Johann Martin

Johann Martin

Johann Martin (* 1888 Berlin; † 1955 Donauwörth), genannt Max Zeidelhack war Leiter des Heereswaffenamt Z3.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Am 9. November 1923 beteiligte sich Martin an Hitlers Putschversuch in München [1]. Er war verdeckter Agent beim Montan-Schema, beteiligt bei der Arisierung der Werkzeug-Maschinenfabrik in Donauwörth und Mitinhaber der Deutsche Faserstoff Gesellschaft mbH.

Montan-Schema

Beim Montan-Schema traten Strohmänner als Geschäftsführer für Fassadenfirmen des Heereswaffenamtes auf. Für dieses verdeckte Agieren nutzte Martin die Identität des Max Zeidelbeck. Wer über die illegale Rüstung berichtete wurde hart bestraft. Carl von Ossietzky bekam für einen sorgfältig recherchierten Artikel über die Aufrüstung der Luftwaffe "Windiges aus der Luftfahrt", in seiner Weltbühne 18 Monate Haft [2].

Martin erklärte seine Vorstellung des Verlagswesens so:

„ Die Auswahl fiel auf solche Betriebe, die... hinsichtlich des wenigen Ausschusses, hinsichtlich der ganzen Organisation der Mutterfirma usw. auf dem Stand dessen stand, was man von einem solchen Betrieb erwartet hatte. “

Vernehmung Max Zeidelhack vom 6. Januar 1948; Nürnb. Dok. NI-9192, zit. nach: Hopmann, Montan, S. 81.

Erhalten ist die Niederschrift von Verhandlungen zur Arisierung des Eigentums der Familie Simson (Suhl) 1935, an welcher Martin mitwirkte [3].

Arisierung der Werkzeug-Maschinenfabrik in Donauwörth

Ab den 1920er Jahren wurden in der Werkzeug- und Maschinenfabrik Donauwörth Pufferhülsen für die Reichsbahn und als Autozylinder bezeichnete: Granaten, Geschützwagen, Geschützrohringe und Ersatzteile für die Reichswehr gefertigt. Die Artilleriegranatenhülsen wurden gesondert von einem auf 100 Personen beschränkten Mitarbeiterkreis auf Gut Loeffellads befüllt und endgefertigt und zur Abnahme durch die Reichswehr mit der Bahn nach Ingolstadt gebracht. [4]. Dr. iur. h. c. Emil Loeffellad (1879-1945) ging auf Angebote seine Anteile an der Werkzeug-Maschinenfabrik Donauwörth zu verkaufen nicht ein. Daraufhin wurde Loeffellad am 6. Mai 1934 von der Geheimen Staatspolizei verhaftet, ihm wurde Wirtschaftsspionage vorgeworfen und er wurde zum Staatsschädling erklärt. Am 16. Mai 1934 wurde Loeffellad in Berlin einem Notar vorgeführt und gezwungen, das Fabrikgrundstück in Donauwörth mit allen Einrichtungen und Vorräten für 650.000 RM an die, durch Martin vertretene, Montan zu verkaufen. Ein paar Tage nach diesem Verkauf wurde von Loefellad die Hälfte des Kaufpreises als Rückvergütung für eine vorgeblich unzulässige Verwendung eines Teils der in den 1920er Jahren vom Reichswehrministerium zur Verfügung gestellten Mittel eingetrieben [5].

Faserstoff

Am 8. Juli 1911 wurde auf dem Gelände der Köhlerei der Georg Schleber AG in Fürstenberg/Havel die "Deutsche Faserstoff Gesellschaft mbH" aus Berlin-Wilmersdorf errichtet. Die Faserstoff war im Eigentum des Waffen- und Munitionsbeschaffungsamtes. Von 1911 bis 1929 wurde nach heimischen Surrogaten für importierte Pflanzenfasern wie Chinagras geforscht und Glühstrumpfe produziert. Ab 1928 wurden auf dem Gelände der Faserstoff Werkzeugmaschinen der Gewehr- und Maschinengewehrproduktion gelagert. Für Rechtsgeschäfte wurden 1929 ein Berliner Rechtsanwalt, Julius Hepner als Eigentümer und Herbert Neumerkel (* 4. Oktober 1889 Crimmitschau, wohnhaft Zehdenickerstraße 32) als Fabrikdirektor in das Grundbuch eingetragen. Bis Ende 1934 war ein Betrieb zur Produktion von Geschosshülsen errichtet worden. Produziert wurden im Dreischichtbetrieb 12.000 bis 13.000 Hülsen für die Kaliber 7,5; 8,8; oder 10,5 cm täglich. Ende Januar 1935 war der Erste Auftrag von 30.000 Pressstahlzylinder H (10,5cm) Stückpreis 17,61 Reichsmark erfüllt. Bei einem Notartermin am 1. April 1935 wurde Martin unter dem Pseudonym Zeidelhack als Eigentümer und Carl Harlinghausen aus Fürstenberg als Geschäftsführer der Faserstoff ins Grundbuch eingetragen. Nach Hopmann S. 28 erging es dabei Wolf G. Schleber ähnlich wie Emil Loeffellad. [6].

