Johann Joachim Christoph Bode

Johann Joachim Christoph Bode
Johann Joachim Christoph Bode

Johann Joachim Christoph Bode (* 16. Januar 1731 in Braunschweig; † 13. Dezember 1793 in Weimar) war ein deutscher Militäroboist, Musiklehrer, Journalist, Hamburger Verleger, einer der bedeutendsten Übersetzer in der Zeit der Aufklärung. Der Freund und Verlagsbuchhändler Klopstocks und Gotthold Ephraim Lessings war selbst Aufklärer und führende Persönlichkeit in der Freimaurerei sowie bei den Illuminaten.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Johann Joachim Christoph Bode war der Sohn von Johann Jürgen Bode, einem invaliden Soldaten aus Braunschweig. Seine Mutter war eine geborene Knigge. Er kam zu seinem Großvater in Barum zum Schafehüten. Er lernte seit 1744 Musik in Braunschweig und ging als Militärmusiker in ein braunschweigisches Regiment, welches nach Helmstedt stationiert war. Hier wurde er 1750 Oboist. Der Geistliche Professor Johann Christoph Stockhausen (1725–1784) aus Helmstedt gab ihm Französischunterricht; auch die englische Sprache erlernte er hier und widmete sich der Vertiefung seiner Kenntnisse in der Geschichte der deutschsprachigen Literatur. Zudem bildete er seine musikalischen Fertigkeiten weiter aus. Eine weitere akademische Laufbahn schlug er nicht ein und blieb ansonsten Autodidakt.

1752 trat er in Celle in hannoversche Dienste, komponierte hier mehrere Konzerte und Solostücke für das Fagott und gab Liederkompositionen heraus; auch begann er hier zu schreiben und veröffentlichte im Braunschweigischen Intelligenzblatt. Nach dem Tod seiner Frau – auch seine insgesamt sieben Kinder aus den drei in seinem ganzen Leben geschlossenen Ehen verstarben alle nach kurzer Lebenszeit – ging er 1757 nach Hamburg, wo er als Sprach- und Musiklehrer arbeitete, zugleich Übersetzungen aus dem Französischen und Englischen anfertigte. Seit 1759 arbeitete er für das Hamburger Theater, das Johann Heinrich Koch (1703–75) leitete und lernte Friedrich Gottlieb Klopstock kennen. 1762–63 war er Redakteur des Hamburgischen Unpartheyischen Correspondenten. Die republikanische Gesinnung des Aufklärers erwuchs in dieser Stadt des norddeutschen Kaufmanns- und Städtebundes und der dortige Bürgermeister Nicolaus Schuback (1700–1783) öffnete ihm Türen zu der hanseatischen Gesellschaft. Im Jahr 1766 gründete er eine Druckerei. In diesem Jahr wurde auch der Grundstein zu seiner Freundschaft mit Lessing (1729–1781) gelegt, der sich von Dezember 1766 bis Mai 1770 geschäftlich hier aufhielt. Beide kamen darin überein, „gemeinschaftliche Sache“ in Bodes Druckerei zu machen (Lessingbrief an Johann Wilhelm Ludwig Gleim von 1767), und es folgte nach Lessings Teilhaberschaft an dieser ein vom Umfang beachtliches Unternehmen, das sich „Buchhandlung der Gelehrten“ nannte. Lessing hatte Bode empfohlen, Laurence Sternes Yorricks empfindsame Reise ins Deutsche zu übertragen, womit tatsächlich auch anschließend ein derartig großer Erfolg in Deutschland gelandet wurde (erschienen in vier Bänden 1768 und 1769), dass diese Literaturepoche Zeit der Empfindsamkeit genannt wurde. „Empfindsam“ war ein Neologismus, zu dem Lessing geraten hatte. Das kooperative Projekt bestand lediglich bis 1768, weil Lessing den Plan hegte, nach Rom zu gehen. Aber Bodes Verlag expandierte zusehends und er druckte z. B. Lessings Hamburgische Dramaturgie, Heinrich Wilhelm von Gerstenbergs Ugolino und Johann Ludwig Schlossers Neue Lustspiele. Johann Bernhard Basedow und Klopstock erklärten sich bereit, Artikel beizusteuern. Mit Matthias Claudius zusammen gründete er den „Wandbecker Bothen“. Er publizierte des weiteren Schriften von Gleim, eine Aufsatzsammlung von Johann Gottfried Herder (1744–1833) (Von deutscher Art und Kunst. Einige fliegende Blätter, 1773), dem umstrittenen Theologen Karl Friedrich Bahrdt (1741–1792) (Merkwürdigkeiten aus der Lebensgeschichte Jesu) und Arbeiten in Kommission, so etwa für Friedrich Nicolai aus Berlin.

