Johann Adam Möhler

Johann Adam Möhler

Johann Adam Möhler (* 6. Mai 1796 in Igersheim; † 12. April 1838 in München) war ein deutscher, römisch-katholischer Theologe und prägte die jüngere Tübinger Schule der Kirchen- und Bibelforschung. Sein bekanntestes Werk ist die 1832 publizierte Symbolik.

Inhaltsverzeichnis

Ausbildung und Studium

Möhler war der Sohn eines wohlhabenden Gastwirtes in Igersheim und besuchte zunächst das Lyzeum im nahegelegenen Bad Mergentheim, daraufhin das Lyzeum in Ellwangen.

Ab 1815 studierte er in Ellwangen, ab 1817 dann in Tübingen Theologie. Ab 1818 war er als Student am Wilhelmsstift, wo er u.a. Schüler von Johann Sebastian von Drey und Johann Baptist Hirscher war. Am 18. September 1819 erhielt er die Priesterweihe und wirkte zunächst als Seelsorger. Im Herbst 1820 trat er als Präparand für das Gymnasiallehramt im Wilhelmsstift ein, wo er bald zum theologischen Repetent ernannt wurde. Hier studierte er altgriechische Philosophie und Geschichte, wodurch er sich die Klarheit des Urtheils, die Feinheit des Ausdruckes, die Gewandtheit der Darstellung aneignete [A.Lutterbeck]. Als er sich ganz der Philologie widmen wollte und auf Studienreise nach Göttingen, Berlin, Prag und Wien ging, trug man ihm 1822 eine Stelle als Privatdocent für Kirchengeschichte an.

Professor in Tübingen und München

Nachdem er sich 1823 hiefür sowie Kirchenrecht und Patristik habilitiert hatte, wurde er 1826 zum außerordentlichen Professor der Theologie an der Universität Tübingen ernannt. Nach einer 2-bändigen Monografie über Athanasius und den Arianismus erhielt er 1829 einen Ruf nach Breslau, lehnte ihn jedoch auf ausdrücklichen Wunsch des Ministeriums ab und wurde dafür ordentlicher Professor der theologischen Facultät zu Tübingen.

Im Zuge von Vorlesungen über die christlichen Konfessionen verfasste er sein aufsehenerregendes Hauptwerk „Symbolik, oder Darstellung der dogmatischen Gegensätze der Katholiken und Protestanten nach ihren öffentlichen Bekenntnißschriften“, Mainz 1832. Es erlebte bis 1838 fünf Auflagen und veranlasste seinen evang. Professorenkollegen Ferdinand Christian Baur 1834 zur Gegenschrift „Der Gegensatz des Katholicismus und Protestantismus nach den Principien und Hauptdogmen der beiden Lehrbegriffe“. Darauf replizierte Möhler 1835 ausführlich und wies nach, dass Baur manches aus den symbolischen Büchern seiner eignen Konfession unbeachtet gelassen hatte. Diese 3 Schriften waren bis dato die ausführlichsten zum Thema.

Baur vertrat eine strikte historisch-kritische Methode und sah nur wenige Teile des Neuen Testaments als echt an, was neue Verschärfungen der Diskussion mit sich brachte. Darüber verlor Möhler die Freude an Tübingen, sodass Preußen ihn nach Bonn oder Münster berufen wollte. Der Kölner Erzbischof Spiegel und Prof. Hermes waren dagegen, sodass Möhler 1835 einen Ruf an die Maximilians-Universität München als Professor der neutestamentlichen Exegese annahm.

In München hatte Möhler vor, seine „Symbolik“ umzuarbeiten, insbesondere die Lehre von den Sakramenten, doch kam er wegen einer Lungenkrankheit nicht mehr dazu. Im Sommer 1837 musste er seine Vorlesungen aussetzen und eine lange Kur in Meran antreten. Inzwischen bot ihm Preußen nochmals eine Professur in Bonn an - auch um die Hermesianer fallen zu lassen. Der noch Kranke lehnte auch diesmal ab und erhielt vom bayrischen König die schonendere Stelle des Würzburger Domdekans, starb aber schon drei Wochen später und wurde am Karsamstag 1838 begraben.

Möhlers Bedeutung und sein Nachlass

Johann Adam Möhler ist der bedeutendste Vertreter der 1819 von J.S. Drey gegründeten Tübinger Schule. Seine Schriften revolutionierten das katholische Denken jener Zeit und stärkten das Selbstbewusstsein der württembergischen Katholiken gegen die protestantische Staatspolitik.

Der Münchner Magistrat setzte Möhler ein Denkmal, und in Paderborn wurde das Johann-Adam-Möhler-Institut für Ökumenik nach ihm benannt. Um 1837 wurde er von Eduard Johann Nikolaus Istas portraitiert.

Möhlers gesammelte Werke wurden 1839/40 von Ignaz Döllinger und Franz Xaver Reithmayr in drei Bänden herausgegeben. Noch fast 30 Jahre später publizierte P.B. Gams 1867 einen Band mit Möhlers Vorlesungen über Kirchengeschichte nach Mitschriften seiner damaligen Hörer, der 1992 neu erschien.

Werke (Auswahl)

  • Die Einheit der Kirche, oder das Princip des Katholicismus, Habilitationsschrift, Tübingen 1825
  • Athanasius der Große und die Kirche seiner Zeit im Kampf mit dem Arianismus, 2 Bände, Mainz 1827
  • Symbolik, Mainz 1832 (Kritik des Protestantismus durch Idealisierung des Katholizismus)
  • Neue Untersuchungen der Lehrgegensätze zwischen den Katholiken und Protestanten, Mainz 1834/35 (Gegenschrift zu F.C. Baur 1834)
  • „Möhler’s gesammelte Schriften und Aufsätze, herausgegeben von I. Döllinger“, Regensburg 1839, 2 Bände
  • „Möhler’s Patrologie oder christliche Litterärgeschichte“, Hsg. F.X. Reithmayr“, 1.Band, Regensburg 1840
  • Vorlesungen über Kirchengeschichte, Hsg. Reinhold Rieger, München 1992.

Literatur

Weblinks



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