Jerry Lewis

Jerry Lewis
Jerry Lewis bei den Filmfestspielen von Cannes (2009)

Jerry Lewis (* 16. März 1926 in Newark, New Jersey; eigentlich Joseph Levitch) ist ein US-amerikanischer Komiker, Schauspieler, Sänger, Produzent, Drehbuchautor und Regisseur.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jerry Lewis wurde als Sohn des Vaudeville-Darstellers Danny Lewis geboren und begann 1942 ebenfalls mit Auftritten als Unterhaltungskünstler. Erste Erfolge erwarb er sich 1946 bei Auftritten mit dem Sänger und Schauspieler Dean Martin im „Club 500“ in Atlantic City, bei denen sie vielfach von vorgegebenen Skripten abwichen und improvisierten. Nach Erfolgen in Nachtclubs begannen beide Ende der 1940er Jahre gemeinsam Filmarbeiten bei der Paramount Pictures Produktionsfirma. Kritiker reduzierten das Zusammenspiel der beiden Akteure häufig auf den Satz: „Martin singt, und Lewis hampelt herum“. Von 1949 bis 1953 traten beide in der Radiosendung The Martin and Lewis Show auf, die sie später im Fernsehen unter dem Titel Dean Martin & Jerry Lewis Show fortsetzten. Nach vielen Schwarz-Weiß-Filmen war ihr erster gemeinsamer Farbfilm der Film „Der tollkühne Jockey“ (Money from Home, 1953), der auch ihr einziger 3D-Film war.

Nach auch öffentlich diskutierten Disputen beendeten Martin und Lewis ihre Zusammenarbeit 1956. Martin wandte sich dem so genannten Rat Pack um Frank Sinatra zu, drehte eigene Filme und trat in Spielkasinos auf; Jerry Lewis hingegen widmete sich der Weiterentwicklung seiner eigenen Filmarbeit und Showkarriere. 1976 versöhnten sich Martin und Lewis wieder, als Frank Sinatra bei einem von Lewis veranstalteten Telethon überraschend Dean Martin mit auf die Bühne brachte.

Der erste Film mit Lewis als alleinigem Hauptdarsteller war 1957 Frank Tashlins Der Held von Brooklyn (The Delicate Delinquent). Lewis begann zu dieser Zeit Drehbücher zu schreiben und auch die Produktionsleitung und die Regie zu übernehmen. Sein erster auf diese Weise entstandener Film war Hallo, Page! (The Bellboy, 1960). Während der Produktion entschied sich Lewis erstmals, das damals noch neue Medium „Video“ einzusetzen, um die entstandenen Aufnahmen sofort kontrollieren zu können. Eine Vorgehensweise, die später zum Standard bei Filmproduktionen wurde. Von 1967 bis 1969 hatte er im Fernsehen seine eigene „The Jerry Lewis Show“. Aus dieser Zeit stammt auch sein Sketch „The Typewriter“ (Die Schreibmaschine), basierend auf der Musik Leroy Andersons, den er in sein Standardrepertoire aufnahm und danach immer wieder in Fernseh- und Bühnenshows einbaute (zunächst in seinem Film Der Ladenhüter 1963 und auch im deutschen Fernsehen 1974 in der Klimbim-Show).

Auch bei den nachfolgenden Filmen Ich bin noch zu haben (The Ladies Man, 1961), Der Bürotrottel (The Errand Boy, 1961) und Der verrückte Professor (The Nutty Professor, 1963) führte Lewis selbst Regie und war zugleich Hauptdarsteller. Ab Mitte der 1960er-Jahre ging der Erfolg seiner Filme zurück, und er engagierte sich stattdessen für die Stiftung gegen Muskelschwund in Fernsehsendungen, die seit den 1950er Jahren am amerikanischen Labor Day ausgestrahlt und bei denen jährlich an die 30 Millionen Dollar an Spendengeldern eingenommen werden.

1972 produzierte Lewis The Day The Clown Cried, eine Filmgroteske über einen Clown, der in ein Nazi-Konzentrationslager verschleppt wird. Der Film kam jedoch nie in die Kinos, nach Lewis' eigener Aussage wegen Finanzierungsproblemen bei der Nachproduktion. Kritiker, die ihn sehen konnten, lobten entweder die geniale komödiantische Umsetzung oder verdammten ihn als übelste Geschmacksverirrung.

Nach achtjähriger Abwesenheit von der Kinoleinwand brachte Lewis als Regisseur und Hauptdarsteller 1980 den Film Alles in Handarbeit (Hardly Working) heraus, mit dem er jedoch nicht mehr an seine früheren Erfolge anknüpfen konnte. Ein Jahr später trat er als gekidnappter Showmaster in Martin Scorseses The King of Comedy (1983) neben Robert De Niro auf. Nach den Dreharbeiten erlitt Lewis einen schweren Herzinfarkt und war kurzzeitig klinisch tot. Danach zog er sich weitgehend aus dem Filmgeschäft zurück, trat aber bisweilen noch in Broadway-Shows auf, so u. a. als „Teufel“ in der Wiederaufnahme des Musicals Damn Yankees.

