Johannes Klimakos

Johannes Klimakos
Ikonographie der „Himmelsleiter“

Johannes Klimakos (griechisch Ἰωάννης Κλίμακος, * vor 579; † um 649)[1] war ein Heiliger, Mönch und griechischer asketischer Schriftsteller.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Über das Leben des Johannes Klimakos ist wenig überliefert. Er trat als Sechzehnjähriger in das Sinaikloster ein und wurde Mönch. Der Legende nach verwandte er als Novize vier Jahre, um sich zu prüfen und unterweisen zu lassen. Danach zog er sich an den nahen Ort Thola zurück, wo er jahrzehntelang asketisch lebte. Gleichzeitig unterwies er einige Schüler in der Askese. Trotz seiner strengen Lebensweise wurde er der Überlieferung nach von einigen Mönchen als geschwätziger und kindischer Mann bezeichnet, woraufhin Johannes sich ein Jahr lang strenges Schweigen auferlegte. Daraufhin wählte man ihn nach 40 Jahren als Eremit zum Abt des Katharinenklosters auf dem Sinai.

Schriften

Johannes fertigte zahlreiche asketische Schriften an, in denen er einen Weg zur christlichen Vollkommenheit vorzeichnete. Sein Hauptwerk ist Klimax tu paradeísu (‚Treppe zum Paradies‘). Dieses Werk, dem Johannes seinen Beinamen verdankt, erhielt seinen Namen nach Jakobs Traum von der Himmelsleiter (Gen 28, 10-19). Johannes schildert darin den Weg des Mönchs zur Vollkommenheit in 30 Graden (Leitersprossen). Über die Phasen des „Bruchs mit der Welt“, der Erlernung der Grundtugenden, der anschließenden „Reinigung des Gottsuchers“ und der „Krönung des ‚Weges der Praxis‘“ gelangt der Mönch schließlich zur „Einigung mit Gott“.

Die Beobachtung von Wilhelm Bousset,[2] dass die Alte Kirche nicht die alten Religionen des Mittelmeerraumes (siehe auch Hellenismus, Spätantike) weiterführt, sondern die Philosophie der Griechen, wird durch Johannes ganz bestätigt:

„παρὰ ἀνθρώποις οὐκ ἔστι, φησὶν, οὐκ ἔστι τὴν ἐνστῶσαν ἡμέραν εὐσεϐῶς διεξιέναι, εἰ μὴ αὐτὴν ἐσχάτην παντὸς τοῦ βὶου λογισώμεθα. Καὶ θαῦμα ὄντως πῶς καὶ Ἕλληνές τι τοιοῦτον ἐφθέγξαντο, ἐπεὶ καὶ φιλοσοφίαν τοῦτο εἶναι ὁρίζονται, μελέτην θανάτου.“ – „Fieri non potest, inquit nonnemo, non potest fieri inter mortales, ut praesentem diem satis pie religioseque transigamus, nisi illum ipsum diem totius vitae supremum ultimumque existimemus. Et sane permirum est, quomodo et pagani scriptores aliquid id genus pronuntiarint, qui studium sapientae nihil aliud esse dixerunt quam meditationem mortis.“ – „Es ist nicht möglich, sagte jemand, den gegenwärtigen Tag rechtschaffen zuzubringen, es sei denn, man hielte ihn für den letzten unseres Lebens. Und es ist schon bemerkenswert, dass auch die Griechen so etwas behaupteten. Philosophie definierten sie als Nachsinnen über den Tod.“

Johannes Klimakos[3]

Nachleben

Textstücke aus der Treppe zum Paradies wurden in der Kleinen Philokalie abgedruckt, einem weit verbreiteten Andachtsbuch der russisch-orthodoxen Kirche.

