Johann Michael Haydn

Johann Michael Haydn
Johann Michael Haydn

Johann Michael Haydn (* 14. September 1737 in Rohrau; † 10. August 1806 in Salzburg) war ein österreichischer Komponist und Bruder von Joseph Haydn und Johann Evangelist Haydn.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Die Herrschaft Rohrau hielt Wallfahrten zur Rochus und Sebastian-Kirche im kaiserlichen Steinbruch am Leithaberg ab – 1746 wegen einer Viehseuche. Diese wurden von Mathias Haydn, dem Marktrichter von Rohrau organisiert. Er war Vater zweier berühmter Söhne, Joseph und Johann Michael. Beide Knaben erhielten dabei erste musikalische Eindrücke bei der großen Kirchenmusik, für die die Prozession nach Kaisersteinbruch berühmt war.

Johann Michael Haydn war wie sein bekannterer Bruder Joseph Sängerknabe zu St. Stephan in Wien. Nachdem er die Chorschule verlassen hatte, wurde er 1757 erst Geiger und 1760 bischöflicher Kapellmeister in Oradea (Großwardein). Sein Hornkonzert erregte 1762 in Wien Aufsehen. Von Erzbischof Sigismund von Schrattenbach nach Salzburg geholt, wurde er am 14. August 1763 zum Hofkomponisten (Hofmusicus und Concertmeister) in Salzburg ernannt. Später war er als Organist an der Dreifaltigkeitskirche tätig und zuletzt auch für die Dommusik zuständig. In Salzburg wirkte Michael Haydn 43 Jahre lang. In dieser Zeit schrieb er 360 sakrale und weltliche Kompositionen, vor allem Instrumentalmusik. Er war ein Freund Mozarts, wobei sich beide Musiker sehr schätzten. Michael Haydn wurde am Petersfriedhof Salzburg beigesetzt. Anlässlich einer der regelmäßigen Gruftleerungen beschaffte sich Haydns Witwe den Schädel ihres verstorbenen Mannes und stellte ihn neben ihrem Bett auf. Nach ihrem Tod wurde die Reliquie in einer Urne, die Teil des Haydn-Grabmals in der Stiftskirche ist, verwahrt. Heute befindet sich Michael Haydns Schädel im Safe des Stifts St. Peter.

Bedeutung

Sein vor allem in katholischen Messen häufig gesungenes Werk ist das Deutsche Hochamt („Hier liegt vor Deiner Majestät“), das neben der durch Haydns Vorbild beeinflussten Deutschen Messe von Franz Schubert zu den wenigen kirchlichen Volksgesängen der Klassik gehört.

Haydn war ein wichtiger Wegbereiter der geistlichen Musik, aber auch sein symphonisches Schaffen war bedeutend. Bekannt sind seine geistlichen Chorwerke, darunter die Missa Hispanica (für die er 1804 in Stockholm sein Diplom erhielt), eine Messe in d-Moll, ein Lauda Sion und eine Reihe von Gradualien, von denen 42 in Anton Diabellis Ecclesiasticon gedruckt wurden. Außerdem gilt Michael Haydn als maßgeblicher Begründer des Männerchores und des vierstimmigen Gesanges. Er war auch ein fruchtbarer Komponist weltlicher Musik. Unter anderem schuf er 40 Sinfonien, einige Konzerte und Kammermusik, darunter ein Streichquartett in C-Dur, das früher seinem Bruder Joseph zugeschrieben worden war. Wie Mozart starb Haydn, ohne seine letzte Vertonung des Requiems vollenden zu können.

Eine Begründung, warum Michael Haydn weit weniger bekannt ist als sein berühmter Bruder Joseph, mag darin liegen, dass seine Werke zu seiner Lebzeit nicht verlegt wurden, sondern lediglich in handschriftlichen Kopien hauptsächlich von Kloster zu Kloster, hier vor allem natürlich seine geistlichen Werke, verbreitet wurden.

Ein Großteil des Schaffens von Michael Haydn ist der Öffentlichkeit noch weitgehend unbekannt und harrt noch seiner Entdeckung.

