Jimmy Swaggart

Jimmy Swaggart

Jimmy Swaggart Lee (* 15. März 1935 in Ferriday, Louisiana) ist ein US-amerikanischer Prediger innerhalb der Pfingstbewegung und Pionier der Fernsehevangelisation. Swaggart ist der ältere Cousin der Rock'n-Roll-Musiker Jerry Lee Lewis und Mickey Gilley. Seine größte Popularität erreichte er in den frühen 1980er Jahren, bevor er seine Karriere wegen mehrerer Sexskandale beinahe beenden musste.

Inhaltsverzeichnis

Kindheit und Missionsdienst

Jimmy Swaggarts Eltern, Sun and Minnie Belle, waren strenggläubige Baptisten. Sein Vater war Diakon in ihrer kleinen Kirche. Sie wechselten 1943 zur Pfingstbewegung, für die Jimmy mit neun Jahren auf ersten Straßenevangelisationen zu predigen begann. 1952 heiratete er Frances Anderson. Sie haben einen Sohn, Donnie, ebenfalls im Predigtdienst.

Seit 1958 veranstaltete Swaggart als Vollzeitevangelist im gesamten Süden des Landes Erweckungsgottesdienste. 1961 wurde er bei den Assemblies of God zum Pastor ordiniert. Seit den 60er Jahren war er über zwei Jahrzehnte als Produzent von Gospelmusik und Spirituals tätig und baute sich daneben vor allem im Bible Belt, dem Zentrum des evangelikalen Protestantismus im Südosten der USA, über zahlreiche christliche Radiosender einen festen Hörerkreis auf. Darüber hinaus gründete er die Kirche Family Worship Center in Baton Rouge, Louisiana, ebenfalls den Assemblies of God angehörend, und war mit einer wöchentlichen Fernsehsendung auf verschiedenen Lokalsendern zu sehen. Hörfunk und Fernsehen wurden in den 70er Jahren die beiden Arbeitszweige seines Missionswerks, nachdem er zahlreiche Sender kaufte und seine Sendezeiten nach und nach ausweiten konnte. Er predigte hauptsächlich in den Südstaaten der USA, meist vor großem Publikum, und wurde durch seine Evangelisationen in den Metropolen zu einem der landesweit beliebtesten Fernsehprediger. Die Fernsehsendung “The Jimmy Swaggart Telecast” erreichte zwei Millionen Haushalte. Zu den Jimmy Swaggart Ministries gehörten bis 1984 neben der Kirche mit über viertausend Mitgliedern eine Druckerei, Fernseh- und Tonstudios und das Jimmy Swaggart Bible College Bibelschule, heute World Evangelism Bible College & Seminary).

Jimmy Swaggart zählt selbst innerhalb seiner Bewegung zu den mit Abstand konservativsten Pastoren. Während die Kirche bis heute Kinobesuche und den Genuss moderner christlicher Rock- und Popmusik billigt und die Zusammenarbeit mit anderen Kirchen oder christlicher Psychologie sucht, meidet Jimmy Swaggart solche Praktiken. Er äußerte sich kritisch zu Billy Graham wegen seiner Bereitschaft zur Gemeinschaft mit der Katholische Kirche, die er verachtet. Swaggart ist Gegner eines praktizierten Wohlstandsevangeliums, akzeptiert jedoch Zeichen und Wunder.

Sexskandal und Einschnitt in Swaggarts Karriere

Heute ist Swaggart weltweit vor allem wegen seiner Sexaffären bekannt, die seit 1986 aufgedeckt wurden und deretwegen der Ruf amerikanischer Fernsehprediger weltweit und nachhaltig beschädigt wurde. Zunächst wurde er von Pastor Marvin Gorman beschuldigt, eine Affäre mit einem Gemeindemitglied zu haben. Im folgenden Jahr beschuldigte Swaggart seinerseits den Fernsehevangelisten Jim Bakker ebenfalls einer außerehelicher Sexaffäre. Er nannte Bakker in der Larry King Show ein „Krebsgeschwür im Leib Christi“, was 1987 das Ende für dessen Missionswerk bedeutete. Beide Affären wurden nie bewiesen. Aus Vergeltung setzte Gorman einen Privatdetektiv auf Swaggart an. Der Detektiv fand Swaggart in einem Motel mit einer Prostituierten, Debra Murphree, und nahm Bilder von dem Treffen auf.[1] Gorman versuchte Swaggart mit den Fotos zu erpressen, aber Swaggart lehnte ab. Gorman präsentierte die Bilder auch der Kirchenleitung der Assemblies of God, die daraufhin beschloss, dass Swaggarts Rundfunksendungen für drei Monate ausgesetzt werden sollten. Diese Affäre wurde von Frank Zappa satirisch verspottet.[2]

Am 21. Februar 1988 sprach Swaggart, ohne Einzelheiten seiner Übertretungen zu nennen, unter Tränen mit seiner Familie und seiner Gemeinde und äußerte öffentlich: „Ich habe gesündigt gegen Dich, Herr [Gott], und ich möchte darum bitten, dass Dein kostbares Blut jeden [sündigen] Fleck waschen und reinigen möge, bis auf den Meeresgrund der Vergebung Gottes.“[3] In den New Orleans Frühnachrichten gab Murphree vier Tage später an, sie habe mit Swaggart, der ihr Stammkunde gewesen sei, nie Geschlechtsverkehr gehabt. Daraufhin predigte Swaggart entgegen der Entscheidung des Verwaltungsrats der Assemblies of God vor Ablauf der Dreimonatsfrist wieder von seiner Fernseh-Kanzel. Er erklärte: „Wenn ich nicht an diesem Wochenende wieder auf der Kanzel stehe, gehen Millionen von Menschen in die Hölle.“ Daraufhin wurde Swaggart sofort von den Assemblies of God seiner Ämter enthoben.

