Johanniterhaus Küsnacht

Johanniterhaus Küsnacht
Das Hauptgebäude des ehemaligen Johanniterhauses, heute Sitz der Kantonsschule Küsnacht

Das Johanniterhaus Küsnacht war der Sitz einer Kommende der Johanniter in Küsnacht bei Zürich.

Inhaltsverzeichnis

Gründung

Karte der Niederlassungen des Johanniterordens in der Schweiz
Fresko im 1. Stock
Komtur Andreas Gubelmann, auf einem Fenster aus dem Jahr 1498 in der reformierten Kirche in Bubikon

Das den kirchlichen Besitz regelnde Verwaltungsrecht, der Kirchensatz, lag von der ersten Hälfte des 13. bis in die Mitte des 14. Jahrhunderts bei den Freiherren von Tengen aus dem Hegau, denen in Küsnacht auch Höfe und Güter gehörten. Am 6. März 1358 verkauften die Brüder Konrad III., Propst des Kollegialstiftes in Embrach, und sein Bruder Johannes von Tengen in Einverständnis mit ihren Brüdern Rudolf und Friedrich die Georgskirche, Hof und Kirchensatz zu Küsnacht für 1093 Mark Silber an den Komtur der Johanniterkommende von Wädenswil, Graf Hugo II. von Werdenberg. Der Preis wurde in drei Raten guts silbersin schaffhuser gewicht bezahlt, wofür in Schaffhausen eine Quittung ausgestellt wurde.

1373 übertrug Papst Gregor XI. in Avignon dem Orden auf dessen Bitte hin die Pfarrkirche zu Küsnacht. Die Kommende wurde damit selbständig, bisher war sie der Komturei der Bubiker Johanniter unterstellt. Seine Ordensmitglieder werden 1381 erstmals genannt.

Im gleichen Jahr 1373 liess Graf Hugo auf eigene Rechnung an die westliche Vorhalle der reformierten Kirche, an der Stelle des heutigen Singsaaltraktes der Kantonsschule Küsnacht, für zwölf Brüder und je sechs Priester und Ritter ein Priesterhaus mit angegliedertem Spital anbauen.

erste Komture

Erster Komtur der neuen Kommende wurde Burkhard Bilgeri, Mitglied einer angesehenen und reichen Zürcher Stadtfamilie. Er wirkte von 1383 bis 1392. Sein Nachfolger wurde Graf Hugo von Montfort-Bregenz, doch bereits 1393 bis 1396 hatte Rudolf II. von Landenberg-Werdegg die Leitung über die Kommende.

Johannes Staler

Singsaalflügel (links) und Hauptgebäude rechts der KSK

Nach offenbar nicht eben guten Erfahrungen mit diesen beiden letzten Komturen kam das Haus unter auswärtige Verwaltung, bis 1407 Komtur Johannes Staler von Waldshut die Führung übernahm, der die Anlage 1411 um den heutigen Haupttrakt erweiterte, der heutige Singsaalflügel wurde zum Oekonomiegebäude umgebaut. Bei den Umbauten für das Lehrerseminar von 1834 wurde im Parterre eine viereckige Steintafel entdeckt mit der Inschrift:

anno domini 1358 empta est ecclesia a fratre hugone comes de werdenberg magister alimanie ordinis sancti johannis baptiste. anno domini 1411 constructa est hec domus cum muro completa a fratre ...

Am 14. März 1409 erwarb Staler zudem noch von Abt Heinrich von Kappel für 200 Pfund die grosse Zehntentrotte am See, die er gleich darauf an der Westseite mit Fresken schmücken liess. Staler hatte die Leitung der Kommende bis 1416 inne.

Der letzte Komtur

Komtur Konrad Schmid
Gedenktafel für den letzten Komtur Konrad Schmid

Der letzte Komtur in Küsnacht war Konrad Schmid, der Nachfolger des Komturs Andreas Gubelmann. Schmid wurde 1476 oder Anfang 1477 als Kind einer Küsnachter Bauernfamilie geboren und war in jungen Jahren selbst Insasse des Küsnachter Johanniterhauses. Im Alter von knapp vierzig Jahren studierte er noch Theologie an der Universität Basel, 1515/16 legte er dort Prüfungen ab. 1520 wurde er Vorsteher der Komturei in Küsnacht.

Schmid fiel am 11. Oktober 1531 an der Seite seines Freundes Zwingli in der Schlacht bei Kappel; C.F. Meyers Gedicht «Der Rappe des Komturs» erinnert daran.

Nach der Reformation

Nach der Reformation gingen die Güter der Johanniter-Komturei in den Besitz der Stadt Zürich über, wurden aber weitgehend für die neue Kirchgemeinde Küsnacht verwendet. Rechtlicher Nachfolger der Komturei wurde das Amt Küsnacht, an dessen Spitze der Amtmann stand. Dieser nahm in einem der alten Konventsgebäude seinen Wohnsitz, weshalb man auch heute noch vom Amtshaus neben der Kirche spricht. Bis 1792 diente das Gebäude als Sitz der Zürcher Amtmänner, bis die Ämter per Gesetz vom 29. März 1833 aufgehoben wurden.

Lehrerseminar

Für seinen neuen Zweck als Schulhaus wurde das Gebäude 1832 stark umgebaut. 1988 wurde es restauriert und die gesamte Haustechnik erneuert. Im Haupttrakt liegen jetzt Unterrichtsräume für das Untergymnasium, Fachzimmer für Musik und Informatik, das Lehrerzimmer mit Lehrerarbeitsräumen und die Büros die Schulverwaltung. Im Nebenflügel sind über dem Singsaal die Räumlichkeiten für die Bereiche Chemie, Physik und Instrumentalunterricht untergebracht.

Literatur

  • Christian Schmid: Das Seminar Küsnacht, seine Geschichte 1832 bis 1982, Seminar Küsnacht, 1982
  • Küsnachter Jahrhefte 1972 und 1981 mit Beiträgen Armin Eckinger und Alfred Egli
  • Küsnacht am Zürichsee, Schweizerischer Kunstführer, Bern 1997

Siehe auch

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