Josef Herberger

Josef Herberger
Sepp Herberger
Spielerinformationen
Voller Name Joseph Herberger
Geburtstag 28. März 1897
Geburtsort Mannheim-WaldhofDeutschland
Sterbedatum 28. April 1977
Sterbeort Weinheim-HohensachsenDeutschland
Position Stürmer
Vereine als Aktiver1
Jahre Verein Spiele (Tore)
1914–1921
1921–1926
1926–1930
SV Waldhof Mannheim
VfR Mannheim
Tennis Borussia Berlin
Nationalmannschaft2
1921–1930 Deutschland 03 (2)
Stationen als Trainer
1930–1932
1936–1942
1945–1946
1949–1964
Tennis Borussia Berlin
Deutschland
Eintracht Frankfurt
Deutschland

1 Angegeben sind nur Liga-Spiele.
 Stand: 1. Januar 1931
2Stand: 1. Januar 1931

Herberger auf einer paraguayischen Briefmarke
Bundestrainer Sepp Herberger (rechts) im Gespräch mit dem Staatstrainer der DDR, Oswald Pfau
Sondermarke aus Anlass des 100. Geburtstages

Sepp Herberger (* 28. März 1897 in Mannheim-Waldhof; † 28. April 1977 in Weinheim-Hohensachsen, Bergstraße; eigentlich Josef Herberger) war ein deutscher Fußballtrainer. Von 1936 bis 1942 und 1950 bis 1964 war er für die deutsche Fußballnationalmannschaft verantwortlich.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Als Sohn eines Arbeiters wurde Herberger, der eigentlich „Seppl“ gerufen wurde, im Mannheimer Stadtteil Waldhof geboren und wuchs im Stadtteil Luzenberg in der sogenannten „Spiegelsiedlung“ auf. Nach der Volksschulzeit war er zwischen 1911 und 1916 zunächst Bauhilfsarbeiter, bevor er in das Büro einer metallverarbeitenden Firma wechselte. 1916 wurde er zum Militärdienst im Ersten Weltkrieg eingezogen. Am 30. April 1921 heiratete er Eva Müller († 1989) aus Weinheim, die er ein Leben lang „Ev“ nannte. Sein Großcousin Johann Herberger war ebenfalls Fußballer und nahm Ende der 1930er an Kursen für die deutsche Nationalmannschaft teil, die Sepp Herberger trainierte.

Laufbahn

Fußballer

Sepp Herberger war 14 Jahre alt, als er dem SV Waldhof Mannheim beitrat. Der SV Waldhof war sein Heimatverein, bei dem er als Stürmer heranwuchs, bis in die Seniorenmannschaft. Auch nach Kriegsende spielte Herberger von 1919 bis 1921 für den SV Waldhof Mannheim, in dessen erster Mannschaft er bereits 1914 als Siebzehnjähriger debütiert hatte. Im Oktober 1921 wechselte er zum VfR Mannheim.

Von 1921 bis 1926 war Herberger Mitarbeiter der Dresdner Bank in Mannheim. Weil er dort in der Betriebsmannschaft spielte, wurde ihm für ein Jahr der Amateurstatus aberkannt. 1921, 1924 und 1925 wurde er dreimal in der deutschen Fußballnationalmannschaft eingesetzt; im ersten Länderspiel erzielte er zwei Tore.

Während seiner Zeit bei Tennis Borussia Berlin (1926–1930) war Herberger beim Berliner Bankhaus Fürstenberg und Glocke angestellt. Daneben studierte er an der Deutschen Sporthochschule für Leibesübungen. 1930 machte er mit der Arbeit Der Weg zur Höchstleistung im Fußballsport sein Diplom als Sportlehrer und wurde als Jahrgangsbester mit der August-Bier-Plakette ausgezeichnet.

Trainer

Laufbahn

Seine Trainerlaufbahn begann Herberger bei Tennis Borussia. 1932 wechselte er als Verbandstrainer zum Westdeutschen Spielverband in Duisburg. 1933 trat er in die NSDAP ein. Nach der Entlassung von Otto Nerz – wegen des vorzeitigen Ausscheidens der Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen 1936 – wurde Nerz' Assistent Herberger am 10. Oktober 1936 vom DFB-Chef Linnemann zum Reichstrainer berufen. Für die Fußball-Weltmeisterschaft 1938 musste er die deutsche Mannschaft auf Anweisung der Regierung mit Spielern aus dem mittlerweile ans Deutsche Reich angeschlossenen Österreich mischen. Herberger schlug dagegen vor, mit zwei getrennten Mannschaften anzutreten. Die nicht eingespielte Elf scheiterte bereits in der Vorrunde (2:4 gegen die Schweiz). Trotzdem blieb Herberger bis 1942, als kriegsbedingt der Länderspielbetrieb eingestellt wurde, im Amt.

Herberger war von Dezember 1945 bis Januar 1946 Interimstrainer bei Eintracht Frankfurt. 1946 stufte ihn die Spruchkammer Weinheim im Rahmen der Entnazifizierung als „Mitläufer“ ein. 1947 wurde Herberger Dozent an der Sporthochschule Köln für das Fach Fußball und bekam die Trainerausbildung übertragen. Von 1949 bis 1964 fungierte er dann als Fußballbundestrainer.

