Johann Georg Pisendel

Johann Georg Pisendel
Johann Georg Pisendel

Johann Georg Pisendel (* 26. Dezember 1687 in Cadolzburg; † 25. November 1755 in Dresden) war ein deutscher Violinist und Komponist des Hochbarock.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Pisendel wurde als fünftes Kind einer Kantorenfamilie im zum Markgraftum Brandenburg-Ansbach gehörenden Cadolzburg geboren. Sein Vater entstammte einer Färberfamilie aus Markneukirchen im Vogtland.

Nach erstem musikalischen Unterricht durch den Vater kam Johann Georg Pisendel 1697 als Kapellknabe in die Ansbacher Hofkapelle, wo Francesco Antonio Pistocchi und Giuseppe Torelli seine Lehrer waren. Trotz der Reduzierung der Hofkapelle von 1703 wurde er wenig später als Violinist angestellt. Im März 1709 reiste er über Weimar, wo er Bach kennenlernte, nach Leipzig.

Im Jahr 1710 leitet er in Vertretung Melchior Hoffmanns das Collegium musicum. Eine 1711 unternommene Reise brachte die persönliche Bekanntschaft mit Georg Philipp Telemann in Eisenach und mit Johann Christoph Graupner in Darmstadt.

Von Januar 1712 bis zu seinem Tode war Pisendel zunächst erster Violinist und seit 1728 Konzertmeister der Dresdner Hofkapelle.

Von mehreren Reisen war seine Italienreise (1716/17) am bedeutungsvollsten. In Venedig verbrachte er auf Kosten seines Fürsten ein Jahr bei Vivaldi, mit dem ihn bald eine herzliche Freundschaft verband. Vivaldi widmete ihm vier Sonaten, fünf Konzerte und eine Sinfonia. Diese sind vermutlich zwischen 1717 und 1720 entstanden und tragen die Widmung „fatte p. Mr. Pisendel“; die Originale befinden sich in der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek Dresden. Nach der Rückkehr nach Dresden betrieb er noch Kompositionsstudien bei Johann David Heinichen. Pisendel hinterließ einige Violinsonaten und Violinkonzerte. Sein Grab auf dem ersten Johannisfriedhof in Dresden ist nicht erhalten.

Pisendel war der bedeutendste deutsche Violinvirtuose des Spätbarock. Durch großes geigerisches Können, hohe charakterliche Qualitäten und ausgezeichnete pädagogische Fähigkeiten erwarb er sich früh Anerkennung und Freundschaft zahlreicher bedeutender deutscher Musiker seiner Zeit, unter ihnen Georg Philipp Telemann. Seiner Tätigkeit als Konzertmeister unter dem Dirigenten Johann Adolph Hasse verdankte die Dresdner Hofkapelle in der Zeit des „Dresdner Barock“ ihren europäischen Ruhm. Die nach 1717 einsetzende bedeutende Vivaldi-Pflege in Dresden ist dem Wirken Pisendels zu verdanken.

Zu Pisendels bedeutendsten Schülern gehörten Johann Joachim Quantz, Joseph Riepel und Johann Friedrich Agricola. Letzterer war der Verfasser der umfangreichsten Biografie Pisendels, die er aber anonym durch 1767 Johann Adam Hiller veröffentlichen ließ.

Werke (Auswahl)

Pisendels Handschriften liegen in der Dresdner Bibliothek. Pisendels Werke wurden 1955 durch den Musikwissenschaftler Hans Rudolf Jung thematisch katalogisiert. Die Verzeichnisnummern werden zitiert in der Form „Jung“, römische Zahl für die Werksgattung, Schrägstrich und laufende Nummer sowie Kompositionsjahr.

Pisendel schrieb unter anderem

  • 12 Violinkonzerte in a, H, D, D, e, E, E, F, g, G, G, G
  • mehrere Triosonaten
  • 4 einsätzige Concerti grossi (E, G, D, D) als Arrangements eigener Kompositionen
  • „Imitation des caractères de la danse“
  • mehrere Violinsonaten mit Basso Continuo
  • Solosonate für Violine ohne Bass in a-moll (Jung IV/2 1717).
  • Sinfonia in B
  • Gigue in a, gedruckt in Telemanns „Der getreue Music-Meister“ (Hamburg, 1728–9)
  • Concerto für 2 Oboen und Fagott in Es

Literatur

  • Moriz Fürstenau: Pisendel, Johann Georg. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 26, Duncker & Humblot, Leipzig 1888, S. 182–184.
  • Hans Rudolf Jung: Johann Georg Pisendel: Leben und Werk. Ein Beitrag zur Geschichte der Violinmusik der Bach-Zeit. Univ. Diss, Jena 1956.
  • Kai Köpp: Johann Georg Pisendel (1687–1755) und die Anfänge der neuzeitlichen Orchesterleitung. Schneider, Tutzing 2005, ISBN 3-7952-1140-9.
  • Jörg Krämer: Pisendel, Johann Georg. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 20, Duncker & Humblot, Berlin 2001, S. 482 f.
  • Albrecht Treuheit: Johann Georg Pisendel: (1687–1755); Geiger – Konzertmeister – Komponist; Dokumentation seines Lebens, seines Wirkens u. Umgangs u. seines Werkes; nachgezeichnet aus Biogr., Kommentaren u. Veröff. d. letzten 250 Jahre. Edelmann, Nürnberg 1987.

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