Johnsbach (Glashütte)

Johnsbach (Glashütte)
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Glashütte
Glashütte (Sachsen)
Deutschlandkarte, Position der Stadt Glashütte hervorgehoben
50.8513.783333333333340Koordinaten: 50° 51′ N, 13° 47′ O
Basisdaten
Bundesland: Sachsen
Direktionsbezirk: Dresden
Landkreis: Sächsische Schweiz-Osterzgebirge
Höhe: 340 m ü. NN
Fläche: 95,57 km²
Einwohner: 7448 (31. Dez. 2007)[1]
Bevölkerungsdichte: 78 Einwohner je km²
Postleitzahl: 01768
Vorwahl: 035053
Kfz-Kennzeichen: PIR
Gemeindeschlüssel: 14 6 28 130
Stadtgliederung: 13 Ortsteile
Adresse der Stadtverwaltung: Hauptstraße 42
01768 Glashütte
Webpräsenz:
Bürgermeister: Markus Dreßler (CDU)
Ansicht vom Bahnhof aus, um 1910

Glashütte ist eine Stadt im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge in Sachsen und ist unter anderem durch die Herstellung der Glashütte-Uhren weithin bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Geografische Lage

Glashütte liegt im östlichen Osterzgebirge im Müglitztal. Seit der Fusion mit der Gemeinde Reinhardtsgrimma erstreckt sich Glashütte bis in das benachbarte Lockwitztal und liegt damit in zwei Haupttälern des Osterzgebirges.

Stadtgliederung

Neben der eigentlichen Stadt Glashütte gliedert sich die Stadt in folgende Ortsteile: Reinhardtsgrimma, Cunnersdorf, Dittersdorf, Börnchen, Neudörfel, Niederfrauendorf, Oberfrauendorf, Rückenhain, Johnsbach, Bärenhecke, Luchau, Hausdorf, Hirschbach, Hermsdorf am Wilisch und Schlottwitz.

Geschichte

Der Ort wurde 1445 erstmals als Glaßehutte urkundlich erwähnt. Nachdem Silbererze gefunden werden, nimmt er einen schnellen wirtschaftlichen Aufschwung. Im Jahr 1506 verleiht der sächsische Herzog Georg dem Ort Glashütte das Stadtrecht.

Bergbau

Jahrhundertelang beherrscht der Erzbergbau die Stadt. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts sind die Erzlagerstätten jedoch weitgehend erschöpft, die wirtschaftliche Lage der Bevölkerung verschlechtert sich erheblich. Die letzte Grube wird um etwa 1870 geschlossen.

Uhrmacherei

Im Jahr 1845 lässt sich als erster Uhrmachermeister der Sachse Ferdinand Adolph Lange in Glashütte nieder. Er folgt damit einem Aufruf der königlich-sächsischen Regierung, von der er 7.000 Taler Anschubfinanzierung erhält. Lange beginnt mit der Ausbildung der ersten Uhrmacher. Trotz erheblicher Anfangsschwierigkeiten wird ab ca. 1875 die Uhren- und Feinmechanische Industrie zum wirtschaftlichen Rückgrat der Stadt. Bekannte Firmen sind Lange & Söhne, Assmann, Union, Glashütter Präzisionsuhrenfabrik AG (später e.G.m.b.H.), Uhrenfabrik AG (UFAG) und die damit eng verbundene Uhren-Rohwerke-Fabrik (UROFA). Weltweit bekannt wurden die Flieger- und Beobachtungsuhren der Marke Tutima, deren Hersteller UFAG bis zum Ende des II. Weltkrieges seinen Sitz in der Uhrmacherstadt Glashütte hatte und danach im VEB Glashütter Uhrenbetriebe (GUB) aufging.

Noch am letzten Tag des 2. Weltkrieges (8. Mai 1945) wird Glashütte von sowjetischen Fliegern bombardiert und teilweise zerstört. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges werden die Glashütter Uhrenhersteller enteignet und die Glashüttener Uhrenfertigung in einem Gesamtbetrieb VEB Glashütter Uhrenbetriebe (GUB) zusammengefasst. Die einzelnen Glashütter Uhrenmarken verschwinden vom Markt. Glashütter Uhren gelten jedoch auch in dieser Zeit als die wertvolleren Zeitmesser, etwa im Vergleich zur Massenware aus Ruhla. Bekannte mechanische Automatikuhrwerke sind die "Spezimatic" (1960-1978), gefolgt von der "Spezichron" (1978-1985); danach geht der Anteil der mechanischen Uhrwerke stark zurück und es werden überwiegend Quarzuhren gebaut.

Bekannte Uhrenfirmen und -marken, die nach 1990 aus dem ehemaligen VEB Glashütter Uhrenbetriebe wieder entstanden oder ganz neu gegründet wurden, sind:

  • A. Lange & Söhne, die prestigeträchtigste Uhrenmarke (zum Schweizer Richemont-Luxusgüterkonzern, zuvor zu VDO-Mannesmann) mit ausschließlich mechanischen Uhren
  • Glashütte Original / Union Glashütte (zur Swatch Gruppe), begründet von den Unternehmern Heinz W. Pfeifer (mittlerweile ausgeschieden) und Alfred Wallner, ebenfalls mit ausschließlich mechanischen Uhren
  • Nautische Instrumente Mühle, Schiffschronometer und Uhren, ebenfalls mit ausschließlich mechanischen Uhren
  • Nomos Glashütte, seit 1991 ebenfalls mit ausschließlich mechanischen Uhren
  • das Bruno Söhnle Uhrenatelier, mit Quarzuhren

Ein weiterer Meilenstein ist die Ansiedlung des Luxus-Juweliers Wempe aus Hamburg, der in der ehemaligen Sternwarte eine Uhrenproduktion aufgenommen hat. Hier bildet Wempe auch hausintern zum Chronometeruhrmacher aus.