Werke (Auswahl)

  • Oratorium, „Der büßende Sünder“, MH 147 (1771)
  • Konzert für Orgel, Viola und Streicher C-Dur
  • Requiem in B-Dur (unvollendet)
  • Trompetenkonzert C-Dur
  • Concertino für Fagott B-Dur
  • Tristis est anima mea
  • Konzert für Altposaune in D-Dur

geistliche Chormusik

  • Missa Beatissimae Virginis Mariae, MH 15
  • Missa in honorem Sancti Josephi, MH 16
  • Missa Sancti Gabrielis, MH 17
  • Messe C-Dur, MH 42
  • Messe C-Dur, MH 44
  • Missa Sanctae Crucis, MH 56
  • Missa Sancti Raphaelis, MH 87
  • Missa Sancti Nicolai Tolentini, MH 109
  • Missa Sancti Francisci Seraphici, MH 119
  • Missa pro Defuncto Archiepiscopo Sigismundo („Schrattenbach“), in c-Moll, MH 155
  • Missa Sancti Joannis Nepomuceni, MH 182
  • Missa Sancti Hieronymi, Oboenmesse, MH 254
  • Missa Sancti Aloysii, MH 257
  • Missa in Honorem St. Ruperti (Jubiläumsmesse) in C-Dur, MH 322
  • Missa Hispanica, MH 422
  • Missa in honorem Sancti Gotthardi, MH 530
  • Missa in honorem Sanctae Ursulae (Chiemseemesse), MH 546
  • Missa pro Quadragesima, MH 551
  • Missa Quadragesimalis, MH 552 (a-Moll)
  • Missa Tempore Quadragesimae, MH 553
  • Requiem, MH 559
  • (Erstes) Deutsches Hochamt „Hier liegt vor deiner Majestät“, MH 560
  • (Zweites) Deutsches Hochamt, MH 602
  • Missa sub titulo Sanctae Theresiae, MH 797
  • Te Deum, MH 800
  • Missa sub titulo Sancti Francisci Seraphici, MH 826
  • Missa sub titulo Sancti Leopoldi, MH 837
  • Missa pro defunctis, Requiem in B-Dur (unvollendet), MH 838

Orchestermusik

  • Violinkonzert G-Dur, P 52
  • Violinkonzert B-Dur, P 53
  • Violinkonzert A-Dur, MH 207
  • Flötenkonzert, P 54
  • Trompetenkonzert Nr. 2, C-Dur MH 60
  • Trompetenkonzert, D-Dur, MH 104
  • Posaunenkonzert, d-Moll
  • Hornkonzert, Concertino D-Dur