„Die Leiter, die auf dringliche Bitte des Abtes des nahen Klosters von Raithu am Sinai verfaßt wurde, ist ein vollständiger Traktat über das geistliche Leben, in dem Johannes den monastischen Weg vom Verzicht auf die Welt bis hin zur Vollkommenheit der Liebe beschreibt. Es ist ein Weg, der nach diesem Buch über dreißig Stufen verläuft, von denen jede mit der nachfolgenden verbunden ist.“

Papst Benedikt XVI.[4]

Der Festtag des heiligen Johannes Klimakos ist der 30. März. Er wird in der Kunst als Asket und Greis mit einem langen Bart dargestellt, oftmals auch mit der Himmelsleiter. Der Mönch Daniel aus dem nahen Kloster Raithu schrieb die Vita des Johannes Klimakos.

Sören Kierkegaard veröffentlichte seine Philosophische Brocken (1844) unter dem Pseudonym Johannes Climacus.

Literatur

Primärtexte

  • Matthäus Rader (Hg.): Του εν αγιοις πατρος ημων Ιωαννου Σχωλαστικου, του ηγουμενου του αγιου ορους Σινα, απαντα (Tu en hagiois patros hēmōn Iōannu Scholastiku, tu hēgumenu tu hagiu orus Sina, hapanta). Sancti Patris Nostri Ioannis Scholastici abbatis montis Sina, qui vulgò Climacus appelatur, opera omnia). Sumptibus Sébastien Cramoisy, Lutetiae Parisiorvm 1633.
  • Jacques Paul Migne (Hg.): Του εν αγιοις πατρος ημων Ιωαννου Σχωλαστικου, του ηγουμενου του αγιου ορουσ Σινα, απαντα (Tu en hagiois patros hēmōn Iōannu Scholastiku, tu hēgumenu tu hagiu orus Sina, hapanta). Sancti Patris Nostri Joannis Scholastici, vulgo Climaci, abbatis montis Sina, opera omnia. Patrologiae cursus completus […], series graeca 88. DNB 457770686
Patrologia cursus completus […] omnium SS. patrum, doctorum scriptorumque ecclesiasticorum sive Latinorum, sive Graecorum; Nachdruck-Bände verlegt im Brepols-Verl., Turnhout (Belgien). DNB 457769645

Übersetzungen

  • Franz Sales Handwercher: Die Leiter zum Paradiese. Oder: Vorschriften, wodurch eifrige Seelen zur christlichen Vollkommenheit geleitet werden. Aus dem griechischen Urtexte des heiligen Kirchenvaters Johannes Klimakus, Abtes auf dem Berge Sinai; nebst seinen übrigen Schriften; mit Erklärungen des Elias, Erzbischofes von Kreta, und Anmerkungen aus der heiligen Schrift und den Werken heiliger Kirchenväter. EA Krüll, Landshut 1834. 2. Aufl. Manz, Regensburg 1874 (Leitsterne auf der Bahn des Heils Bd. 7 = Neue Folge Bd. 1).
  • Heiliger Johannes vom Sinai: Klimax oder die Himmelsleiter. (Hg.: Berg-Sinai-Stiftung, Übs.: Mönch Geōrgios Makedos, Vorw.: Damianos · Erzbischof des Sinai; mit 24 Miniaturen), Der Christliche Osten, Würzburg 2000. ISBN 3-927894-26-5
  • „Sentenzen des Johannes Climacus vom Sinai“, in: Zwischen Welt und Wüste. Worte christlicher Araber. (Aus dem Syr., Äthiop., Arab. und Griech. übers. und hrsg. von Klaus Berger), Insel-Verl., Frankfurt am Main / Leipzig 2006 (Insel-Bücherei Nr. 1275); S. 56-83 (Auswahlübersetzung). ISBN 3-458-19275-1(Diskussion:Arabische Philosophie)