Dazu kommen noch einige kleine Spezialfirmen für die Fertigung von Uhrenteilen.

1878-1956 bestand hier die Deutsche Uhrmacherschule Glashütte.

Weiteres

Beim Hochwasser 1927 und wieder beim Hochwasser 2002, als das Rückhaltebecken Glashütte brach, erlitt die Stadt schwere Schäden.

Während des SED-Regimes war die Grabstätte des an der Grenze getöteten Grenzsoldaten Peter Göring auf dem Friedhof in Glashütte in der DDR ein Ort feierlicher Zeremonien.

Eingemeindungen

  • 1994: Johnsbach, Luchau
  • 1995: Schlottwitz
  • 1996: Dittersdorf
  • 2008: Vereinigung mit der Nachbargemeinde Reinhardtsgrimma und seinen Ortsteilen

Einwohnerentwicklung

Entwicklung der Einwohnerzahl (ab 1998 31. Dezember):

bis 1899

  • 1551 - 113 besessene Mann, 37 Inwohner, insgesamt 607 Einwohner
  • 1748/64 - 103 besessene Mann
  • 1815 - 728
  • 1834 - 989
  • 1871 - 1671
  • 1890 - 2005

1900 bis 1999

  • 1910 - 2674
  • 1925 - 3147
  • 1939 - 3486
  • 1946 - 4007
  • 1950 - 4655
  • 1957 - 4624
  • 1990 - 5631 1
  • 1998 - 5015
  • 1999 - 4974

ab 2000

  • 2000 - 4894
  • 2001 - 4852
  • 2002 - 4762
  • 2003 - 4681
  • 2004 - 4602
  • 2005 - 4540 2
  • 2007 − 7448
Datenquelle 1551-1957: Zühlke 1966; 1990-2005: Statistisches Landesamt Sachsen

1 3. Oktober
2 30. September


Kultur und Sehenswürdigkeiten

Museum

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Seit 1890 ist Glashütte an die 38 km lange Müglitztalbahn angeschlossen, welche die Uhrenstadt durch das Müglitztal mit Heidenau (Sachsen) und dem oberen Elbtal bzw. der Bergstadt Altenberg (Erzgebirge) im oberen Osterzgebirge verbindet. Auf der eingleisigen Strecke fungiert Glashütte als Kreuzungsbahnhof zwischen den berg- und talwärts fahrenden Zügen.

Ansässige Unternehmen

Persönlichkeiten

  • Conrad Brüne (* 19. Oktober 1853 Glashütte; † 22. Juli 1931 Radeberg) - Braumeister, Brauereidirektor
  • Ferdinand Adolph Lange (* 18. Februar 1815 Dresden; † 3. Dezember 1875 Glashütte) - Uhrenfabrikant, MdL, Bürgermeister von Glashütte

Literatur

  • Karlheinz Blaschke: Die geschichtliche Entwicklung im Osterzgebirge. In: Östliches Erzgebirge. Werte der deutschen Heimat Bd. 10. Berlin, 1966, S. 187-193
  • Karlheinz Blaschke: Das Städtewesen vom 12. bis zum 19. Jahrhundert. Beiheft zur Karte B II 6 des Atlas zur Geschichte und Landeskunde von Sachsen (hrsg. von der Sächsischen Akademie der Wissenschaften und dem Landesvermessungsamt Sachsen). Leipzig/Dresden 2003
  • Fritzsch, Erich / Kempe, Lothar (1981): Osterzgebirge. Leipzig
  • Hammermüller, Martin (1961): Lauenstein - Bärenstein - Glashütte. Unser kleines Wanderheft Heft 40. Leipzig
  • KOMPASS Karten GmbH [Hrsg.] (o. J.): Kompass-Wanderkarte 1027 Osterzgebirge (1: 50.000) mit Lexikon Osterzgebirge. Rum/Innsbruck
  • Müller, Gerhardt (1964): Zwischen Müglitz und Weisseritz. Ergebnisse der heimatkundlichen Bestandsaufnahme im Gebiet von Dippoldiswalde/Glashuette. Werte der deutschen Heimat Bd. 8. Berlin
  • Schmidt, Otto Eduard (1927): Zur Siedlungsgeschichte der Flussgebiete der Müglitz und der Gottleuba. In: Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz Heft 9-12/1927. Dresden, S. 367-378
  • Schumann, Rudolf (2003): Manuskripte der Bergbaugeschichte des Osterzgebirges (hrsg. vom Knappenverein Altenberg e.V.). Kleinvoigtsberg
  • Stadtverwaltung Glashütte [Hrsg.] (2006): Glashütte - Sachsen - 1506 bis 2006 - 500 Jahre Stadtgeschichte (ISBN 3-937951-31-8)
  • Zühlke, Dietrich (1966): Stadtsiedlungen im östlichen Erzgebirge. In: Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Hrsg.] (1966): Östliches Erzgebirge. Werte der deutschen Heimat Bd. 10. Berlin, S. 244-257

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen: Bevölkerungsentwicklung

Weblinks

  • Glashütte - private Homepage über Glashütte von Daniel Schütze
  • Glashütte - offizielle Homepage der Stadt
  • Reinhardtsgrimma - offizielle Homepage der Gemeinde Reinhardtsgrimma

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