Am 11. Oktober 1991 wurde Swaggart in Gesellschaft einer anderen Prostituierten, Rosemary Garcia und eines Transsexuellen gesehen[4], als das Trio von der Polizei in Indio, Kalifornien, wegen Fahrens auf der falschen Straßenseite angehalten wurde. Nach ihrem Grund für die Spritztour mit Swaggart befragt, äußerte Garcia gegenüber der Polizei: „Er fragte mich nach Sex. Ich meine, das ist der Grund, warum er mich ansprach. Das ist es, was ich tue. Ich bin eine Prostituierte.“ Anstatt seiner Gemeinde zu beichten, sagte Swaggart den Gläubigen, „Der Herr hat mir gesagt, es ist kein erniedrigendes Gewerbe.“ Sein Sohn Donnie verkündete daraufhin der fassungslosen Öffentlichkeit, sein Vater sei als Leiter des Jimmy Swaggart Missionswerks vorübergehend zurückgetreten für „eine Zeit der Heilung und Beratung.“

Infolge dieser Skandale sanken die Einnahmen des Missionswerks um 85 % im Jahr 1995. Demgegenüber bezog Swaggart weiterhin ein Jahresgehalt von über 350.000 US-Dollar.

Swaggarts Neubeginn und Aktivitäten heute

Swaggart veröffentlichte 1987 ein kritisches Buch über christliche Rock- und Metal-Musik Rock n 'Roll - A Wolf in Sheep's Clothing (Rock'n Roll - ein Wolf im Schafspelz). Das Buch verurteilt die christliche Musikszene für den Einsatz von Heavy-Metal-Musik als Element christlicher Verkündigung und stigmatisiert Rockmusik als Musik des Teufels. Ironischerweise war es Swaggart, durch den die ebenfalls kritisierten Musiker Michael und Robert Sweet zum Glauben gefunden haben, zwei der Gründungsmitglieder der christlichen White-Metal-Band Stryper.[5] Swaggart kritisiert ebenfalls Larry Norman (der „Vater der christlichen Rockmusik“), Petra, und weitere nennenswerte christliche Rock-und Metal-Bands.[6] Im Jahr 1986 nannte Swaggart Rockmusik „die neue Pornografie.“[7] Auch das wurde von Frank Zappa bei seiner 1988 stattfindenden US-Tournee in seinen Songtexten satirisch kommentiert.[8]

Swaggart ist Produzent mehrerer christlicher CDs, die sein Missionswerk vertreibt. Er schrieb seine Autobiografie To Cross a River und eine persönliche Abrechnung mit dem Skandal 1988 The Cup Which My Father Hath Given Me: A Biblical Revelation of Personal Spiritual Warfare Er hat ebenfalls über 15 Millionen Gospelalben verkauft.

Swaggart produziert heute die weltweit erfolgreiche Fernsehsendung The Jimmy Swaggart Telecast, sowie verschiedene Radio-und Fernseh-Programme,[9] sowie seine Website, JSM.org. Jimmys Frau Francis (die im Hintergrund sehr aktiv ist) und Sohn Donnie leiten das Ministry's preaching and leadership. Jimmys Enkel Gabriel ist ebenfalls Prediger und leitet das Family Worship Center Youth Ministry „Crossfire“.

Weblinks

Quellen

  1. Artikel der BBC On this day: 21st February 1988 TV evangelist quits over sex scandal am 25. Januar 2007 in den BBC World News.
  2. Kurzfristig griff er sie in seinen Konzerten auf, beispielsweise auf dem Konzert in Binghampton, New York am 17. März 1988 in den Beatles-Parodien Norwegian Jim, Loisiana Hooker With Herpes und Texas Motel, die Stücke Lonesome Cowboy Burt (Swaggart Version) und More Trouble Every Day (Swaggart Version) veröffentlichte er auf dem Album The Best Band You Never Heard In Your Life.
  3. Pastor Jimmy Swaggart: Apology Sermon (Rechtfertigungspredigt) auf Americanrhetoric.com, veröffentlicht am 25. Januar 2007
  4. Swaggart Plans to Step Down, The New York Times vom 15. Oktober 1991
  5. History of Christian Heavy Metal Teil 1 (portugiesisch, 2. Teil nicht mehr verfügbar); Rock for the King. Ope Publishing, vom 19. Dezember 2007.
  6. Michael Janke's Tribute to Petra auf der Website www.guidetopetra.com
  7. Rap, Rock, and Censorship im Musikportal www.cas.sc.edu von Mathieu Deflem
  8. Text von Lonesome Cowboy Burt auf globalia.net
  9. Fernseh- und Radio-Website des Senders

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