Johann von Gent

Johann von Gent
John of Gaunt, Herzog von Lancaster

John of Gaunt, Herzog von Lancaster, dt. Johann von Gent, frz. Jean de Gand (* 6. März 1340 in Gent; † 2. Februar 1399) war der dritte überlebende Sohn König Eduards III. von England und Philippa von Hainault. Sein Namenszusatz Gaunt (Gent) leitet sich von seinem Geburtsort Gent im heutigen Belgien ab. Seine weiteren Titel lauteten Ritter des Hosenbandorden, Lord High Steward of England, Herzog von Aquitanien, Earl of Derby, Earl of Lincoln, Earl of Richmond, Lord of Bergerac & Roche-sur-Yon, Lord of Beaufort & Nogent, Lord Warden des Cinque-Ports und König von Kastilien.

Der sehr reiche Gaunt hatte enormen Einfluss auf die Regierung während der Herrschaft seines Neffen Richard II., und der darauf folgenden Perioden politischer Unruhen, war aber vorsichtig, nicht offen mit den Gegnern des Königs in Verbindung gebracht zu werden.

Zu John of Gaunts legitimen Nachkommen, des Hauses Lancaster, gehörten die Könige Heinrich IV., Heinrich V., und Heinrich VI.. Zu John of Gaunts zunächst illegitimen Nachfahren, die schließlich durch die Heirat mit Catherine Swynford im Jahre 1396 legitimiert wurden, gehörte John Beaufort 1. Earl of Somerset, dessen Enkelin Margaret Beaufort später ins Haus Tudor einheiratete, das mit Heinrich VII. zum Thron aufstieg. Weitere legitime Nachkommen Gaunts waren die Töchter Philippa of Lancaster, die an der Seite von König Johann I. (Portugal) regierte und Mutter von Eduard (Portugal) war, Elizabeth, Herzogin von Exeter, welche die Mutter von John Holland, 1. Herzog von Exeter wurde, sowie Katherine (Catalina) of Lancaster, die an der Seite von König Heinrich III. (Kastilien) den dortigen Thron bestieg. Sie war die Enkelin Peter I. (Kastilien) und die Mutter von Johann II. (Kastilien).

Als John of Gaunt 1399 starb, fielen seine Ländereien und sein Vermögen an die Krone, weil Richard II dessen Erben Heinrich Bolingbroke 1398 ins Exil geschickt hatte. Bolingbroke kehrte 1399 zurück und setzte den wenig populären Richard ab, um selbst als erster Nachfahre des John of Gaunt König Heinrich IV. zu werden. John of Gaunt wurde neben seiner ersten Frau, Blanche of Lancaster, im Kirchenschiff der St. Paul's Cathedral in einem von Henrich Yevele gestalteten Grab aus Elfenbein (ähnlich dem seines Sohnes in der Canterbury Cathedral) beigesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Herzog von Lancaster

Nach dem Tod seines Schwiegervaters Henry of Grosmont, 1. Herzog von Lancaster, bekam er die Hälfte von dessen Ländereien, den Titel des Grafen von Lancaster und war damit Halter des meisten Landes im Norden Englands. Er war in erster Ehe mit seiner Cousine, Blanche of Lancaster (1359), Erbin der Grafschaft Lancaster verheiratet. Gleichzeitig wurde er der 14. Baron von Halton. Durch den Tod von Blanche's Schwester Matilda of Leicester (verheiratet mit Wilhelm I. (Bayern)) erbte er 1362 die andere Hälfte.

Wappen Johanns von Gent als kastilischer Thronanwärter

Den Titel des Herzogs von Lancaster bekam er von Edward III am 13. November 1362. John hatte sich bis zu diesem Zeitpunkt als unglaublich reicher Prinz etabliert, der wenigstens 30 Schlösser und ausgedehnte Ländereien überall in England und Frankreich besaß. Sein Hofstand war in Ausmaß und Organisation mit dem des Königs vergleichbar.