Sinfonien

  • Sinfonie Nr. 1
  • Sinfonie Nr. 1C, Es-Dur, MH 35 (Perger 1)
  • Sinfonie Nr. 2, C-Dur, MH 37 (Perger 2)
  • Sinfonie Nr. 3
  • Sinfonie Nr. 4, B-Dur, MH 62 (Perger 51)
  • Sinfonie Nr. 5, A-Dur, MH 63 (Perger 3)
  • Sinfonie Nr. 6, C-Dur, MH 64 (Perger 4)
  • Sinfonie Nr. 7, E-Dur, MH 65 (Perger 5)
  • Sinfonie Nr. 8, D-Dur, MH 69 (Perger 38)
  • Sinfonie Nr. 9, D-Dur, MH 50 (Perger 36)
  • Sinfonie Nr. 10, F-Dur, MH 51 (Perger 45)
  • Sinfonie Nr. 11/11a, B-Dur, MH 82/184 (Perger 9)
  • Sinfonie Nr. 12, G-Dur, MH 108 (Perger 7)
  • Sinfonie Nr. 13, D-Dur, MH 132 (Perger 37)
  • Sinfonie Nr. 14, B-Dur, MH 133 (Perger 52)
  • Sinfonie Nr. 15, D-Dur, MH 150 (Perger 41)
  • Sinfonie Nr. 16, A-Dur, MH 152 (Perger 6)
  • Sinfonie Nr. 17, E-Dur, MH 151 (Perger 44)
  • Sinfonie Nr. 18, C-Dur, MH 188 (Perger 10)
  • Sinfonie Nr. 19, D-Dur, MH 198 (Perger 11)
  • Sinfonie Nr. 20, C-Dur, MH 252 (Perger 12)
  • Sinfonie Nr. 21, D-Dur, MH 272 (Perger 42), 1778
  • Sinfonie Nr. 22, D-Dur, MH 287 (Perger 43)
  • Sinfonie Nr. 23, F-Dur, MH 284 (Perger 14)
  • Sinfonie Nr. 24, A-Dur, MH 302 (Perger 15)
  • Sinfonie Nr. 25, G-Dur, MH 336 (Perger 16)
  • Sinfonie Nr. 26, Es-Dur, MH 340 (Perger 17)
  • Sinfonie Nr. 27, B-Dur, MH 358 (Perger 18)
  • Sinfonie Nr. 28, C-Dur, MH 384 (Perger 19)
  • Sinfonie Nr. 29, D-Moll, MH 393 (Perger 20)
  • Sinfonie Nr. 30, D-Dur, MH 399 (Perger 21)
  • Sinfonie Nr. 31, F-Dur, MH 405 (Perger 22)
  • Sinfonie Nr. 32, D-Dur, MH 420 (Perger 23)
  • Sinfonie Nr. 33, D-Dur, MH 24 (Perger deest)
  • Sinfonie Nr. 34, Es-Dur, MH 473 (Perger 26)
  • Sinfonie Nr. 35, G-Dur, MH 474 (Perger 27)
  • Sinfonie Nr. 36, B-Dur, MH 475 (Perger 28)
  • Sinfonie Nr. 37, D-Dur, MH 476 (Perger 29)
  • Sinfonie Nr. 38, F-Dur, MH 477 (Perger 30)
  • Sinfonie Nr. 39, C-Dur, MH 478 (Perger 31), Salzburg 1788
  • Sinfonie Nr. 40, F-Dur, MH 507 (Perger 32), Salzburg 1789
  • Sinfonie Nr. 41, A-Dur, MH 508 (Perger 33), Salzburg 1789
  • Sinfonie F-Dur, MH 25
  • Sinfonie G-Dur, MH 26
  • Sinfonie C-Dur, MH 37
  • Sinfonie E-Dur, MH 65
  • Sinfonie B-Dur, MH 82
  • Sinfonie D-Dur, MH 150
  • Sinfonie A-Dur, MH 152
  • Finale zu einer Sinfonie, MH 184
  • Sinfonie C-Dur, MH 188
  • Sinfonie A-Dur, MH 302
  • Sinfonie G-Dur, MH 334
  • Sinfonie Es-Dur, MH 340
  • Sinfonie B-Dur, MH 358
  • Sinfonie C-Dur, MH 384
  • Sinfonie A-Dur, MH 508 (1789)

Opern

  • Rebekka als Braut, MH 76
  • Der Traum, Pantomime in zwei Akten, MH 84
  • Der Bassgeiger zu Wörl, MH 205 (1773–75)
  • Andromeda und Perseus, Oper in zwei Akten, P 25 (1787)

Schüler

Literatur

  • Gräfl. Harrachsches Familienarchiv: Wallfahrt der Herrschaft Rohrau nach Kaisersteinbruch, 1746.
  • Hans Jancik: Michael Haydn. Ein vergessener Meister. Zürich: Amalthea 1952
  • Anton Maria Klafsky: Michael Haydn als Kirchenkomponist. Wien 1915 (Studien zur Musikwissenschaft, Heft 3)
  • Lothar Herbert Perger: Thematisches Verzeichnis der Instrumentalwerke von M.Haydn in Michael Haydn, Instrumentalwerke I, Denkmäler der Tonkunst in Österreich (DTÖ 29), Wien 1907
  • Otto Schmid: Johann Michael Haydn (1737–1806). Sein Leben und Wirken. Langensalza 1906
  • Charles H. Sherman: Johann Michael Haydn. – A Chronological Thematic Catalogue of his Works. New York 1993

Weblinks


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