John Hoyer Updike

John Hoyer Updike
John Updike, 1989

John Hoyer Updike (* 18. März 1932 in Reading, Pennsylvania; † 27. Januar 2009 in Beverly, Massachusetts) war ein US-amerikanischer Schriftsteller.

Updike hat mehr als 20 bedeutende Romane und Sammlungen von Kurzgeschichten veröffentlicht, daneben mehrere Sammlungen von Essays und Gedichtbänden. Er hat zahlreiche amerikanische Literaturpreise und -auszeichnungen erhalten und zählte viele Jahre lang zu den Anwärtern auf den Literatur-Nobelpreis.

Inhaltsverzeichnis

Leben

John Updike wurde 1932 als einziger Sohn des Lehrers Wesley Updike (1900–1972) und Linda Updike, geborene Hoyer, in Reading in Pennsylvania geboren und wuchs bis zu seinem 13. Lebensjahr in dem nahegelegenen Shillington auf einer abgelegenen Farm in ärmlichen Verhältnissen auf. Seit 1938 litt er lebenslang unter Psoriasis; außerdem stotterte er. Seine Mutter, die selber literarische Ambitionen hatte, ermutigte ihn, zu schreiben.

Nach dem High-School-Abschluss 1950 erhielt er ein volles Stipendium für ein Anglistik-Studium an der Harvard-Universität, das er 1954 mit einer Arbeit über Robert Herrick (Non-Horatian Elements in Robert Herrick’s Imitations and Echoes of Horace) summa cum laude abschloss. An der Universität arbeitete er in der Redaktion der Universitätszeitschrift Harvard Lampoon mit. Mit seiner Frau Mary Pennington, die er 1953 geheiratet hatte, verbrachte er 1954 ein akademisches Jahr an der Ruskin-Kunstschule im englischen Oxford. Dort wurde 1955 auch seine erste Tochter Elizabeth geboren, und er traf die amerikanischen Autoren E.B. und Katharine White; beide waren Redakteure für die Zeitschrift New Yorker, die ihm anboten, für die Zeitschrift zu arbeiten.

Updike bei einer Rede im Jahr 2008

Von 1955 bis 1957 war Updike Redakteur der Zeitschrift The New Yorker, wo er seine ersten Gedichte und seine erste Kurzgeschichte (Friends from Philadelphia) veröffentlichte. 1957 markiert einen Wendepunkt im Leben des Dichters: Er verließ den New Yorker, zog nach Ipswich/Massachusetts und widmete sich fortan ausschließlich dem Schriftstellerberuf – und wurde 1957 Vater eines Sohnes, David. Sein erstes Buch, der Gedichtband The Carpentered Hen erschien 1958, sein erster Roman, The Poorhouse Fair, der von den Bewohnern eines Altenheims erzählte, ein Jahr darauf (den zuvor geschriebenen Roman Home ließ er nicht verlegen). Ein zweiter Sohn, Michael, und die zweite Tochter, Miranda, wurden 1959 und 1960 geboren. 17 Jahre lebte Updike in Ipswich, das die Vorlage für den Ort Tarbox in seinem Roman Ehepaare (Couples, 1968) bildete. Die meisten seiner Romane spielen in Neuengland, so auch die Romane The Centaur (1963), eine Vater-Sohn-Geschichte voller Mystik, und The Coup (1979), die Ich-Erzählung über den Ex-Diktator eines fiktiven afrikanischen Landes.

1976 wurden Updike und Mary Pennington geschieden; 1977 heiratete er in zweiter Ehe Martha Bernhard und lebte mit ihr und ihren drei Söhnen in Georgetown (Massachusetts). Die folgenden Jahrzehnte sind angefüllt von produktiver schriftstellerischer Arbeit und Veröffentlichungen. Zahlreiche Preise und Auszeichnungen, darunter 1982 der Pulitzer-Preis für Bessere Verhältnisse und 2004 der Faulkner Award, spiegeln den Erfolg wider.

John Updike erlag am 27. Januar 2009 im Alter von 76 Jahren einer Lungenkrebserkrankung.

