Johann (Pfalz-Neumarkt)

Johann (Pfalz-Neumarkt)
Johann von Pfalz-Neumarkt: Darstellung auf dem Pfalzgrafenbrunnen in Neumarkt

Johann von Pfalz-Neumarkt, auch Johann, der Oberpfälzer und Johann, die Hussitengeißel (* 1383 in Neunburg vorm Wald; † 14. März 1443 in Kastl) war Pfalzgraf und Herzog in Bayern. Er begründete die wittelsbachische Linie Pfalz-Neumarkt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Johann wurde 1383 in Neunburg vorm Wald als Sohn des rheinischen Kurfürsten Rupprecht III. und seiner Frau Elisabeth von Hohenzollern-Nürnberg geboren. Rupprecht III. war zu dieser Zeit Herrscher über alle pfälzischen Territorien, darunter auch die heutige Oberpfalz. 1407 heiratete Johann in Kopenhagen Katharina von Pommern-Stolp, die Schwester des nordischen Unionskönigs Erich von Pommern.

Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1410 wurde die Pfalz unter seinen vier Söhnen aufgeteilt. Johann, der zweitälteste Sohn, erhielt die Obere Pfalz, deren Statthalter er bereits seit 1404 war. Er wählte neben Neunburg vorm Wald vor allem Neumarkt in der Oberpfalz zu seiner neuen Residenzstadt, wo er umgehend mit dem Bau eines Schlosses und mehrerer Kirchen begann.

Im selben Jahr zogen Johann und seine Frau samt Hofstaat in Neumarkt ein. Für Neumarkt folgten nun die vielleicht prächtigsten Jahre überhaupt. Neben Kunst und Kultur florierten im neuen Regierungssitz nicht nur Wirtschaft und Handel, auch die Bauwirtschaft der damaligen Zeit erfuhr einen gewaltigen Aufschwung. Die Größe seines Territoriums verlangte jedoch auch eine häufige Präsenz in anderen Städten, vor allem in Sulzbach und in Neunburg vorm Wald.

Seine Regierungszeit war geprägt von absoluter Unterstützung des Nachfolgers seines Vaters, König Sigismund I., zudem versuchte er beständig, sein Herrschaftsgebiet auszudehnen, was auch zu einigen Konflikten mit seinem Bruder Ludwig führte, der weitere Teile der Oberpfalz von Amberg aus regierte. 1415 schloss er sich der gegen Ludwig VII. von Bayern-Ingolstadt gerichteten Sittichgesellschaft an, deren Mitglied er auch nach der Umwandlung in die Konstanzer Liga blieb.

Über Kontakte zu den Hohenzollern in Nürnberg und Ansbach gelang es ihm, eine Zeit lang Mitglied im dänischen Reichsrat zu werden. Dies führte auch dazu, dass sein 1416 geborener Sohn Christoph von Pfalz-Neumarkt später als Christoph III. zum König von Dänemark, Schweden und Norwegen gekrönt wurde. Dieser regierte bis zu seinem Tod 1448 von Helsingborg aus über fast ganz Nordeuropa.

Johann heiratete nach dem Tod seiner Frau Katharina 1428 ein zweites Mal. Seine Ehe mit Beatrix von Bayern-München blieb jedoch kinderlos. Am 14. März 1443 starb Johann in der Klosterburg zu Kastl und ist heute in Neunburg vorm Wald begraben.

Der Baumeister

Kloster Gnadenberg um 1687

In Johanns Regierungszeit entstanden in Neumarkt neben dem Pfalzgrafenschloss auch die St.-Johannes-Kirche, die Hofkirche und das Rathaus. Die nördlich von Neumarkt gelegene Haimburg ließ er zu einem Jagdschloss ausbauen und in Gnadenberg stiftete er auf Bitten seiner Frau das erste Birgittenkloster Süddeutschlands. Nicht alle Bauten dieser Zeit blieben erhalten. Das vormals im gotischen Stil errichtete Pfalzgrafenschloss fiel 1520 einem Brand zum Opfer und wurde erst 1539 von Pfalzgraf Friedrich II. im Renaissance-Stil wieder aufgebaut. Und auch die Haimburg und das Kloster Gnadenberg sind heute nur noch als Ruinen erhalten.

Die Hussitengeißel

Jahrelang stritt Johann mit Böhmen, vor allem wegen Rechts- und Besitzfragen im heutigen bayerisch-tschechischen Grenzgebiet. Nachdem der Prager Kirchengelehrte und Reformator Jan Hus 1415 auf Drängen der Kirche in Konstanz verbrannt wurde, tobten in Böhmen und Mähren bis 1433/1434 die Hussitenkriege. Deren Spur der Verwüstung dehnte sich auch immer mehr auf die Oberpfalz aus. Ab 1419 zog er mehrmals in den Krieg gegen die Hussiten und konnte ihnen mehrfach Einhalt gebieten: Beim Entsatz von Bischofteinitz 1422, am 11. September 1426 vor Klattau oder 1429 vor Neunburg vorm Wald. 1427 verhinderte er bei Bernau nach der verlorenen Schlacht von Tachau eine Katastrophe, am 21. September 1433 besiegte er die Hussiten in der Schlacht bei Hiltersried. 1434 war er daran beteiligt, den Belagerungsring vor Pilsen zu durchbrechen, um die Stadt zu versorgen. Sein vehementer Einsatz gegen die Hussiten brachte Johann den Beinamen Hussitengeißel ein. Dennoch war er einer der wenigen, die sich für einen Kompromissfrieden mit den Hussiten aussprachen.

Nachkommen

Der Ehe mit Katharina von Pommern-Stolp entstammten

  • Margaretha von Pfalz-Neumarkt (* 1408; † in jungen Jahren)
  • Adolf von Pfalz-Neumarkt (* 1409; † 1409)
  • Otto von Pfalz-Neumarkt (* 1410; † in jungen Jahren)
  • Johann II. von Pfalz-Neumarkt (* 1411; † in jungen Jahren)
  • Friedrich von Pfalz-Neumarkt (* 1412; † in jungen Jahren)
  • Johann III. von Pfalz-Neumarkt (* September 1413; † 3 Tage später)
  • Christoph von Pfalz-Neumarkt (* 26. Februar 1416; † 5. Januar 1448)

Nachleben

Die Festspiele zum Hussenkrieg in Neunburg vorm Wald erinnern an die Hussitenkriegen und vor allem an die Schlacht bei Hiltersried. Außerdem war die Pfalzgraf-Johann-Kaserne in Neunburg nach ihm benannt, die im Juni 2007 aufgelöst wurde. Daneben ist Johann der Namenspatron des Neumarkter Pfadfinderstammes der DPSG.

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