Nach dem Tod seines älteren Bruders, Edward of Woodstock später als Der Schwarze Prinz bekannt, wuchs die Macht John of Gaunts. Er unterstützte den Kirchenreformer John Wyclif aus unbekannten Gründen, aber vielleicht um dem wachsenden weltlichen Einfluss der katholischen Kirche entgegenzuwirken. Gaunt's Aufstieg zu politischer Macht wurde von großem Unmut gegenüber seinem Einfluss begleitet. Als die englische Streitmacht Rückschläge im hundertjährigen Krieg gegen Frankreich erdulden musste und König Edward III wegen hoher Besteuerung und seiner Affäre mit Alice Perrers immer unpopulärer wurde, wurde insbesondere der Herzog von Lancaster mit dem Versagen der Regierung während der 1370er Jahre in Verbindung gebracht. Darüber hinaus erreichte der Duke of Lancaster im Gegensatz zum König und dem Prinzen von Wales nie den Status eines Kriegshelden durch Erfolge auf dem Schlachtfeld, sondern erlitt eine Niederlage nach der anderen, was seinen Ruf geschädigt haben mag. Obwohl er z.B. in der Schlacht von Nájera kämpfte, waren seine späteren militärischen Projekte nicht von Erfolg gekrönt.

Als König Edward III 1377 starb und sein zehnjähriger Enkel ihm als Richard II. (England) auf den Thron folgte, erhöhte sich der Einfluss des Herzogs weiter. Dennoch blieb Misstrauen, und einige verdächtigten ihn, selbst den Thron besteigen zu wollen. Lancaster nahm große Mühen auf sich, um nicht mit den Gegnern von Richards Herrschaft in Verbindung gebracht zu werden; doch als faktischer Machthaber Englands bis zu Richards Volljährigkeit, traf er einige Entscheidungen über die Besteuerung, die zur Peasants' Revolt führten, während derer sein Palast in London zerstört wurde.

Im Jahre 1386 verließ Lancaster England, um seinen Anspruch auf den kastilischen Thron geltend zu machen, den er aus seiner zweiten Ehe 1371 mit Konstanze von Kastilien (1354–1394) hatte. Indes brachte die Missherrschaft Richards England 1387 an die Grenze eines Bürgerkrieges. Johann von Gent zeigte sich nach seiner Rückkehr nach England 1389 in der Lage, einen Kompromiss zwischen den sogenannten Apellanten und König Richard herbeizuführen und damit eine Periode relativer Stabilität einzuläuten. Während der 1390er Jahre wurde der Ruf des Herzogs, mit Hingabe für die Wohlfahrt des Königreiches zu sorgen, in weiten Teilen wiederhergestellt. Lancaster starb eines natürlichen Todes am 3. Februar 1399.

Ehen und Abkömmlinge

1359 heiratete John of Gaunt seine Cousine Blanche of Lancaster, Tochter von Henry of Grosmont in der Reading Abbey. Blanche starb 1368. Es wird spekuliert, dass der Poet Geoffrey Chaucer, Freund und Klient von Gaunt, sein „Book of the Duchess“ für sie schrieb und ihr widmete, weil das Gedicht nicht nur einen „schwarzen Ritter“ sondern auch die „weiße Lady“ enthält, was als Allegorie zu Blanche interpretiert werden kann. Am Ende des Gedichts findet sich ein Rückbezug auf die Ehe zwischen John und Blanche, indem der Klang ihrer Titel Lancaster und Richmond als „long castle“ (Zeile 1318) und „riche hil“ (Zeile 1319) aufnimmt. Als alternative Interpretation könnte „long castel“ auch auf Konstanze von Kastilien und die heraldischen Arme Kastiliens anspielen.

Wappen von John of Gaunt, als er seinen Thronanspruch auf Kastilien und Leon geltend machte.

1371 heiratete John Konstanze von Kastilien, die Tochter Königs Peter I., was seinen Thronanspruch auf Kastilien begründete, dem er später nachging. Obwohl Gaunt nie selbst in der Lage war seinen Anspruch geltend zu machen, wurde die gemeinsame Tochter, Katherine, durch Heirat mit Heinrich III. Königin von Kastilien.

Unterdessen hatte John of Gaunt weitere vier Kinder von seiner langjährigen Mätresse Catherine Swynford (deren Schwester Philippa de Roet mit Chaucer verheiratet war) bekommen. Konstanze starb 1394. Zwei Jahre später heiratete er Catherine 1396 und die gemeinsamen Kinder wurden legitimiert, jedoch von der Thronfolge ausgeschlossen. Sein ältester Sohn, John, hatte eine Enkelin, Margaret Beaufort, deren Sohn, später König Heinrich VII., gleichwohl Anspruch auf den Thron erhob.