Durch Bodes weitere Betätigungsfeld, das Theater, lernte er Georg Philipp Telemann, den Musikdirektor der Stadt kennen und als aktiver Musiker – später war Bode zeitweise Konzertmeister beim Hamburger Konzertsaal „Auf der Kamp“ – Telemanns Nachfolger (seit 1767) Carl Philipp Emanuel Bach, der ein enger Freund von ihm wurde, genauso wie der in Hamburg gastierende Schauspieler Friedrich Ludwig Ulrich Schröder, der zu den berühmtesten Darstellern der Zeit gezählt wird.

Durch seine zweite Heirat mit einer reichen Schülerin (Simonette Tamm) kam er in den Besitz eines bedeutenden Vermögens. Als diese nach wenigen Jahren ebenfalls starb – zwei seiner Frauen verstarben im Kindbett und eine erlitt einen tödlichen Unfall –, heiratete er 1768 in Hamburg zum dritten- und letzten Mal, und zwar die Tochter seines verwitweten Freundes, des Hamburger Buchhändlers und Verlegers Johann Carl Bohn (1712–73), Metta Maria (1743–1777; drei gemeinsame Kinder verstarben in den ersten Lebensjahren), und errichtete von ihrem Vermögen eine Buchdruckerei, deren Leitung er Matthias Claudius übertrug. Er verlegte eigene und fremde Werke, so Lessings Dramaturgie, Goethes Götz von Berlichingen, Klopstocks Oden und Friedrich Ludwig Schröders Hamburgisches Theater. 1768 gründete er mit Lessing eine „Buchhandlung der Gelehrten“. Da er sich auf das kaufmännische Geschäft so wenig wie Lessing verstand, scheiterte das Unternehmen allerdings recht bald, was aber nicht darüber hinweg täuschen soll, dass Bode in den 1770er Jahren einen ersten Schaffenshöhepunkt erreicht hatte, den er jedoch um 1775 gegen eine Laufbahn in der Freimaurerei zu verlegen verstand. Nach Unterlagen der Hamburger Freimaurerloge „Absalom zu den drei Nesseln“ war er Meister vom Stuhl dieser Loge von 1765 bis 1768 sowie von 1773 bis 1778. An Heinrich Christian Boie, der seit 1770 Mitherausgeber des Göttinger Musenalmanachs war (d.i. die Zeitschrift des Hainbundes), schrieb er in diesem Jahr über sein Vorhaben, einen Freimaurer Almanach zu schreiben. In den Jahren 1776 bis 1779 setzte er dies in die Tat um, und als Almanach oder Taschen-Buch für die Brüder Freymäurer der vereinigten Deutschen Logen, bei dem alle Artikel von ihm stammten, wurde dieses Periodikum der Vorläufer aller deutschen freimaurerischen regelmäßig erscheinenden Druckwerke, aber wieder eingestellt, weil seine Freimaurer-Brüder ihm Zensurbestimmungen aufbürdeten, die er nicht bereit war, zu erfüllen.

Er kam in Borstel 1775 in Bekanntschaft zu der reichen Gräfin Charitas Emilie von Bernstorff, der Witwe des berühmten dänischen Ministers Johann Hartwig Ernst Graf von Bernstorff und folgte ihr, über Meiningen, wo er von der dort regierenden Herzogin Charlotte Amalia den Titel eines Herzoglich Sachsen-Meiningschen Hofrates erhielt, 1779 als Geschäftsführer und Quasi-Hofmarschall nach Weimar. In Weimar war er bereits 1776 gewesen und hatte dort u. a. Goethe, Jakob Michael Reinhold Lenz, Christoph Martin Wieland, Friedrich Johann Justin Bertuch, den Kammerpräsidenten Johann August von Kalb (1747–1814) sowie den relativ armen Adligen Herzog Karl August kennengelernt. Bode versuchte teilweise erfolgreich auf Goethe einen freundschaftlich maßregelnden Einfluss zu nehmen, weil dieser wegen eines ungezügelten Lebenswandels landesweit seinen guten Ruf aufs Spiel setzte, indem er z. B. seinen jüngerem herzoglichen Gebieter dazu animiert haben sollte, mit einer Pistole auf die Bibel zu schießen. Es ist nicht auszuschließen, dass dieses Anliegen von Ferdinand von Braunschweig, einem Bundesbruder von Bode und Onkel von Carl Augusts Mutter Anna Amalia, an ihn herangetragen wurde. Die hamburgische Druckerei leitete fortan ein Komparse Bodes, und Georg Joachim Göschen nahm sich der Restbestände in Kommission an.

