Johannes Oesterreicher

Johannes Oesterreicher

Johannes Oesterreicher (* 2. Februar 1904 in Stadt Liebau in Mähren; † 18. April 1993 in Livingston, New Jersey) war ein österreichischer katholischer Geistlicher jüdischer Abstammung.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach der Lektüre der Schriften von Søren Kierkegaard, John Henry Newman und Theodor Haecker konvertierte er zum Katholizismus. Im Mai 1924 wurde er getauft; sein Taufpate war Max Josef Metzger. Am 17. Juli 1927 wurde er von Erzbischof Friedrich Gustav Piffl zum Priester geweiht. 1934 gründete er die Zeitung Die Erfüllung, die das Verhältnis zwischen Juden und Christen verbessern sollte; er erhob seine Stimme gegen den Antisemitismus. Für die Nazis ist Österreicher der "Hetzpfaff" gegen den sie wüste Attacken reiten. Sie fürchten den Priester, denn er sagt ins seinen Rundfunkansprachen:"Die Heimat wird ihrer Freiheit beraubt, ausgeplündert und um ihr Volksvermögen gebracht. Ihre religiösen Schulen und Klöster werden gesperrt, Kinderseelen verwüstet, junge Menschen verdorben. Arbeiter werden um ihre Rechte betrogen, Bauern und Bürger um die Früchte ihrer Arbeit, das ganze Volk um sein tägliches Brot gebracht. Die Kirchen werden unterdrückt, immer mehr Priester verhaftet, die Juden grausam verfolgt. Armes bitter getäuschtes, geknechtetes Österreich". Er gründete und leitete das Pauluswerk in Wien, einen religiösen Verein für jüdische Katholiken. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich ist er nach dem ersten Schock der Volksabstimmung in sein Büro gefahren und hat sämtliche Dokumente vernichtet, die viele Juden in arge Bedrängnis gebracht hätte. Nach einem Verhör durch die Gestapo flüchtete er im April 1938 über die Schweiz nach Frankreich, wo er regelmäßig Predigten gegen den Rassenwahn und die Kriegspolitik der Nazis hielt, die auf der Wellenlänge einer österreichischen Widerstandsradiostation übertragen wurden. Im Juni 1940 musste er auch aus Frankreich fliehen. Am 12. November 1940 erreichte er die USA. Er wirkte nun an verschiedenen Pfarreien in New York. Ab März 1953 lehrte er an der Seton Hall University in South Orange, New Jersey, an der er das Institut für jüdische-christliche Verständigung gegründet hat und bis ins hohe Alter tätig war. Die Eltern von Johannes Maria Oesterreicher Nathan und Ida wurden in die Konzentrationslager Theresienstadt und Auschwitz deportiert und dort ermordet. Am Zweiten Vatikanischen Konzil regte er an, eine Erklärung über das Verhältnis des Christentums zum Judentum herauszugeben, und formulierte die grundlegenden Punkte, die diese Erklärung beinhalten sollte. Die Erklärung wurde am 28. Oktober 1965 als Nostra Aetate verabschiedet.

Zitat

"Eine ausführliche Darstellung meines Lebens und meines Bekenntnisses zu Christus würde Wochen in Anspruch nehmen. Ich müßte u.a. den Einfluß beschreiben, den Sören Kierkegaard, Kardinal Newman, Ferdinand Ebner, Theodor Haecker, 'Der Brenner', 'Die Fackel', vor allem die Evangelien auf mich hatten." (Johannes Maria Oesterreicher in einem Brief vom 16. Oktober 1986)

Literatur

  • Standing Before God. Studies in Prayer in Scriptures and in Tradition with Essays. In Honor of John M. Oesterreicher. New York: KTAV 1981

Weblinks


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