgäuer Ort Oberdorf, wo der Sommersitz von Clemens Wenzeslaus von Sachsen (1787–1802) war, ein Regent des aufgeklärten Absolutismus, letzter Fürstpropst von Ellwangen und letzter Fürstbischof von Augsburg und Trier.

Bereits während seines Studiums in Ingolstadt, Erlangen und Wien verband er Medizin und Botanik. So legte er 1796 seine medizinische Doktorarbeit in Erlangen mit dem für diese Fakultät ungewöhnlichen Thema De Gentiana dissertatio (Über die Enziane) vor. Sie machte ihn international bekannt.

Schon kurz darauf, im Jahr 1797, berief Clemens Wenzeslaus daher Frölich als „Hof-, Stadt- und Landschaftsphysikus“ nach Ellwangen, um dort das Gesundheitswesen nach dem aktuellen Stand der Medizin neu zu organisieren (Ellwangen hatte damals eine eigene Hochschule, die Friedrichsuniversität. Sie wurde 1817 der Universität Tübingen eingegliedert).

Nach der Säkularisation wurde Frölich in den Dienst des Kleinstaates Neuwürttemberg übernommen (ab 1806 aufgegangen im Königreich Württemberg).

In seiner Freizeit trieb Frölich naturkundliche, insbesondere botanische Forschungen, die ihn bald in naturwissenschaftlichen Fachkreisen bekannt machten. Zu seinem Ruf trugen unter anderem auch Veröffentlichungen über die Gattungen Crepis (Pippau) und Hieracium (Habichtskraut) im Jahr 1838 bei.

Er war ein ausgezeichneter Moosekenner und legte aus eigenen Aufsammlungen, vor allem in Ostwürttemberg, aber auch im Allgäu und in Österreich, sowie Tausch mit anderen Botanikern zudem ein umfangreiches und berühmtes Herbarium an. Zahlreiche Erstnachweise von Sporen- wie von Blütenpflanzen aus diesen Gebieten stammen von ihm.

Einige Pflanzen des Herbars gelangten beispielsweise durch Tausch in die Herbarien von Johann Christian Daniel von Schreber (1739–1810) und Joseph Gerhard Zuccarini (1797–1848), die sich heute in der „Botanischen Staatssammlung“ im Botanischen Garten München befinden (Herbarnummern Z 1813 bzw. Z 1849).

Der Botanik-Professor Hugo von Mohl (1805–1872), Begründer der ersten Naturwissenschaftlichen Fakultät Deutschlands in Tübingen, hat Frölich als seinen geistigen Ziehvater bezeichnet. Mohl erwarb nach Frölichs Tod 1841 Teile des Herbariums; die von Frölich gesammelten Pflanzen zählen mit zu den ältesten Belegen im Tübinger Herbarium („Herbarium tubingense“).

Andere Teile kaufte der Konstanzer Apotheker und Botaniker Franz Xaver August Leiner (1804–1846) für seine Sammlung. Mit dem Herbar Frölichs gelangten so Pflanzenbelege der bedeutendsten zeitgenössischen Botaniker nach Konstanz und trugen wesentlich zum Grundstock der heutigen Sammlungen der Konstanzer Universität bei. Von 2001 bis 2004 wurde das (durch weitere Sammlungen ergänzte) Leiner-Herbar von Botanikern der Botanischen Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutschland e.V. mit Zuschüssen der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg restauriert und katalogisiert. Das Leiner-Herbar befindet sich heute im „Bodensee-Naturmuseum“ (angesiedelt im Sea Life Centre Konstanz).

Das botanische Autorenkürzel von Frölich ist Froel.. Der „International Plant Name Index“ (IPNI) weist derzeit 198 Einträge für diesen Namen auf. Die Pflanzengattung Froelichia aus der Familie der Fuchsschwanzgewächse ist ebenfalls nach ihm benannt.

Frölich zählt außerdem mit seinen teils schon früher begonnenen Arbeiten über Eingeweidewürmer zu den Mitbegründern der Helminthologie. In der Parasitologie lieferte er viele Erstbeschreibungen und stellte die (bis heute gültige) Klasse der Linguatulidae (auch: Pentastomidae, Zungenwürmer) auf.

Trivia

Frölich wurde als Ziehvater eines unehelichen Kindes von Jérôme Bonaparte, des jüngsten Bruders von Napoleon, eingesetzt, als dieser nach der Schlacht bei Waterloo zusammen mit seiner Frau aus zweiter Ehe, der württembergischen Prinzessin Katharina, im Schloss Ellwangen gefangen gehalten wurde.

Schriften

(kein Anspruch auf Vollständigkeit)

  • De Gentiana libellus sistens specierum cognitarum descriptiones cum observationibus. Accedit tabula aenea Erlangen: Walther, 1796 [Titel auch: De Gentiana, Erlangen: Kunstmann; De gentiana dissertatio; Dissertatio inauguralis de Gentiana], zugleich: Erlangen, Med. Diss., Januar 1796
  • Beschreibungen einiger neuer Eingeweidewürmer, in: Der Naturforscher, 24, S. 101–162, Halle, 1789
  • Bemerkungen über einige seltene Käfer aus der Insektensammlung des Herrn Hofr. und Prof. Rudolph in Erlangen, in: Der Naturforscher, 26, S. 68–165, Halle, 1792.

Sekundärliteratur

  • H. Wolf: Josef Aloys Frölich (1766–1841) und die Flora von Ostwürttemberg. In: Restaurierung und Katalogisierung des Herbariums Leiner in Konstanz (Berichte der Botanischen Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutschland, Beiheft 1), S. 81–148, Karlsruhe 2004, ISSN 1617-5506
  • W. Lippert: Josef Aloys Frölich und die Flora des Allgäus. In: Restaurierung und Katalogisierung des Herbariums Leiner in Konstanz (Berichte der Botanischen Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutschland, Beiheft 1), S. 149–159, Karlsruhe 2004, ISSN 1617-5506
  • Karl Otto Müller: Alois Frölich: Arzt und Naturforscher 1766–1841. In: Schwäbische Lebensbilder. Band 1, S. 203–207, Kohlhammer, Stuttgart 1940
  • Alois von Frölich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 4, Duncker & Humblot, Berlin 1959, S. 360. (Nebeneintrag)
  • Alois von Frölich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, S. 77. (Nebeneintrag)

Weblinks


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