Kinder

(siehe auch Stammbaum der Häuser Lancaster und York)

  • John of Gaunt (* 1340 † 1399), Herzog von Lancaster und Aquitanien ∞ 1359 Blanche of Lancaster (* 1345 † 1369)
1. Philippa (* 1360 † 1426), ∞ Johann I. von Portugal (* 1357 † 1433)
2. John (* 1362 † 1365)
3. Elizabeth (* 1364 † 1426)
4. Edward (* 1365 † 1368)
5. John (* 1366 † 136x)
6. Henry (* 1367-† 1413), König von England 1399 ∞ 1380 Mary de Bohun (* 1369 † 1394)
1. Edward (* 1382 † 138x)
2. Blanche (* 1382 † 1409) ∞ 1402 Ludwig III. von der Pfalz
3. Henry (* 1387 † 1422), König von England 1413 ∞ 1420 Katharina von Valois (* 1401 † 1437), Tochter Karls VI. von Frankreich, in 2. Ehe mit Owen Tudor verheiratet und Großmutter von Henry Tudor ab 1485 König von England
1. Henry (* 1421 † 1471), König von England 1422 ∞ 1445 Margaret von Anjou (* 1429 † 1481)
1. Edward (* 1453 † 1471), Prinz von Wales
4. Thomas (* 1388 † 1422), Herzog von Clarence
5. John (* 1389 † 1435), Herzog von Bedford
6. Humphrey (* 1390 † 1446), Herzog von Gloucester
7. Philippa (* 1394 † 1430), ∞ 1406 Erich VII. König von Dänemark, Schweden und Norwegen
7. Isabelle(* 1368 † 136x)
1. Catalina (Katharina) Plantagenet (1372–1418), heiratete König Heinrich III. von Kastilien (1379–1406) (Haus Trastámara)
2. John Plantagenet (1372–1375)
1. John Beaufort, 1. Earl of Somerset (1373–1410), heiratete Margaret Holland (1385–1429)
2. Henry Beaufort, (1375–1447), Kardinal
3. Thomas Beaufort, 1. Herzog von Exeter (1377–1426), heiratete Margaret Neville
4. Joan Beaufort (1379–1440), heiratete (1) Robert Ferres, Baron Ferres von Wemme († 1396); (2) Ralph Neville, Earl of Westmorland (1364–1425)
  • Aus der Beziehung mit Marie de St. Hillaire stammt die Tochter
1. Blanche Plantagenet (1359–1388), die Thomas Morieux heiratete

Für den Stammbaum der Nachkommen aus John of Gaunts 3. Ehe, siehe Haus Beaufort

Popkultur

Im Zentrum Lancasters gibt es einen Pub mit dem Namen The John O'Gaunt, bekannt für seinen live Jazz und seine große Auswahl an Wiskeys. Weiterhin trägt ein Verwaltungsbezirk der Stadt den Namen.

In William Shakespeare's Stück Richard II., ist die berühmte Englandrede dem sterbenden John of Gaunt gewidmet.

This royal throne of kings, this scepter'd isle,
This earth of majesty, this seat of Mars,
This other Eden, demi-paradise,
This fortress built by Nature for herself
Against infection and the hand of war,
This happy breed of men, this little world,
This precious stone set in the silver sea,
Which serves it in the office of a wall,
Or as a moat defensive to a house,
Against the envy of less happier lands,
This blessed plot, this earth, this realm, this England,
This nurse, this teeming womb of royal kings,
Fear'd by their breed and famous by their birth
—Act II, scene i, 42–54

The Tragedy of King Richard II bei Wikisource

Im erfolgreichen fiktiven Roman Das Lächeln der Fortuna von Rebecca Gablé spielt John of Gaunt eine zentrale Rolle.