Die Rabbit-Reihe

Berühmt wurde Updike mit dem Roman Rabbit, Run (dt. Hasenherz), dem 1960 erschienenen ersten Band der Rabbit-Reihe. Updike ließ die ursprüngliche Fassung von seinem Verleger bearbeiten, um eventuell zu erwartende Probleme wegen sexuell anstößiger Szenen zu vermeiden. Zu der Reihe von vier Romanen und einer längeren Erzählung gehören neben Rabbit, Run, Rabbit Redux (dt. Unter dem Astronautenmond), Rabbit is Rich (dt. Bessere Verhältnisse), Rabbit at Rest (dt. Rabbit in Ruhe) und die Erzählung Rabbit Remembered (dt. Rabbit, eine Rückkehr).

Die Bände der Reihe erschienen im Abstand von je fast genau zehn Jahren und schildern in entsprechenden Zeitabständen das Leben ihres Protagonisten Harry „Rabbit“ Angstrom, der an der Highschool ein Basketball-Star war und diesen vergangenen Ruhm nie überwinden kann. Weder das Eheleben mit seiner Frau Janice, noch der Sohn Nelson und auch nicht die Liebesaffären, seine Jobs, der erreichte Wohlstand oder Ruhestand können ihn von dem Traum abbringen, im Leben müsse es mehr geben als das. Diese tiefsitzende Unzufriedenheit führt zu vielen kleineren und größeren Ausbruchsversuchen, tatsächlichen Fluchten und persönlichen Revolten, die ihn jedoch stets wieder zurückführen zu seiner Frau und der Existenz in der Kleinstadt Brewer, das Updike seiner Heimatstadt Reading nachgezeichnet hat.

Updike ist es mit dieser Serie wie keinem anderen Autor gelungen, die äußere, materielle Entwicklung der USA wie auch die Veränderungen der amerikanischen Befindlichkeiten zwischen den späten Fünfziger Jahren und der Jahrtausendwende einzufangen, poetisch treffend zu beschreiben und präzise zu analysieren.

Werke

Romane

  • 1959 – The Poorhouse Fair (dt. Das Fest am Abend, 1961)
  • 1963 – The Centaur (dt. Der Zentaur, 1966)
  • 1965 – Of The Farm (dt. Auf der Farm, 1969)
  • 1968 – Couples (dt. Ehepaare, 1969)
  • 1975 – A Month of Sundays (dt. Der Sonntagsmonat, 1976)
  • 1976 – Marry Me: A Romance (dt. Heirate mich. Eine Romanze, 1978)
  • 1978 – The Coup (dt. Der Coup, 1981)
  • 1984 – The Witches of Eastwick (dt. Die Hexen von Eastwick, 1985)
  • 1986 – Roger’s Version (dt. Das Gottesprogramm, 1988)
  • 1988 – S. (dt. S., 1989)
  • 1992 – Memories of the Ford Administration (dt. Erinnerungen an die Zeit unter Ford, 1994)
  • 1994 – Brazil (dt. Brasilien, 1994)
  • 1996 – In the Beauty of the Lilies (dt. Gott und die Wilmots, 1998)
  • 1997 – Toward the End of Time (dt. Gegen Ende der Zeit, 2000)
  • 2000 – Gertrude and Claudius (dt. Gertrude und Claudius, 2001)
  • 2002 – Seek My Face (dt. Sucht mein Angesicht, 2005)
  • 2004 – Villages (dt. Landleben, 2006)
  • 2006 – Terrorist (dt. Terrorist, 2006), Rezension: [1]
  • 2008 – The Widows of Eastwick (dt. Die Witwen von Eastwick, 2009)
  • Die Rabbit-Pentalogie
    • 1960 – Rabbit, Run (dt. Hasenherz, 1976), Rezension: [2]
    • 1971 – Rabbit Redux (dt. Unter dem Astronautenmond, 1978)
    • 1981 – Rabbit Is Rich (dt. Bessere Verhältnisse, 1983)
    • 1990 – Rabbit at Rest (dt. Rabbit in Ruhe, 1992)
    • 2002 – Rabbit Remembered (dt. Rabbit, eine Rückkehr, 2002)
  • Die Bech Books
    • 1970 – Bech: A Book (dt. in Henry Bech, 1991)
    • 1982 – Bech Is Back (dt. in Henry Bech, 1991)
    • 1998 – Bech At Bay: A Quasi-Novel (dt. Bech in Bedrängnis, 2000)

Theaterstücke

  • 1974 – Buchanan Dying

Kinderbücher

  • 1962 – The Magic Flute
  • 1964 – The Ring
  • 1965 – A Child’s Calendar
  • 1969 – Bottom’s Dream
  • 1995 – A Helpful Alphabet Of Friendly Objects (dt. Das erste Bilderbuch. Alltägliche Dinge für Kleinkinder., 1998)

