Jim Clark (Rennfahrer)

Jim Clark (Rennfahrer)
Jim Clark
Jim Clark 1962
the United Kingdomthe United Kingdom
Fahrerweltmeisterschaft
Erster Grand Prix Niederlande 1960
Letzter Grand Prix Südafrika 1968
Teams
1960−1968 Lotus
Statistik
Rennen Poles Podien Siege
72 33 32 25
Schnellste Runden 28
Führungsrunden 1942 Runden über 10.141,1 km
WM-Titel 2 (1963, 1965)
WM-Punkte 274
Jim Clark mit Mechaniker 1965
Jim Clark (links) im August 1966 am Nürburgring
Das Cockpit von Jim Clarks Lotus 1966
Lotus 48
Lotus 49 von Jim Clark
Jim Clark Gedenkstätte am Hockenheimring

James „Jim“ Clark Jr. OBE (* 4. März 1936 in Kilmany, Fife/Schottland; † 7. April 1968 in Hockenheim) war ein britischer Rennfahrer und zweifacher Formel-1-Weltmeister (1963 und 1965).

Inhaltsverzeichnis

Leben und Karriere

Jim Clark gilt bis heute als einer der besten Formel-1-Piloten der Geschichte und wurde zum Vorbild für zahlreiche spätere Weltmeister, darunter Jackie Stewart, Alain Prost und Ayrton Senna. Seine 25 Siege in zur Fahrer-Weltmeisterschaft zählenden Grand Prix stellten bei seinem Tod Formel-1-Rekord dar.

Er wurde im Südosten Schottlands in der Grafschaft Berwickshire als Sohn eines Farmers mit großer Schafzucht geboren. Nach Beendigung der höheren Schule in Edinburgh mit einem Abschluss, der der mittleren Reife vergleichbar ist, machte er eine Lehre als Landwirt im elterlichen Betrieb.

Seine sportlichen Hobbys in der Jugend waren Leichtathletik und Hockey. Mit 18 Jahren machte er den Führerschein und nahm an lokalen Clubrennen in Schottland teil. Diese Rennen bestritt er mit deutschen Automobilen der Marken DKW und Porsche.

Die ersten größeren, nationalen Rennen fuhr er 1958 für eine private Renngemeinschaft mit einem Jaguar D-Typ und gewann auf Anhieb. In diesem Jahr startete er bei 33 Rennen, von denen er 20 gewann und acht zweite Plätze erreichen konnte. Überlegen gewann er seinen ersten Titel, den Scottish Speed Championship. Das letzte Rennen dieser Saison bestritt er auf einem Lotus Elite und lernte dabei Colin Chapman, den Eigentümer von Lotus kennen. In seiner letzten Saison bei der Renngemeinschaft im Jahre 1959 konnte er 23 Siege und neun zweite Plätze für sich verbuchen.

Clark war damals schon bekannt für seinen schonenden Fahrstil und sein Talent, sich auf ein Fahrzeug einzustellen.

Ab 1960 fuhr Clark in der Formel 1, ausschließlich für Lotus unter Teamchef Colin Chapman, zu dem er eine freundschaftliche Beziehung pflegte.

Im September 1961 war Clark in einen der schwersten Unfälle der Formel-1-Geschichte verwickelt. Beim Großen Preis von Italien in Monza kollidierte Wolfgang Graf Berghe von Trips in seinem Ferrari mit Jim Clark in der zweiten Runde bei der Anfahrt zur Parabolica-Kurve. Bei diesem als „schwarze Stunde der Formel 1“ bezeichneten Unfall schleuderte der Ferrari von Berghe von Trips auf den seitlichen Erdwall der Geraden vor der Kurve und prallte gegen die Drahtabzäunung vor der Tribüne, wobei 15 Zuschauer getötet[1] [2] und 60 weitere verletzt wurden. Berghe von Trips wurde dabei aus dem Rennwagen geschleudert und war durch einen Genickbruch sofort tot.

Sein erstes Formel-1-Rennen gewann Clark 1962 im belgischen Spa, wo zwei Jahre zuvor sein damaliger Teamkollege Alan Stacey tödlich verunglückt war. Im selben Jahr wurde er Vize-Weltmeister.

1963 und 1965 wurde er Weltmeister. Dazwischen, im Jahre 1964, gewann er zwar drei der ersten fünf Rennen, fiel aber in den restlichen fünf Rennen durch technische Defekte am neuen Lotus aus und wurde WM-Dritter.

1965 gewann er das Indianapolis 500. Auch 1966 gewann er das Rennen, aber durch einen Fehler der Rennleitung bei der Addition aller Rennrunden wurde Graham Hill zum Sieger erklärt. Clark überließ ohne Proteste den Sieg seinem Kollegen Graham Hill.

Ab der Saison 1966 wurden neue Regeln eingeführt und der Hubraum verdoppelt, aber Lotus hatte noch keinen geeigneten Motor und musste vorerst weiterhin die Coventry-Climax-Aggregate verwenden.