Das KZ Ravensbrück wurde teilweise auf dem Gelände der Faserstoff errichtet und bekam eine Stichgleisverbindung zur Faserstoff. In der Geschosshülsenproduktion wurden Häftlinge aus dem KZ Ravensbrück und weitere, in den Statistiken als Ostarbeiter bezeichnete Menschen, zur Zwangsarbeit herangezogen. Im Mai 1943 wurden mit Martin Verhandlungen über Grundabtretungen der Faserstoff an die SS für das Jugendkonzentrationslager Ravensbrück geführt [7]. 1944 wurde das Eigentum der Faserstoff vom Reichswaffenamt an das Reichsministerium für Bewaffnung und Munition übertragen.

„ Die IG-Farben und die Dynamit AG traten in einer Reihe von Fällen an das Heereswaffenamt heran in der Absicht, dieses von der Notwendigkeit von Bauvorhaben zu überzeugen (...). Der ungewöhnlich starke Anteil der IG-Farben und der Dynamit AG an den Bauvorhaben des OKH beruht im wesentlichen darauf, dass diese Firmen eine besonders ausgeprägte Initiative in der Ausfindigmachung von Bauplätzen und der Aufstellung spezifischer Planungen entfalten. Ohne die intensive Mitwirkung der IG-Farben, einschließlich der Dynamit AG und ihrer Erfahrung und ihrer Initiative, wäre die Durchführung der chemischen Vorhaben des Heeres unmöglich gewesen. “

Dr. Max Zeidelhack 31. Juli 1947 Nürnberg

Am 16. September 1946 wurde die Waggon- und Maschinenbau GmbH Donauwörth (WMD) gegründet, die 1969 in der Messerschmitt-Bölkow-Blohm aufging und heute innerhalb der Eurocopter Group Teil der EADS ist. Martin starb als Max Zeidelhack, Aufsichtsratsvorsitzender der Waggon und Maschinenbau GmbH Donauwörth [8].

Einzelnachweise

  1. Chronik Waldkraiburg Blutordensträger.pdf ]
  2. Die Entwicklung des Faserstoffgeländes in der Zeit von 1929 bis 1945
  3. Götz Aly, Wolf Gruner Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945, Deutsches Reich 1933-1937
  4. Barbara Hopmann Von der Montan zur Industrieverwaltungsgesellschaft (IVG), 1916-1951 Franz Steiner Verlag Stuttgart, 1995 S. 23
  5. Barbara Hopmann Von der Montan zur Industrieverwaltungsgesellschaft (IVG), 1916-1951 Franz Steiner Verlag Stuttgart, 1995 S. 28
  6. Die Entwicklung des Faserstoffgeländes in der Zeit von 1911 bis 1929
  7. Die Entwicklung des Faserstoffgeländes in der Zeit von 1929 bis 1945
  8. DIE ZEIT, 8. September 1955 Ministerialdir. a. D. Dr. Max Zeidelhack, Vors. d. AR d. Waggon und Maschinenbau GmbH., Donauwörth

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Johann Martin Schleyer — Johann Martin Schleyer. Fotografie von 1888 Johann Martin Schleyer (* 18. Juli 1831 in Oberlauda; † 16. August 1912 in Konstanz) war ein katholischer Priester, Lyriker und Philanthrop. Er erfand um 1880 die Plansprache Volapük …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Martin von Rohden — Johann Martin von Rohden. Neptungrotte (Wasserfall bei Tivoli), 1800 1810; Hamburger Kunsthalle …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Martin Seekatz — (* 6. Juni 1680 in Westerburg, Westerwald; † 10. Oktober 1729 in Worms) war ein deutscher Maler. Leben Geburt Christi , zerstörtes Deckengemälde von Johann Martin Seekatz, Dreifaltigkeitskirche Worms …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Martin Chladenius — Johann Martin Chladni Johann Martin Chladni, auch: Johann Martin Chladenius (* 17. April 1710 in Wittenberg; † 10. September 1759 in Erlangen) war ein deutscher evangelischer Theologe und Historiker …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Martin Cladenius — Johann Martin Chladni Johann Martin Chladni, auch: Johann Martin Chladenius (* 17. April 1710 in Wittenberg; † 10. September 1759 in Erlangen) war ein deutscher evangelischer Theologe und Historiker …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Martin Chladni — Johann Martin Chladni, auch: Johann Martin Chladenius (* 17. April 1710 in Wittenberg; † 10. September 1759 in Erlangen) war ein deutscher evangelischer Theologe und Historiker …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Martin von Wagner — auf einer Zeichnung von Johann Martin Küchler Johann Martin von Wagner, geadelt 1825 (* 24. Juni 1777 in Würzburg; † 8. August 1858 in Rom), war ein deutscher Maler, Bildhauer und Kunstsammle …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Martin Fischer — (* 2. November 1740 in Bebele, früher Ortsteil von Hopfen am See, heute Stadt Füssen, (Allgäu); † 27. April 1820 in Wien) war ein Bildhauer und Entwickler eines anatomischen Modelles für Aktstudien. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Martin Wagner — Johann Martin von Wagner, geadelt 1825 (* 24. Juni 1777 in Würzburg; † 8. August 1858 in Rom), war ein deutscher Maler, Bildhauer und Kunstsammler sowie Kunstagent König Ludwigs I in Rom. Durch die Schenkung seiner umfangreichen Kunstsammlung… …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Martin Kraemer — (* 21. November 1713 in Edelstetten; † 5. März 1782) war ein deutscher Baumeister und Architekt des Barock. Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Sonstiges 3 Weblinks und Literatur …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”