John Muhammad

John Muhammad

John Allen Muhammad ursprünglich John Allen Williams (* 31. Dezember 1960) ist ein zum Tode verurteilter afroamerikanischer Serienmörder, der gemeinsam mit seinem minderjährigen Komplizen Lee Boyd Malvo (auch: John Lee Malvo) (* 18. Februar 1985) für die Beltway Sniper Attacks von 2002 verantwortlich ist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Muhammad kommt 1960 in New Orleans als John Williams zur Welt. Der Vater ist selten zu Hause, die Mutter hat Brustkrebs und stirbt, als Muhammad drei Jahre alt ist. Verwandte ziehen ihn auf. Als Jugendlicher wird er zum ersten Mal Vater, mit 21 heiratet er seine erste Frau Carol, mit der er einen Sohn hat. Die Familie wohnt in einem Wohnwagen. 1987 lässt er sich scheiden, ein Jahr später heiratet er seine zweite Frau Mildred, mit der er drei Kinder hat. Er dient als Soldat im ersten Golfkrieg, wo er als Mechaniker, LKW-Fahrer und Metallarbeiter ausgebildet wird.

Er qualifiziert sich als Experte mit dem M16, dem Standardinfanteriegewehr der US Streitkräfte - das ist das US Army Äquivalent zur Schützenschnur in Gold bei der Bundeswehr. Dies bedeutet jedoch nicht zwangsläufig auch eine Ausbildung oder Qualifikation als Scharfschütze.

Nach dem Ende des Armeedienstes eröffnet er 1994 erfolglos eine Autoreparatur-Werkstatt und eine Karate-Schule, seine Ehe mit Mildred geht wegen seiner Untreue in die Brüche. 2000 entführt er seine Kinder aus der Schule und bringt sie nach Antigua. Dort lernt er den 15-jährigen Lee Boyd Malvo kennen, der von seinen Eltern verlassen wurde. Mildred sieht ihre Kinder erst nach 18 Monaten wieder.

Die vier Kinder hält er mit dem Verkauf von gefälschten Dokumenten und US-Visa über Wasser, 2001 reisen sie gemeinsam nach Washington. Wegen einer Anzeige von Mildred nimmt ihm das Jugendamt die Kinder ab und überträgt seiner Exfrau das Sorgerecht, nur noch Malvo bleibt ihm. Er tritt zum Islam über, wird Mitglied der Gruppe Nation of Islam und ändert seinen Namen in John Allen Muhammad.

Die Taten

Er bildet Malvo zum Scharfschützen aus. Gemeinsam bauen sie einen PKW so um, dass sie aus dem Kofferraum im Liegen schießen können. Muhammad lässt Malvo mit einem Halbautomatik-Gewehr vom Typ Bushmaster wahllos auf Passanten schießen, unabhängig von Alter, Geschlecht oder Hautfarbe. Sie werden vor Bushaltestellen, Tankstellen und Supermärkten meistens mit nur einem gezielten Schuss getötet. Zehn Menschen sterben, drei werden verletzt, unter anderem ein 13-jähriger, dem auf seinem Schulhof in den Bauch geschossen wird. Ihr letztes Opfer ist Conrad Johnson, 35. Der Busfahrer wurde am 22. Oktober auf der Treppe, die in den Bus führt, erschossen.

An einem der Tatorte lässt Malvo seinen Fingerabdruck zurück, der den Behörden durch seine Einwanderung bekannt ist. Auf einem Parkplatz werden die beiden schlafenden Männer schließlich aufgespürt und verhaftet.

Anklage, Urteilsfindung, Todesstrafe, schwebende Verfahren

Im Oktober 2003 wurde das Verfahren gegen Muhammad wegen des Mordes an Dean Meyers an einer Autowerkstatt in Manassas, Virginia eröffnet. Der Prozess wurde von Prince William County, wo das Verbrechen stattfand, nach Virginia Beach, ca. 300 Kilometer entfernt, verlegt. Muhammad wurde das Recht zur Verteidigung in eigener Sache eingeräumt, woraufhin er prompt seinen Verteidiger entließ. Unmittelbar nach seinem Eröffnungsplädoyer ließ er sich jedoch wieder anwaltlich vertreten.

Muhammad wurde des Mordes, terroristischer Umtriebe, Verschwörung und des illegalen Waffeneinsatzes angeklagt und musste mit einer Verurteilung zum Tod rechnen. Die Anklagevertretung führte aus, dass die Morde Teil einer Strategie zur Erpressung von 10 Millionen US$ von staatlichen Stellen gewesen waren. Weiterhin spräche vieles dafür, dass Muhammad eine Beteiligung an bis zu 16 Attentaten zur Last gelegt werden könnte. Eine Anklage wegen terroristischer Umtriebe ist nach dem Gesetz im Falle von zwei bewiesenen Attentaten innerhalb von drei Jahren stichhaltig.

Die Staatsanwaltschaft berief mehr als 130 Zeugen und legte mehr als 400 Beweisstücke vor, um zu beweisen, dass Muhammad für die Attentatsserie verantwortlich war und den jugendlichen Malvo als ausführendes Werkzeug benutzte. Allerdings konnte die Staatsanwaltschaft nie schlüssig beweisen, dass Muhammad selbst ein Opfer getötet hatte. Stattdessen fügten sich die einzelnen Beweise in ein Bild, welches deutlich Muhammad im Zentrum der Morde zeigt.