1954 führte er die DFB-Auswahl unter ihrem Kapitän Fritz Walter überraschend zum Sieg bei der WM 1954 in der Schweiz. Der 3:2-Erfolg im Endspiel gegen das hoch favorisierte Ungarn, gegen das die deutsche Mannschaft in der Vorrunde mit 3:8 verloren hatte, wird heute noch als „das Wunder von Bern“ bezeichnet; die Spieler, die Herberger respektvoll als „Chef“ ansprachen, und ihr Trainer werden oft die „Helden von Bern“ genannt. Bei der WM 1958 in Schweden gelang mit dem 4. Platz noch einmal der Einzug ins Halbfinale, bei der WM 1962 in Chile schied Deutschland im Viertelfinale aus. 1964 wurde Herberger von Helmut Schön abgelöst. Das eigentlich als Abschiedsspiel vorgesehene Länderspiel gegen Schottland am 12. Mai 1964 endete „nur“ 2:2, deshalb bat Herberger um ein zweites Abschiedsspiel. Dieses wurde am 7. Juni 1964 in Helsinki „standesgemäß“ mit 4:1 gegen Finnland gewonnen.

Statistik

Unter Herbergers Leitung als Reichstrainer bestritt die Nationalmannschaft vom 15. November 1936 bis zum 22. November 1942 insgesamt 65 Länderspiele, davon 40 Siege, 12 Unentschieden und 13 Niederlagen. Als Bundestrainer betreute Sepp Herberger die Nationalmannschaft vom 22. November 1950 bis zum 7. Juni 1964. Es fanden insgesamt 97 Länderspiele statt, dabei gab es 52 Siege, 14 Unentschieden und 31 Niederlagen.

Die Gesamtbilanz unter Sepp Herberger: 162 Länderspiele, davon 92 Siege, 26 Unentschieden, 44 Niederlagen

Sprüche

Während seiner Zeit als Trainer machte er neben sportlichen Erfolgen durch Sprüche auf sich aufmerksam, die schnell in aller Munde waren. Dazu zählen u. a. die Sätze „Der Ball ist rund“, „Der nächste Gegner ist immer der schwerste“, „Das Spiel dauert neunzig Minuten“, „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“ oder „Der Ball hat immer die beste Kondition“. Diese Aussagen haben in Deutschland neben ihrem direkten Bezug zum Fußball teilweise auch den (Kult-)Status von allgemeinen Lebensweisheiten erlangt.

Fälschlicherweise Herberger zugeordnet wird der Ausspruch „Elf Freunde müsst ihr sein“. Er stammt jedoch aus dem Buch Theorie, Technik, Taktik von Richard Girulatis, das bereits 1920 erschien. „Elf Freunde müsst ihr sein, wenn ihr Siege wollt erringen“ war sogar bereits 1903 auf dem Sockel der „Viktoria-Statue“, der Vorgängerin der heutigen Fußball-Meisterschale, eingraviert. Urheber des Textes war wahrscheinlich der Kunstprofessor, der seinerzeit die „Viktoria“ entworfen hatte.

Drittes Reich

Herberger wurde gelegentlich vorgeworfen, als Reichsfußballtrainer dem NS-Regime nahegestanden zu haben. Bei der Entnazifizierung wurde er wegen seiner Mitgliedschaft in der NSDAP als Mitläufer eingestuft.

Ehrungen

  • 1954: Ehrenbürger der Stadt Weinheim
  • 1957: Goldener Verdienstorden des DFB (höchste deutsche Fußballauszeichnung)
  • 1962: Bundesverdienstkreuz I. Klasse
  • 1967: Großes Verdienstkreuz des Bundesverdienstkreuzes
  • 1977: Sonderstempel der Post und Gründung der Sepp-Herberger-Stiftung durch den DFB.
  • 1997 wurde – im Bahnhof Weinheim – ein ICE-Zug der Deutschen Bahn auf Herbergers Namen getauft; zudem gab die Deutsche Post eine Sondermarke zu 100 Pfennig mit Herbergers Porträt heraus.
  • Nach Sepp Herberger benannt sind u. a. in Mannheim-Waldhof die Seppl-Herberger-Sportanlage (ehemals Stadion am Alsenweg), das Sepp-Herberger-Stadion in Neuenkirchen-St. Arnold, das er 1968 persönlich einweihte, das Stadion in Weinheim, die Grundschule in Weinheim-Hohensachsen und in der gesamten Region zahlreiche Straßen.

Anfang Mai 2008 wurde Herberger als eines von fünf ehemaligen NSDAP-Mitgliedern in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen. Es wird debattiert, ob ehemalige NSDAP-Mitglieder diese Ehrung verdient haben.[1]

Sonstiges

Sepp Herberger engagierte sich für das Team der Augsburger Benefiz-Fußballelf Datschiburger Kickers, die sich dem Fundraising für wohltätige Zwecke verschrieben hat.

Sepp Herberger war Zeit Lebens nicht nur ein bekannter Fußballer sondern auch ein leidenschaftlicher Briefmarkensammler.

Literatur

  • Karl-Heinz Schwarz-Pich: Der Ball ist rund. Eine Seppl-Herberger-Biographie. Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 1996, ISBN 3-929366-39-8.
  • Anton Kehl (Hrsg.): Ich war ein Besessener … Sepp Herberger in Bildern und Dokumenten. List, München 1997, ISBN 3-471-79346-1.
  • Eva Ludwig und Melanie Kabus: Sepp Herberger und das Wunder von Bern. Wißner, Augsburg 2003, ISBN 3-89639-372-3.
  • Jürgen Leinemann: Sepp Herberger. Ein Leben, eine Legende. Heyne, München 2004, ISBN 3-453-87986-4.
  • Nils Havemann: Fußball unterm Hakenkreuz. Der DFB zwischen Sport, Politik und Kommerz. Campus, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-593-37906-6.

Filmographie

Quellen

  1. SZ: Hall of Fame des deutschen Sports – Debatte um ehemalige NSDAP-Mitglieder

Weblinks


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