Sekundärliteratur

Sämtliche Werke und Briefe (Hg.: Gerhard Schaub, Ernst Teubner; Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung zu Darmstadt in Zusammenarbeit mit der Hugo-Ball-Gesellschaft, Pirmasens). Wallstein, Göttingen 2003 ff. (Veröffentlichung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung 81). ISBN 978-3-89244-701-6
Bd. 7 (Hg., Kommentar: Bernd Wacker). Ibid. 2011. ISBN 978-3-89244-779-5
  • Philippos Savvopoulos: Ekstatische Person als Bildungsziel bei Johannes Klimakos. Ein Beitrag zur griechisch-orthodoxen Pädagogik. Frankfurt am Main / Bern / New York, Lang 1986 (Europäische Hochschulschriften: Reihe 11, Pädagogik; Bd. 278). ISBN 3-8204-8989-4
  • Michael Plathow: Johannes Klimakus. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 3, Herzberg 1992, ISBN 3-88309-035-2, Sp. 442–443.
  • Erhard Gorys: Lexikon der Heiligen. EA Dt. Taschenbuch-Verl., München 1997, 357 S. ISBN 3-423-32507-0. 5. Aufl. ebd. 2004, 396 S. ISBN 3-423-34149-1
  • Andreas Müller: Das Konzept des geistlichen Gehorsams bei Johannes Sinaites. Zur Entwicklungsgeschichte eines Elements orthodoxer Konfessionskultur. Univ. München (Habil.-Schr.) 2003; Mohr Siebeck, Tübingen 2006 (Studien und Texte zu Antike und Christentum / Studies and Texts in Antiquity and Christianity; 37). ISBN 3-16-148965-9
  • Wunibald Müller: Dreißig Stufen zum Paradies. Ein spirituelles Lebensprogramm. Echter, Würzburg 2010. ISBN 978-3-429-03296-8

Einzelnachweise

  1. Erhard Gorys: Lexikon der Heiligen, S. 169. Das BBKL nimmt seine Lebenszeit hingegen zwischen 525 und 600/616 an.
  2. Apophthegmata. Studien zur Geschichte des ältesten Mönchtums. (Aus dem Nachlass hrsg. von Theodor Hermann und Gustav Krüger), Mohr, Tübingen 1923 DNB 579238172. ND Scientia-Verl., Aalen 1969. DNB 456170065
  3. Λογος ϛ' · Gradus VI: Περὶ μνήμης θανάτου · De memoria mortis. Migne: Patrologiae cursus completus […], series graeca 88, 145; Sp. 797 f. · Klaus Berger, S. 63. – Platon (Φαίδων · Phaidon 61d-e): „καὶ γὰρ ἴσως καὶ μάλιστα πρέπει μέλλοντα ἐκεῖσε ἀποδημεῖν διασκοπεῖν τε καὶ μυθολογεῖν περὶ τῆς ἀποδημίας τῆς ἐκεῖ, ποίαν τινὰ αὐτὴν οἰόμεθα εἶναι· τί γὰρ ἄν τις καὶ ποιοῖ ἄλλο ἐν τῷ μέχρι ἡλίου δυσμῶν χρόνῳ;“ · „Auch ziemt es sich ja wohl am besten, dass der, welcher dabei ist, dorthin zu wandern, nachsinne und sich Bilder mache über die Reise dorthin, wie man sie sich wohl zu denken habe. Was könnte einer auch wohl noch weiter tun in der Zeit bis zum Untergang der Sonne?“ – Marcus Tullius Cicero (Tusculanae disputationes · Gespräche in Tusculum I, 30): „Tota philosophorum vita commentatio mortis est.“ · „Das ganze Leben der Philosophen ist ein Denken an den Tod.“ – Mark Aurel (Τὰ εἰς ἑαυτόν · Selbstbetrachtungen IV, 17): „Μὴ ὡς μύρια μέλλων ἔτη ζῆν. τὸ χρεὼν ἐπήρτηται· ἕως ζῇς, ἕως ἔξεστιν, ἀγαθὸς γενοῦ.“ · „Tu nicht, als wenn du Tausende von Jahren zu leben hättest. Der Tod schwebt über deinem Haupte. So lange du noch lebst, so lange du noch kannst, sei ein rechtschaffener Mensch.“
  4. Katechese von Papst Benedikt XVI. am 11. Februar 2009 (Webdokument, vatican.va).

Weblinks

 Commons: Johannes Klimakos – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Werke von Johannes Klimakos


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