Autobiographisches

  • 1989 – Self-Consciousness (dt. Selbst-Bewusstsein, 1995)

Sammlungen

Gedichte

  • 1958 – The Carpentered Hen And Other Tame Creatures
  • 1963 – Telephone Poles
  • 1969 – Midnight
  • 1977 – Tossing And Turning
  • 1985 – Facing Nature
  • 1993 – Collected Poems 1953–1993
  • 2001 – Americana and Other Poems
  • 2009 – Endpoint and Other Poems

Auswahlbände in Deutschland:

  • 1986 – Gedichte
  • 2005 – Geld (mit Audio-CD „Updike spricht“)
  • 2008 – Americana. Reisegedichte

Erzählungen und Kurzgeschichten

  • 1959 – The Same Door (dt. Auswahl in Glücklicher war ich nie, 1966, und Gesammelte Erzählungen, 1971)
  • 1962 – Pigeon Feathers (dt. Auswahl in Glücklicher war ich nie, 1966, und Gesammelte Erzählungen, 1971)
  • 1964 – Olinger Stories
  • 1966 – The Music School (dt. Auswahl in Gesammelte Erzählungen, 1971)
  • 1972 – Museums And Women (dt. Auswahl in Der verwaiste Swimmingpool, 1987)
  • 1979 – Problems and Other Stories (dt. Auswahl in Der verwaiste Swimmingpool, 1987)
  • 1979 – Too Far To Go (A Selection) (dt. Der weite Weg zu zweit, 1982)
  • 1987 – Trust Me (dt. Spring doch!, 1990)
  • 1994 – The Afterlife and Other Stories (dt. Der Mann, der ins Sopranfach wechselte, 1997)
  • 2000 – Licks Of Love. Short Stories and A Sequel, Rabbit Remembered (dt. Wie war’s wirklich, 2004, und Rabbit, eine Rückkehr, 2002)
  • 2003 – The Early Stories, 1953–1975 (dt. Glücklicher war ich nie, Frühe Erzählungen 1, 2006; Werben um die eigene Frau, Frühe Erzählungen 2, 2007; In einer Bar in Charlotte Amalie, Frühe Erzählungen 3, 2008)
  • 2009 – My Father's Tears and Other Stories

Essays

  • 1965 – Assorted Prose
  • 1975 – Picked-Up Pieces
  • 1983 – Hugging The Shore (dt. Amerikaner und andere Menschen, 1987)
  • 1989 – Just Looking
  • 1991 – Odd Jobs (dt. Auswahl in Vermischtes, 1995)
  • 1996 – Golf Dreams: Writing On Golf (dt. Golfträume, 2000)
  • 1999 – More Matter (dt. Wenn ich schon gefragt werde, 2001, und Updike und ich, 2002)
  • 2000 – On Literary Biography
  • 2005 – Still Looking: Essays on American Art
  • 2007 – Due Considerations: Essays and Criticism

Sonstiges

  • 1983 – Emersonianism
  • 1990 – Mites And Other Poems In Miniature (limitiert auf 226 Exemplare)

Verfilmungen

  • 1970: Nichts wie weg, Rabbit (Rabbit, run)
  • 1978: Der weite Weg zu zweit (Too far to go)
  • 1984: Krach in Zimmer 14 (The roommate)
  • 1986: Die Hexen von Eastwick

Preise und Auszeichnungen

John Updike (links)
bei der Verleihung der National Medal of Arts zusammen mit Barbara und George H. W. Bush am 17. November 1989

Literatur

  • William Pritchard: Updike: America’s Man of Letters. Steerforth Press, 2000, ISBN 1-58642-002-X (engl.)
  • Volker Hage: John Updike: Eine Biographie. Rowohlt, Reinbek 2007, ISBN 3-498-02989-4
  • Claudia Türk: Zeitgeist, Naturwissenschaft und die Suche nach Gott in John Updikes Romanen: The poorhouse fair, Roger’s version und Toward the end of time. Frankfurt am Main, 2008, ISBN 978-3-631-57076-0

Weblinks

Einzelbelege

  1. Rezension von Terrorist, literatur-ecke.de, 2006
  2. Inhaltsangabe und Besprechung von Hasenherz, leselust.de

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