Johann Parricida

Johann Parricida
Ermordung von König Albert I. (Österreichische Chronik von den 95 Herrschaften, Ende 14. Jahrhundert)

Johann von Schwaben, Herzog von Österreich und Steyer, genannt Parricida, lat. für Vater- oder Verwandtenmörder, (* 1290; † möglicherweise 13. Dezember 1313 in Pisa) war der Neffe und Mörder Albrechts I.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Johann war der Sohn Herzog Rudolfs von Schwaben mit der böhmischen Königstochter Agnes und ein Neffe König Albrechts I.

Er wurde kurz vor oder kurz nach dem Tode seines Vaters geboren und lebte seit 1291 wahrscheinlich zusammen mit seiner Mutter in der habsburgischen Schweiz, vorzugsweise in Brugg an der Aare. Dort ist er in einer Schenkungsurkunde vom 1. April 1294 als Herzog bezeugt.

Nach dem Tode seiner Mutter, am 17. Mai 1296, drängte Johann seit 1306 seinen Onkel, König Albrecht I., immer wieder auf Herausgabe seines väterlichen Erbes – vor allem der Entschädigung, die dieser nach den Bestimmungen der Rheinfeldener Hausordnung von 1283 für seinen Verzicht auf die Mitherrschaft zu beanspruchen gehabt hatte, die er aber niemals erhalten hatte – und des Wittums seiner Mutter, die kyburgischen Güter um Lenzburg und Baden, die Albrecht als sein Vormund verwaltete.

Da Albrecht ihn aber immer wieder vertröstete und Johann, der deswegen auch als hertzog anlant – Herzog ohne Land – verspottet wurde, die Auslieferung seines Erbes verweigerte, verschwor sich dieser mit mehreren oberschwäbischen Rittern (Rudolf von Wart, Rudolf von Balm, Walter von Eschenbach und Konrad von Tegerfeld) gegen den König und ermordete seinen Onkel am 1. Mai 1308 bei Windisch an der Reuss (heute Schweiz).
Albrecht war auf dem Heimritt zu seiner Frau, als die Attentäter ihm auflauerten, sein Neffe Johann ritt auf ihn zu und spaltete ihm ohne ein Wort den Schädel. Noch am Vorabend war Johann bei einem von Albrecht gegebenen Gastmahl in Winterthur anwesend. Zu später Stunde ließ Albrecht jedem seiner Gäste einen Blumenkranz überreichen, den Johann seinem Onkel ins Gesicht warf und rief, er wäre zu alt, um weiterhin mit Blumen abgespeist zu werden und er wolle das, was ihm zustände. Das Fest war daraufhin vorzeitig beendet.[1]

Johann und seine Mitverschworenen flohen. Im folgenden Jahr, im September 1309, wurden die Königsmörder durch den neuen König, Heinrich von Luxemburg, in Speyer geächtet und ihr Vermögen konfisziert. Johann ist seit 1308 verschollen.

Möglich ist, dass er nach Italien ging und dort 1312 oder 1313 als Mönch in Pisa starb. Es heißt, er habe sich im Jahr seines Todes in Pisa an Heinrich VII. gewandt und um Gnade und Vergebung gefleht.

Literarische Verarbeitung

Friedrich Schiller übernahm das Geschehnis in seinen Wilhelm Tell. In der ersten Szene des fünften Aufzuges heißt es dort:

Stauffacher
Es ist gewiss. Bei Bruck fiel König Albrecht
Durch Mördershand – ein glaubenwerter Mann,
Johannes Müller bracht' es von Schaffhausen.
Walther Fürst
Wer wagte solche grauenvolle Tat?
Stauffacher
Sie wird noch grauenvoller durch den Täter.
Es war sein Neffe, seines Bruders Kind,
Herzog Johann von Schwaben, der's vollbrachte.

In der darauf folgenden zweiten Szene des fünften Aufzuges erscheint Parricida in Tells Haus und bittet ihn um Hilfe. Wie auch er habe er sich an seinem Feind (in Tells Fall der Landvogt Gessler) gerächt. Tell weist diese Argumentation zurück – in seinen Augen ist Parricida ein Mörder, während er selbst seine Familie verteidigt habe. Schließlich hilft er ihm aber doch, indem er ihm den Weg nach Süden, nach Italien weist und ihm rät, beim Papst um Absolution zu bitten.

Johann Nepomuk Vogl schrieb über das vermutete Lebensende des Parricida im Kloster von Pisa die Ballade Der Mönch zu Pisa

Zu Pisa in dem Klostergarten geht
ein finstrer Mönch, wo Blum' an Blume steht.
Sein Antlitz ist gebleicht von langem Gram,
man weiß nicht, wer er war, woher er kam.

In den weiteren Strophen beschreibt die Ballade die Reue und Verzweiflung des unbekannten Mönchs. Die Schlussstrophe lautet:

Doch als der Lenz nun wieder kommt ins Land,
der Mönch nicht wieder bei den Blumen stand.
Nicht lauschet er der Sänger in den Höh'n,
doch war dafür ein neues Grab zu seh'n;
ein schlichter Stein in grauer Klosterwand,
auf dem JOHANNES PARRICIDA stand.

Carl Loewe hat diese Ballade als sein op. 114 vertont.

Historische Romane

  • C. F. Mandien: Die Kaisermörder. Historisch-romantisches Gemälde aus dem Anfange des 14. Jahrhunderts. – Quedlinburg: Basse, 1826
  • Heinrich August Müller: Johann von Schwaben, oder die Ermordung des Kaisers Albrecht. Historisch-romantisches Gemälde aus dem dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert. – Quedlinburg und Leipzig: Basse, 1829
  • Thomas Bornhauser: Herzog Johann oder Königsmord und Blutrache. – St. Gallen: Kälin, 1844

Historische Dramen

  • August Gottlieb Meißner: Johann von Schwaben. Ein Schauspiel. – Leipzig 1780
  • Wilhelm Ferdinand Zernecke: Johann von Schwaben. Trauerspiel in fünf Akten. – Berlin 1830
  • Rudolf Neumeister: Johann von Schwaben. Trauerspiel in 5 Akten. – Leipzig 1841
  • Moritz Blanckarts: Johann von Schwaben. Historisches Schauspiel in 5 Aufzügen. – Dresden: Meinhold, 1863
  • Julius Grosse: Johann von Schwaben. Trauerspiel in fünf Aufzügen. – Leipzig: Weber 1870

Literatur

Einzelnachweise

  1. Kronen Zeitung vom 25. November 2007, Sigrid-Maria Größings Artikel über Albrecht I.

Weblinks


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