Johann Arnd

Johann Arnd
Johann Arndt

Johann Arndt oder Arnd (* 27. Dezember 1555 in Ballenstedt; † 11. Mai 1621 in Celle) zählt zu den wichtigsten nachreformatorischen Theologen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Arndt studierte 1575 - 1581 in Helmstedt die artes liberales und Medizin. Im Anschluss soll er sich an die Universität Wittenberg begeben haben, wo er in Polykarp Leyser der Ältere einen theologischen Lehrer fand [1]. Er zieht weiter nach Straßburg zu Johannes Pappus und nach Basel zu Simon Sulcer. 1582 kehrte er in seine anhaltische Heimat zurück. Der Landesherr Fürst Joachim Ernst von Anhalt übertrug ihm 1583 das lutherische Pastorat in Badeborn. Fürst Joachim Ernst nahm die Konkordienformel von 1577 nicht an, sondern erließ 1585 eine gesonderte Bekenntnisformel. Im Jahr 1589 verlangte sein Nachfolger, Fürst Johann Georg von Anhalt, die Abschaffung des Exorzismus in der Taufe. Arndt lehnte dies ab und weigerte sich, sich dem neuen Bekenntnis zu unterwerfen. Am 10. September 1590 gab Arndt eine entsprechende Erklärung ab. Wenige Tage später wurde ihm das Amt entzogen und er wurde des Landes verwiesen. Arndt vermutete zurecht, dass dieses Bekenntnis nur der erste Schritt zum Übertritt des Fürstentums Anhalt zum Calvinismus sein würde. 1596 führte Fürst Johann Georg den Calvinismus ein. 1599 nahm Arndt deshalb eine Pfarrstelle in Quedlinburg an, wo er bis 1609 blieb. Anschließend wirkte er in Braunschweig (bis 1611), in Eisleben, und bis 1621 als Generalsuperintendent in Celle.

Arndt war unter anderem geprägt durch Einflüsse der Mystik und edierte mittelalterliche Schriften wie die Theologia deutsch, Thomas von Kempen oder Johann Tauler. Aus diesen und anderen kompilierte er die Vier Bücher vom wahren Christentum, die zusammen mit seinem Paradies-Gärtlein zu den erfolgreichsten Büchern christlicher Erbauungsliteratur zu zählen sind.

Die vielfältigen geistlichen Impulse Arndts lösten einerseits den heftigen Widerspruch Andreas Osianders aus, mündeten aber letztlich in der Bewegung des deutschen Pietismus.

Werke

  • Von wahrem Christenthum, Buch 1. Frankfurt am Main 1605.
  • Vier Bücher vom wahren Christentum. Magdeburg 1610.
  • Paradiesgärtlein voller christlicher Tugenden, wie solche zur Übung des wahren Christentums durch andächtige, lehrhafte und trostreiche Gebete in die Seele zu pflanzen. Magdeburg 1612.
  • Auslegung des ganzen Psalters in 451 Predigten. Jena 1617.
  • Postilla: Das ist: Außlegung und Erklärung der Evangelischen Texte/ so durchs gantze Jahr an den Sontagen und vornehmen Festen/ auch der ApostelTage gepredigt werden. Jena 1616-1620 (in vier Teilen).

Ab 1695 erschienen die Vier Bücher, das Paradiesgärtlein und weitere Schriften unter dem Titel Sechs Bücher vom wahren Christentum. Dieses Werk ist noch heute erhältlich:

  • Johann Arnd's sechs Bücher vom wahren Christentum nebst dessen Paradies-Gärtlein. St.-Johannis-Druckerei, 1996. ISBN 3501012934

Literatur

Einzelnachweise

  1. dies lässt sich jedoch anhand der Wittenberger Matrikel nicht nachweisen. Als unmöglich kann dies jedoch nicht gelten, da die Wittenberger Matrikel auch Lücken aufweisen

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Johann Arndt — oder Arnd (* 27. Dezember 1555 in Edderitz bei Ballenstedt am Harz[1]; † 11. Mai 1621 in Celle) zählt zu den wichtigsten nachreformatorischen Theologen …   Deutsch Wikipedia

  • Arnd Pollmann — (* 1970 in Remagen) ist ein deutscher Philosoph. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Arbeitsschwerpunkte 3 Veröffentlichungen (Auswahl) 4 We …   Deutsch Wikipedia

  • Arnd Kerkhecker — (* 14. April 1965 in Bielefeld) ist ein deutscher Altphilologe. Arnd Kerkhecker studierte ab 1983 an der Universität Tübingen, wo er 1989 das Erste Staatsexamen in den Fächern Griechisch und Latein ablegte. seit 1995 als Fellow und Tutor am… …   Deutsch Wikipedia

  • Arnd, Johann — Arnd, Johann, Johann, war ein frommer Geistlicher, dessen Erbauungsschriften noch jetzt von Vielen gelesen werden, ob sie gleich nicht mehr zu dem jetzigen Stande unserer religiösen Erkenntniß passen. Er war 1555 in Ballenstädt am Harz geboren,… …   Damen Conversations Lexikon

  • Johann Friedrich Starck — (* 10. Oktober 1680 in Hildesheim; † 17. Juli 1756 in Frankfurt am Main) war ein lutherischer Theologe und einer der meistgelesenen Schriftsteller seiner Zeit. Seine pietistischen …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Tobias Carrach — (* 1. Januar 1702 in Magdeburg; † 21. Oktober 1775 in Halle (Saale)) war ein deutscher Rechtswissenschaftler. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Georg Peter Möller — (* 19. September 1729 in Rostock; † 9. Mai 1807 in Greifswald) war ein deutscher Historiker und Philologe. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Familie 3 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Hemeling — (* um 1358; † 27. März 1428) war von 1405 bis 1410 Bürgermeister von Bremen. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Literatur 3 Siehe auch 4 …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Arndt (Begriffsklärung) — Johann Arndt ist der Name folgender Personen: Johann Arndt (Arnd) (1555–1621), lutherischer Theologe Johann Friedrich Arndt (1802–1881), deutscher evangelischer Theologe Johann Gottfried Arndt (1713–1767), livländischer Historiker …   Deutsch Wikipedia

  • Arnd — (Arndt), Johann, geb. 1555 zu Ballenstedt, studirte erst Medicin, dann Theologie, wurde 1583 Diakon in Ballenstedt u. 1584 Pfarrer in Badeborn, gab dies Amt auf, weil der Exorcismus abgeschafft wurde; ward 1590 Pfarrer. in Quedlinburg u. 1599 in… …   Pierer's Universal-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”