Von BRM wurde der aus zwei Achtzylindern zusammengesetzte 16-Zylinder-Motor zur Verfügung gestellt. Das schwere vibrierende Aggregat mit unausgereifter Motor/Getriebe-Abstimmung bezeichnete selbst BRM-Stammfahrer Jackie Stewart als „unfahrbar“. Trotzdem gewann Clark in Watkins Glen mit diesem BRM H16 in seinem Lotus 33. Der Sieg in diesem Wagen war der einzige F1-Sieg eines 16-Zylinders.

Im dritten Rennen des Jahres 1967 wurde der bahnbrechende Lotus 49 eingeführt, mit dem ebenso neuartigen Ford-Cosworth DFV V8. Das Triebwerk wurde bis 1982 zum erfolgreichsten Motor der Formel-1-Geschichte. Clark oder Teamkollege Graham Hill erzielten in dieser Saison alle Trainingsbestzeiten. Im Rennen erlitt der Lotus jedoch meist Defekte, was Clark aber nicht daran hinderte, vier von neun Rennen zu gewinnen. Am Nürburgring holte Clark die Pole-Position mit über neun Sekunden Vorsprung.

Der Grand Prix von Italien 1967 gilt als das größte Rennen Clarks – obwohl er es nicht gewann – und als das vielleicht beeindruckendste der F1-Historie, noch vor den Siegesfahrten Fangios beim GP von Deutschland 1957 und denen von Moss 1961 an gleicher Stätte. Clark lag mit seinem Lotus 49, Chassis R 2, in Führung, verlor dann eine ganze Runde an der Box, holte diese anschließend wieder auf und setzte sich erneut an die Spitze. Dabei verbesserte er ständig den Rundenrekord und erreichte die Zeit seiner Trainingsbestleistung. Kurz vor Schluss konnten die Benzinpumpen die Restmenge Sprit nicht mehr fördern und Clarks Wagen rollte nur noch als Dritter über die Ziellinie aus. John Surtees gewann das Rennen für Honda. Da ansonsten nur noch ein Punkt aus einem sechsten Platz zu Buche stand, wurde er 1967 WM-Dritter hinter den Piloten des zuverlässigen Brabham-Repco.

Eine ähnliche Demonstration seines Talents zeigte Clark beim 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring 1962. Clark fuhr den vergleichsweise winzigen Lotus-Sportwagen vom Typ 23, ausgerüstet mit einem 1,5-Liter-Fordmotor, der maximal 110 PS Leistung abgab. Es war zunächst ein Regenrennen und die Konkurrenz von u. a. Ferrari hatte eine ganze Armada von 2,5-Liter- und 4-Liter-Prototypen aufgefahren, mit Weltklassefahrern wie Phil Hill, Olivier Gendebien, Willy Mairesse, Mike Parkes, Pedro Rodriguez oder Lorenzo Bandini. Deren Wagen leisteten 270 PS (Dino 246 SP) und gar 390 PS (330 GTO). Clark wurde im Training Siebter. Aus der ersten Runde kam er mit etwa 20 Sekunden Vorsprung, nach der sechsten Runde betrug sein Vorsprung bereits knapp zwei Minuten. Obwohl es immer trockener wurde, hatten die anderen Fahrer keine Chance gegen Clark. Aber wie in Monza 1967 gab es auch hier kein siegreiches Ende. Der Auspuff riss in der zwölften Runde und es gelangten Gase ins Cockpit, die Clark benommen machten. Er kam von der Fahrbahn ab, blieb aber unverletzt.

Tödlicher Unfall

Dann wurde die Werbung mit Tabak eingeführt, und auch Jim Clark sollte mit den neuen rollenden Litfaß-Säulen Geld verdienen, auch bei Formel-2-Rennen. Nachdem sein F2-Wagen in der Woche zuvor in Barcelona beschädigt wurde, aber ein Einsatz für Ford beim Sportwagenrennen in Brands Hatch nicht zustande kam, trat er doch auf dem Hockenheimring an, nachdem er am Abend zuvor im Aktuellen Sportstudio interviewt wurde.

Im Regen verunglückte der 32-Jährige im für ihn völlig unbedeutenden Formel-2-Rennen tödlich, vermutlich infolge eines schleichenden Plattfußes und Reifenschadens, als er auf der Waldgeraden nach dem Motodrom von der Piste abkam und mit seinem Lotus 48 gegen einen Baum schleuderte. Es gab keinen Augenzeugen, da an dieser Stelle keine Zuschauer standen und die Konkurrenten zu weit hinter Clark waren, der zum Zeitpunkt des Unfalls an für ihn ungewohnter Position im Mittelfeld fuhr.

Die von Lotus-Chef Colin Chapman in Auftrag gegebene Untersuchung des Unfalls durch Peter Jowitt, einen auf Unfallermittlungen von Militärflugzeugprototypen spezialisierten Ingenieur, ergab, dass Jim Clark keine Chance hatte. Auf dem Waldboden versuchte er noch mit Maximaldrehzahl das Fahrzeug in eine andere Richtung zu steuern, doch durch die Vielzahl der Bäume fehlte der Platz und es kam zu dem fatalen seitlichen Einschlag. Jowitt kam zu dem Ergebnis, dass ein Reifenschaden ursächlich für das Unglück war.