Bodes Grabstein auf dem Jakobsfriedhof in Weimar

Nachdem er für kurze Zeit bei Ernst Carl Constantin von Schardt wohnte, zog er in das feudale dreiflügelige Gebäude der Gräfin von Bernstorff und wurde ein häufiger und beliebter Gast bei Carl August. Bode legte später im Bernstorffschen Palais, einem spätbarocken Gebäude kaum 100 Meter von Goethes „Haus Am Frauenplan“ entfernt, eine Privatdruckerei an (heute Schaller'scher Hof in der Brauhausgasse 10), wo er die Schriften zum „Bund der deutschen Freimaurerei“ anfertigte. Er stand in Briefwechsel zu Johann Heinrich Merck, Elisa von der Recke, (1754–1833) und Christine Hess. Eine Freundschaft entwickelte er zu Sophie von La Roche, deren Schriften er ambitioniert publizierte und traf Friedrich Schiller, der Weimar besuchte. Er begleitete Gesellschaften des Weimarer, Gothaer oder Meiningschen Hofes, bei denen auch teilweise Herder und Goethe anwesend waren, auf ihren Reisen in verschiedene Kurbäder. Ebenfalls konnte er sich aufgrund des Vermögens der Gräfin Bernstorff eigenen Reisen widmen, die ihn z. B. wieder nach Hamburg oder Braunschweig führten. Sein bekanntester Ausflug sollte der nach Frankreich im Jahre 1787 werden, wobei er keinen guten Eindruck jenes Landes mitnahm. Schiller berichtete an einen Brief an Christian Gottfried Körner, wie ihm Bode mitgeteilt habe, „daß er in Betreff der Maurerei aus Paris etwas Erhebliches mitgebracht habe“ (Schiller Nationalausgabe 24, Nr. 100).

Er wurde in Weimar Hofrat und später sachsen-gothaischer Legationsrat sowie hessen-darmstädtischer Geheimrat.

Er starb am 13. Dezember 1793 in Weimar und wurde auf dem Jacobsfriedhof Weimar beigesetzt.

Übersetzungen

Bodes privates Werk

  • Freimaurerschriften und Nachlaß („Schwedenkiste“); wurde im Januar 1794 nach Bodes Tod von Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg gekauft.

Literatur

  • Böttiger: Bodes litterarisches Leben, Berlin 1796 online lesen auf archive.org (die ersten 110 Seiten zu Montaigne Bd.3)
  • Hermann Schüttler, Johann Joachim Christoph Bode. Journal von einer Reise von Weimar nach Frankreich. Im Jahr 1787. ars una Verlag, München 1994
  • Wolfgang Lent: Bode, Johann Joachim Christoph. In: Horst-Rüdiger Jarck, Dieter Lent u.a. (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon: 8. bis 18. Jahrhundert. Appelhans Verlag, Braunschweig 2006, S.89f. ISBN 978-3937664460
  • Hermann Hettner: Bode, Johann. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 2, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 795 f.
  • Ludwig Justi: Bode, Johann. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, S. 348 f.

Weblinks

Meyers Konversationslexikons logo.svg Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text aus Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von 1888–1890. Bitte entferne diesen Hinweis nur, wenn du den Artikel so weit überarbeitet oder neu geschrieben hast, dass der Text den aktuellen Wissensstand zu diesem Thema widerspiegelt und dies mit Quellen belegt ist, wenn der Artikel heutigen sprachlichen Anforderungen genügt und wenn er keine Wertungen enthält, die den Wikipedia-Grundsatz des neutralen Standpunkts verletzen.

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