Johann Christian Edelmann

Johann Christian Edelmann

Johann Christian Edelmann (* 9. Juli 1698 in Weißenfels; † 15. Februar 1767 in Berlin) war ein deutscher Pietist, Frühaufklärer und Schriftsteller.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Johann Christian Edelmann wurde als Sohn der Eheleute Gottlob Edelmann († 1731) und Dorothea Magdaleme, geborene Haberland († 1723) geboren. Er besuchte in Lauban das Lyzeum und von 1715 bis 1719 das Gymnasium in Altenburg. Anschließend studierte er mit Lorenz Schmidt von 1720 bís 1724 evangelische Theologie. Neben Johann Franz Buddeus, der Kritiker des Wolffianismus war, hörte er bei Johann Georg Walch und Johann Andreas Danz in Jena. Aus finanziellen Gründen verzichtete er auf Prüfungen. Im Jahr 1725 fand er eine Anstellung als Hauslehrer bei den Grafen Hector Wilhelm Kornfeil (1686–1759) in Würmla, Wolf Augustin Auersperg (1677–1750).

1728 zog er dann nach Wien und kam dort mit dem "halleschen Pietismus" in Kontakt. 1731 reiste er nach Sachsen, wo er im Chemnitzer Einzugsgebiet und in Dresden als Hauslehrer tätig war. Gottfried Arnolds Schriften formten ihn zu einem markanten Pietisten, so dass er Kontakt zu den Gichtelianer/Engelsbrüdern, dem Grafen Nikolaus Ludwig von Zinzendorf und 1734 zu dessen Brüdergemeine in Herrnhut suchte.

Auftragsgemäß verfasste er 1735 vier Teile seiner Erstlingsschrift Unschuldige Wahrheiten. Er begleitete Arnold Dippel und Johann Konrad Dippel durch seine Äußerungen und forderte das mystisch-spirituale Christentum. Aufgrund seiner Veröffentlichungen wurde er Mitarbeiter an der Berleburger Bibel, die in den Jahren 1726 bis 1742 auf acht Bände anwuchs.

Er bekannte sich als erster deutscher Gelehrter zum Spinozismus. Animiert durch die Lektüre von Spinozas Tractatus theologico-politius, verfasste er 1740 drei Teile seines wichtigen Werkes Moses mit aufgedecktem Angesicht. In diesen Veröffentlichungen griff er Matthias Knutzen (*um 1646) scharf an, worauf das Reichskammergericht die Konfiskation anordnete. Im Jahr 1741 verließ er Berleburg und ließ sich in der Grafschaft Hachenburg nieder, 1744 ging er nach Neuwied. 1746 entging er der Kerkerhaft.

Nachdem er sich mit Johann Friedrich Haug überworfen hatte, wendete er sich Johann Friedrich Rock und den „Schwarzenauer Neutäufern“ zu. Nach einer Glaubenskrise verfasste er 1743 die vom deistischen Gedanken getragene Schrift Göttlichkeit der Vernunft. Nach einem kurzfristigen Aufenthalt in Braunschweig im Jahr 1746 wich Edelmann nach Altona aus, wo er Lorenz Schmidt, den Autor der 1735 verfassten Wertheimer Bibel traf.

Als Verfasser von mehr als 160 Gegenschriften gehörte er zu denen, deren Schriften durch „Henkershand“, beispielsweise 1750 in Frankfurt, verbrannt wurden. Nach seinem Aufenthalt in Hamburg reiste er 1749 nach Berlin, wo ihm der damalige preußische König Friedrich II. Asyl gewährte unter der Bedingung, weitere Publikationen zu unterlassen. Friedrich II. soll die Asylgewährung damit begründet haben, wenn er "so vielen Narren in seinen Ländern den Aufenthalt verstatten müsse, warum soll er nicht einem vernünftigen Manne ein Plätzchen gönnen?".[1]

In Berlin lebte Edelmann zurückgezogen bis er 1767 an einem Schlaganfall verstarb. Ihm wird nachgesagt, er sei bereits in Hamburg Mitglied der „freimaurerischen Gesellschaft“ gewesen. Handschriften in der Hamburger Staatsbibliothek belegen seinen engen Kontakt zu Freimaurern in Hamburg und Berlin auch in seiner letzten Lebensphase.[2]

Wirkung

Edelmann gilt als ein bedeutender Prosaist vor Gotthold Ephraim Lessing. Als Bruno Bauer 1843 ein Buch über „die atheistische Aufklärung des vorigen Jahrhunderts“ schrieb, das er in Anlehnung an Holbach Das entdeckte Christentum betitelte, bemerkte er in der Vorrede: „Von den deutschen Aufklärern des vorigen Jahrhunderts haben wir nur Edelmann ... als Bundesgenossen brauchen können.“ [3]

Literatur

Moderne Werkausgabe

  • Johann Christian Edelmann: Sämtliche Schriften, 12 Bde., hrsg. von Walter Grossmann. Frommann-Holzboog, Stuttgart-Bad Cannstatt 1969-87, ISBN 978-3-7728-0109-9

Sekundärliteratur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Walter Nigg: Geschichte des religiösen Liberalismus. Niehans, Zürich 1937, S. 97.
  2. http://www.stjuergen-kiel.de/Aufklaerung.html
  3. Bruno Bauer: Das entdeckte Christentum. Eine Erinnerung an das achtzehnte Jahrhundert und ein Beitrag zur Krisis des neunzehnten. Verlag des literarischen Comptoirs, Zürich, Winterthur 1843, Vorrede, S. VIII.

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