Jesuitenkirche St. Ignatius (Landshut)

Jesuitenkirche St. Ignatius (Landshut)
Die Jesuitenkirche St. Ignatius im Vordergrund mit dem ehemaligen Jesuitenkolleg (rechts)

Die ehemalige Jesuitenkirche St. Ignatius befindet sich in am unteren Ende der Landshuter Neustadt. Sie bildet förmlich den Abschluss der Neustadt zum Hofberg hin. Ihr angeschlossen liegt das ehemalige Jesuitenkolleg, das heute die Landshuter Polizeidirektion beherbergt. Die Kirche gehört zur Pfarrei St. Martin.

Inhaltsverzeichnis

Architektur und Innenausstattung

Die Kirche St. Ignatius ist ein einschiffiger Bau mit Seitenkapellen am Langhaus. Baumeister des Sakralbaues war Frater Johannes Holl, SJ. Als Vorbild diente die Münchner Jesuitenkirche St. Michael. Die Landshuter Jesuitenkirche betont aber ihre Eigenart durch eigene bauliche Akzente und Kompositionen. Diese beziehen sich sowohl auf das Fehlen eines Querschiffes wie auf eine eindrucksvolle Belichtung des Gesamtraumes. Ungewöhnlich an St. Ignatius ist die Altarausrichtung gegen Westen und nicht wie üblich gegen Osten. Die Grundsteinlegung der Kirche erfolgte im Jahr 1631. Der Hochaltar wurde 1663 eingebaut, die Choreinwölbung des Langhauses 1641 fertiggestellt, wobei die Kircheneinweihung bereits 1640 stattfand. Erst 1970 kann durch das Ersetzen des bis dato provisorischen Dachgestühls von einem wirklichen Abschluss der Arbeiten gesprochen werden. Ein geplanter Turm konnte wegen Geldmangels nicht mehr realisiert werden, einzig die Grundmauern sind Relikte dieses Unterfangens. Im Stich von 1723 durch Michael Wening ist eine Spitzhaube zu erkennen – diese existiert aber nicht mehr.

Der Altar mit der beidseits dreifachen Säulengruppe, die einen Giebelaufsatz tragen, ist dabei im Sinne des Jesuitenstils bereits sehr barock ausgeprägt. Das Altarblatt, gestaltet von Johann Christoph Storer, zeigt das Bild des Heiligen Ignatius, wie ihm auf dem Weg nach Rom der Heiland erscheint. Es bildet den Abschluss des Raumprogrammes der Kirche, die die christliche Heilslehre widerspiegelt: Vom Betreten der Kirche über die Buße, angedeutet in den Seitenaltären, über tätigen Einsatz an den Menschen, versinnbildlicht von den Märtyrern, bis zur Erlösung durch Christus, dargestellt durch das Ignatius-Bild im Hochaltar. Die sieben Seitenaltäre, die mit der Aufstellung gen Hochaltar dieses Raumprogramm begleiten, tragen ebenso wie die restlichen Kompositionen zur einheitlichen Gestaltung des Gesamtraumes bei. Die Altäre werden neben Holl und Storer auch Joachim von Sandrart zugeschrieben.

Würdigung

Die Jesuitenkirche verdankt ihre einheitliche Form in Architektur und Kunstausstattung vor allem dem Umstand, dass ihr Baumeister Johannes Holl die Bauarbeiten in ihrer Gänze begleitete. So zeigt die Jesuitenkirche durch ihre Erscheinung den gelegentlich Jesuitenstil genannten Kunststil, also den Übergang von der Spätgotik zur italienischen Renaissance in ausdrucksstarker Art und Weise. Sie spiegelt somit in ihrer Architektur als seltenes Beispiel die geistige und religiöse Aufbruchsepoche der damaligen Zeit wider.

Heiliges Grab

Im Zuge von Renovierungen in den 1970er Jahren wurde ein Heiliges Grab wiederentdeckt, das ursprünglich für die benachbarte St. Martinskirche gestaltet worden war und nach der Restaurierung in der Jesuitenkirche aufsgestellt wurde. Dieses besticht durch seine Größe und gilt als das derzeit prächtigste im Raum Bayern. Nach umfänglichen Renovierungsarbeiten wurde es erstmals 2002 wieder gezeigt.

Nutzung der Kirche

In der Kirche findet regulär die Sonntag-Vorabendmesse der Pfarrei St. Martin statt. Aufgrund einer Baumaßnahme ist diese jedoch seit 2007 gesperrt und die Messe findet seitdem in St. Martin statt. Damals wurde festgestellt, dass sich die bereits 2004 festgestellte „Bewegung“ der Kirche weiter verschlimmert hat, und eine Nutzung daher derzeit nicht verantwortbar wäre. Nach Meinung von Bauexperten hat sich aufgrund der Absenkung des Grundwassers das Fundament der Kirche verschoben. Dies konnte deshalb passieren, weil wie bereits in der renovierten Martinskirche Holzpfähle (Erlenholz), die zur Verdichtung des Bodens dienten, aufgrund des Grundwasserabsinkens verfaulten. Im Frühjahr 2009 genehmigte das erzbischöfliche Ordinariat München-Freising eine Investitionssumme über 9 Millionen Euro zur Erhaltung des Bauwerks. Der Renovierungsstart und ein Abschluss der Renovierungsarbeiten ist derzeit noch nicht abzusehen (Stand 2009).

Literatur

  • Volker Liedke: Stadt Landshut Ensembles – Baudenkmäler – Archäologische Geländedenkmäler. München, Zürich 1988
  • Erich Stahleder: Jesuitenkirche St. Ignatius Landshut. Regensburg 1991

Weblinks

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