Zu den Beweisstücken gehörte auch das Gewehr, welches in Muhammads Auto gefunden wurde. Ballistische Untersuchungen zeigten, dass nicht nur 8 der 10 Morde im Bezirk Washington, sondern auch noch zwei weitere in Louisiana und Alabama mit dieser Waffe verübt wurden. Auch das umgebaute Auto wurde durch die Staatsanwaltschaft als Beweisstück herangezogen. Ferner wurde im Auto ein Laptop gefunden, welcher Karten mit Markierungen von Tatorten enthielt.

Zeugen erkannten, dass Muhammad bzw. das Fahrzeug an mehreren Tatorten zugegen war. Außerdem gab es ein aufgezeichnetes Telefongespräch der Polizei, in dem ein Mann Geld für das Beenden der Attentatsserie verlangte. Die Stimme konnte durch einen Beamten als die Stimme von Muhammad identifiziert werden.

„Natürlich ist dies ein Indizienprozess“, sagte Paul B. Ebert, der Staatsanwalt. „Aber ich möchte dem Gericht gegenüber betonen, dass es schwer vorstellbar ist, dass die vorhandenen Beweise nicht ausreichen, um die Schuld des Angeklagten am Tode von Dean Meyers zu beweisen.“

Die Verteidigung von Muhammad erinnerte das Gericht daran, dass die Verhängung der Höchststrafe im Falle des Fehlens direkter Beweise ausschließlich aufgrund von Indizien nicht möglich sei. Malvos Fingerabdrücke wurden auf dem Bushmaster Gewehr in Muhammads Auto gefunden sowie genetisches Material von Muhammad selbst an dem Gewehr. Aber die Verteidigung behauptete, dass das in Virginia geltende, so genannte „Abzugbetätiger-Gesetz“ eine Hinrichtung von Muhammad nicht zulässt, da die Betätigung des Abzugs der Mordwaffe eine Voraussetzung zur Verhängung der Todesstrafe ist. Niemand konnte bestätigen, dass Muhammad den Abzug betätigte, als Meyers erschossen wurde.

Am 17. November 2003 befanden die Geschworenen in Virginia Muhammad einstimmig für schuldig im Sinne von allen vier Anklagepunkten:

Schuldig des Mordes an Dean H. Meyers durch Erschießen,

Schuldig des Mordes aufgrund der im Staat Virginia geltenden Anti-Terror-Gesetze,

Schuldig des Totschlags begangen in der Absicht Regierung und Öffentlichkeit zu terrorisieren,

Schuldig der Verschwörung Morde zu begehen und illegal Waffen zu benutzen.

Im nachfolgenden Prozessabschnitt der Strafmaßfindung empfahlen die Geschworenen nach zweitägiger Beratung einstimmig, Muhammad zum Tode zu verurteilen. Am 9. März 2004 folgte der Richter der Empfehlung der Geschworenen und verurteilte John Allen Muhammad zum Tode.

Am 22. April 2005 bestätigte das Oberste Gericht von Virginia die verhängte Todesstrafe und begründete dies mit dem Hinweis, Muhammad könne zum Tode verurteilt werden, da der Mord Teil eines terroristischen Akts gewesen ist. Das Gericht wies gleichzeitig die Ansicht der Verteidigung zurück, dass Muhammad nicht zum Tode verurteilt werden könne, da er im Gegensatz zu seinem jugendlichen Komplizen Lee Boyd Malvo nicht den Abzug betätigt habe.

„Unter Berücksichtigung der ausführlichen Planung, des Vorsatzes und der rücksichtslosen Missachtung des Lebens, kann gesagt werden, dass Muhammads Taten ein grausames Muster des Terrors zugrunde lag.“ Donald Lemons, Richter des Obersten Gerichts von Virginia.

Es ist unklar, wie vielen anderen Gerichtsständen es noch möglich sein wird, gegen Muhammad wegen weiterer anhängiger Verfahren zu verhandeln, bevor er in Virginia hingerichtet wird. Im Mai 2005 trafen Maryland und Virginia eine Übereinkunft, welche die Hinrichtung auch vor Abschluss der in Maryland zu verhandelnden Anklagen erlaubt. Muhammad geht zur Zeit mit den zur Verfügung stehenden rechtlichen Mitteln gegen diese Vereinbarung vor.

Er sitzt unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen zusammen mit anderen Todeskandidaten im Sussex I State Prison nahe Waverly im Bezirk Sussex, Virginia[1] ein. Bis zu seiner Hinrichtung, die zunächst für August 2005 erwartet wurde, wird er zeitweise nach Maryland überstellt, um sich dort weiteren Anklagen zu stellen.

Verfilmung

Der Fall um Muhammad und Malvo wurde 2003 unter dem Titel D.C. Sniper: 23 Days of Fear (Deutsch: Sniper – Der Heckenschütze von Washington) unter der Regie von Tom McLoughlin für als das Fernsehen verfilmt. Bobby Hosea spielte hierbei John Allen Muhammad.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Häftlingsnummer: 331009, siehe "Inmate Status Information System": http://www2.vipnet.org/cgi-bin/vadoc/doc.cgi

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