Erst später wurden Leitplanken in Hockenheim aufgestellt, Sicherheitsstreifen angelegt und nahe seiner Unfallstelle eine Bremsschikane errichtet, die Jim-Clark-Schikane genannt wurde.

An der Unglücksstelle wurde ein Gedenkstein errichtet, der im Zuge der umfangreichen Umbauarbeiten am Hockenheimring (Verkürzung und geänderte Streckenführung, um weiterhin „Formel-1-tauglich“ zu sein) in Richtung Motodrom versetzt wurde.

Clarks Tod erschütterte den gesamten Rennsport bis in seine Grundfesten und schockierte insbesondere die Fahrerkollegen. Juan Manuel Fangio sagte noch kurz vor seinem Tod im Jahre 1995, dass seiner Meinung nach Jim Clark der mit Abstand größte Fahrer aller Zeiten sei. Bereits in seinem Nachruf auf Clark im April 1968 äußerte er unumwunden: „Er war besser als ich.“ Eine vergleichbare Reaktion gab es lediglich noch einmal in der langen Geschichte der Formel 1, 26 Jahre später mit dem Tod Ayrton Sennas.

Jene Jahre des Rennsports waren von einer ganzen Reihe von tödlichen Unfällen in den Topkategorien des Motorsports überschattet: Zwischen 1967 und 1971 kamen Lorenzo Bandini (Ferrari, Monaco), Lucien Bianchi (Alfa Romeo, Le Mans), Mike Spence (Indianapolis), Piers Courage (Zandvoort), Ludovico Scarfiotti (Bergrennen Roßfeld), Bruce McLaren (Goodwood), Jochen Rindt (Monza), Pedro Rodriguez (Norisring) und Jo Siffert (Brands Hatch) in ihren Rennwagen ums Leben.

Vermächtnis

Seit 1997 wird im schottischen Duns, wo Clark aufwuchs, jährlich im Juli das Rallye-Rennen Jim Clark Memorial Rally zu seinen Ehren veranstaltet. Von 1969 bis 1984, also so lange wie die Formel 2 bestand, wurde alljährlich im April auf dem Hockenheimring das zur Europameisterschaft zählende „Jim Clark-Gedächtnisrennen“ ausgefahren. Seit 2005 findet auf dem Hockenheimring das jährliche Jim Clark Revival statt.

Der „Jim Clark Room“ im schottischen Duns, unweit seiner Farm Edington Mains im Borderland, wird noch heute jährlich von vielen Tausenden Fans aus aller Welt besucht. Auch Ayrton Senna besuchte diesen Ausstellungsraum, um ungestört von Presse und Neugierigen mehr über sein Idol zu erfahren, und hielt in der ehemaligen Schule Clarks in Edinburgh einen Vortrag.

In Jim Clarks Geburtsort Kilmany, Five, nördlich von Aberdeen, einem sehr kleinen Dorf, enthüllten Ende der 1990er-Jahre Jackie Stewart und andere Prominenz eine Bronze-Statue in Lebensgröße. Als Vorlage für den Bildhauer diente das Lieblingsfoto von Clarks Mutter, das Jim anlässlich des GP von Belgien 1967 in Spa durch die Boxengasse gehend zeigt.

Privat

Zu Clarks Hobbys zählten das Fotografieren, die Jagd und Jazz-Musik, speziell von Louis Armstrong und Ella Fitzgerald. Seine bescheidene Art wurde dadurch unterstrichen, dass er sehr heimatverbunden war, wenig Alkohol trank und Nichtraucher war. Clark war Junggeselle geblieben, war jedoch dem weiblichen Geschlecht nicht abgeneigt, benahm sich aber nie wie ein Playboy.

Zahlen, Daten, Fakten – Formel 1

Im Jahre 1968 gewann Clark noch im Januar das erste F1-Rennen der Saison in Kyalami, wodurch er mit nun 25-GP-Siegen Juan Manuel Fangio überholte.

Bei 72 GP-Starts erzielte Clark 25 Siege, 33 Trainingsbestzeiten und 28 schnellste Runden. Dazu 13 Hattricks, also Pole, Sieg und schnellste Rennrunde im gleichen Rennen. Nur Fangio hat eine bessere Start-Pole-Quote und neben Ascari eine bessere Start-Sieg-Quote aufzuweisen. Clarks Hattrick-Quote ist bis heute unerreicht. Schumacher hat zwar die Gesamtzahl erreicht und übertroffen, benötigte dafür aber rund die dreifache Anzahl von Starts.

Damals wurden noch viele nicht zur Weltmeisterschaft zählende Formel-1-Rennen ausgetragen. Zählt man diese hinzu, kommt Clark auf über 50 Formel-1-Siege. Dazu kommen Erfolge bei Sportwagen und selbst Tourenwagen, auf dem Lotus Cortina.

Grand-Prix-Siege

Jahresstatistiken

Weblinks

Quellen

  1. Motorsport-Unfall-Statistiken
  2. Liste der Autodromo-Nazionale-Monza-Unfalltoten
  • Motor-Revue, Heft 39, 1961, Vereinigte Motor-Verlage GmbH, Stuttgart

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