Vorfahren

Vorfahren des Herzogs von Lancaster
John of Gaunt, dem Titel nach König von Kastilien und León
Vater:
Edward III. (England)
Großvater väterlicherseits:
Edward II. (England)
Urgroßvater väterlicherseits:
Edward I. (England)
Urgroßmutter väterlicherseits:
Eleonore von Kastilien
Großmutter väterlicherseits:
Isabella von Frankreich
Urgroßvater väterlicherseits:
Philipp IV. (Frankreich)
Urgroßmutter väterlicherseits:
Johanna von Navarra
Mutter:
Philippa von Hainault
Großvater mütterlicherseits:
Wilhelm III. (Holland)
Urgroßvater mütterlicherseits:
Johann II. (Holland)
Urgroßmutter mütterlicherseits:
Philippine (Luxemburg)
Großmutter mütterlicherseits:
Johanna von Valois
Urgroßvater mütterlicherseits:
Karl I. (Valois)
Urgroßmutter mütterlerlicherseits:
Marguerite von Anjou-Sizilien

Literatur

  • Armitage-Smith, Sydney. John of Gaunt, King of Castile and Leon, Duke of Lancaster, &c.. Barnes & Noble, 1964.
  • Cantor, Norman F. The Last Knight: The Twilight of the Middle Ages and the Birth of the Modern Era. Free Press, 2004.
  • Goodman, Anthony. John of Gaunt: The Exercise of Princely Power in Fourteenth-Century Europe. St. Martin, 1992.
  • Walker, Simon. The Lancastrian Affinity, 1361– 1399. Clarendon Press, 1990.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Johann von Gaunt — (spr. gaont, d. h. Gent), dritter Sohn König Eduards 1 II. von England, geb. 24. Juni 1340 in Gent, als sein Vater in Flandern weilte, gest. 3. Febr. 1399, heiratete 1359 Blanche, die Erbin des Herzogtums Lancaster (gest. 1369), und ward 1362… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Johann von Joinville — Wappen der Herren von Joinville Johann von Joinville (frz.: Jean de Joinville, * 1224 oder 1225; † 24. Dezember 1317) war Herr von Joinville und Seneschall der Grafschaft Champagne. Außerdem war er Vertrauter von König Ludwig IX. von Frank …   Deutsch Wikipedia

  • Johann V. (Bretagne) — Johann V., genannt der Eroberer (le Conquérant) oder der Tapfere (le Vaillant), (* 1339; † 1. November 1399 in Nantes) war ein Herzog der Bretagne, Graf von Montfort l Amaury und Earl of Richmond. Er war der Sohn des Herzogs Johann IV. von… …   Deutsch Wikipedia

  • Johann IV. (Bretagne) — Wappen Johanns von Montfort Johann von Montfort (* 1295; † 16. September 1345 in Hennebont) war Graf von Montfort l’Amaury, als Johann IV. ein Herzog der Bretagne, sowie Earl of Richmond. Er war der Sohn Herzog Arthurs II. aus dessen zweiter Ehe… …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Otho — oder Johannes Hoste oder Oeste (* um 1520 in Brügge; † 6. Juni 1581 in Duisburg) war ein flämischer Humanist, Pädagoge, Kartograf und Gelehrter. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1.1 Gent 1.2 Duisburg …   Deutsch Wikipedia

  • Gent — (franz. Gand), Hauptstadt der belg. Provinz Ostflandern, vormals der ganzen Grafschaft Flandern, liegt 5 m ü. M. am Zusammenfluß der Schelde und der Lys und ist mit Antwerpen, Brüssel, Courtrai, Tournai, Ostende, Brügge etc. durch Eisenbahnen,… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Johann Ghogreff — Johann (von) Ghogreff oder Gogreve (andere Schreibweisen: Ghogravius, Goichgreff u. ä.; * um 1499 im Herzogtum Berg („Montensi natus“), vermutlich in Düsseldorf; † 17. Februar 1554 im Haus Hellenbroich bei Mettmann) war ein deutscher… …   Deutsch Wikipedia

  • Johann I. (Holland) — Johann I. auf einer Abbildung aus dem 16. Jahrhundert Johann I. (* 1284; † 10. November 1299 in Haarlem) war Graf von Holland von 1296 bis 1299. Er erbte die Grafschaft, nachdem sein Vater Florens V. ermordet worden war. Kurz nach seiner Geburt,… …   Deutsch Wikipedia

  • Johann IV. von Egmond — ( * 1499; † 29. April 1528 in Mailand) war der zweite Graf von Egmond und Träger des Ordens vom Goldenen Vlies. Er war Herr zu Hoogtwoude, Aartswoude und Baar. Er ist der Sohn von Johann III. von Egmond (1438–1516) und dessen Frau Magdalena von… …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Ludwig Tiarks — (* 10. Mai 1789 in Waddewarden; † 1. Mai 1837 in Jever) war ein deutscher Astronom, der Zeit seines Lebens überwiegend in britischen Diensten stand. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Literatur …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”