Die Figuren, die Lewis in verschiedenen Filmen darstellte, wurden in der Zeichentrickserie „Will The Real Jerry Lewis Please Sit Down?“ parodiert, die der US-amerikanische Sender ABC von 1970 bis 1972 unter Beteiligung von Jerry Lewis produzierte.

Wohltätigkeit

Jerry Lewis organisiert seit 1966 alljährlich so genannte Telethons am amerikanischen Labor Day für die Muscular Dystrophy Association. Sie dauern zwischen 19 und 21,5 Stunden. Dabei wurden seit dieser Zeit insgesamt über zwei Milliarden US-Dollar gesammelt. 1985 wurde Lewis mit der Defense Medal for Distinguished Public Service für seine Arbeit ausgezeichnet, und 2005 erhielt er für die Telethons zudem den Preis des Gouverneurs der Academy of Television Arts and Sciences.

In den Telethons waren und sind typischerweise sehr viele Show-Stars vertreten, darunter einige auch als Ko-Moderatoren (z.B. Ed McMahon und Casey Kasem). Beim vierzigsten Telethon 2005 wurden Sammlungen für die Heilsarmee zugunsten der Opfer des Wirbelsturms Katrina durchgeführt. Beim 42. Telethon 2007 wurde die Summe von fast 64 Millionen Dollar gespendet. Beim 43. Telethon 2008 wurde die Rekordsumme von 65 Millionen Dollar für die Muscular Dystrophy Association gespendet.

Am 22. Februar 2009 wurde Lewis im Rahmen der Oscarverleihung mit dem Jean Hersholt Humanitarian Award für seine humanitären Verdienste ausgezeichnet.

Sonstiges

  • Jerry Lewis leidet seit einem missglückten Stunt in der „The Andy Williams Show“ 1962 an beträchtlichen Rückenschmerzen, die ihn sogar an Selbstmord denken ließen. Erst durch die Implantation eines neu entwickelten Gerätes wurden diese Schmerzen reduziert.
  • Trotz seiner oft quäkenden Stimme hatte Jerry Lewis 1950 einen Chart-Hit mit der Interpretation des Liedes Rock-A-Bye Your Baby with a Dixie Melody, das zuvor bekannt wurde durch Al Jolson und Judy Garland. Die Langspielplatte „Jerry Lewis Just Sings“ rangierte 1956 sogar unter den ersten 20 in der amerikanischen Hitparade.
  • Lewis' Sohn Gary Lewis machte in den 1960er Jahren mit seiner Band unter dem Namen Gary Lewis & The Playboys als Musiker Karriere und hatte in dieser Zeit mehrere Top Ten-Hits.
  • Lewis trat in den Jahren 1956, 1957 und 1959 als Moderator der Oscarverleihung auf.
  • Auf dem Hollywood Walk of Fame sind Lewis zwei Sterne gewidmet bei den Adressen 6150 und 6821 Hollywood Blvd.
  • Deutscher Synchronsprecher von Jerry Lewis war jahrelang Horst Gentzen († 1985), der auch dem Frosch Kermit aus der Muppet Show seine Stimme geliehen hat.
  • Der Film Hallo, Page! ist eine Hommage an Stan Laurel.
  • Jerry Lewis ist Diabetiker.

Filmografie

  • 1949: How to Smuggle a Hernia Across the Border (Kurzfilm)
  • 1949: My Friend Irma
  • 1950: Irma, das unmögliche Mädchen (My Friend Irma Goes West)
  • 1950: Krach mit der Kompanie (At War with the Army)
  • 1951: That's My Boy
  • 1952: Seemann, pass auf! (Sailor Beware)
  • 1952: Schrecken der Division (Jumping Jacks)
  • 1952: Der Weg nach Bali (Road to Bali) (Cameo)
  • 1953: Der Prügelknabe (The Stooge)
  • 1953: Starr vor Angst (Scared Stiff)
  • 1953: Der Tolpatsch (The Caddy)
  • 1953: Der tollkühne Jockey / Narr im Harem (Money from Home) (3D-Film)
  • 1954: Patient mit Dachschaden (Living It Up)
  • 1954: Der Zirkusclown (3 Ring Circus)
  • 1955: Der Gangsterschreck (You're Never Too Young)
  • 1955: Der Agentenschreck (Artists and Models)
  • 1956: Wo Männer noch Männer sind (Pardners)
  • 1956: Alles um Anita (Hollywood or Bust)
  • 1957: Der Held von Brooklyn (Dümmer als die Polizei erlaubt) (The Delicate Delinquent) (auch Produzent)
  • 1957: Der Regimentstrottel (The Sad Sack)
  • 1958: Der Geisha Boy (Jerry ausser Rand und Band) (The Geisha Boy) (auch Produzent)
  • 1958: Der Babysitter (Fünf auf einen Streich) (Rock-a-Bye Baby) (auch Produzent)
  • 1959: Keiner verlässt das Schiff (Don't Give Up the Ship)
  • 1959: Li'l Abner (Cameo)
  • 1960: Besuch auf einem kleinen Planeten (Visit to a Small Planet)
  • 1960: Hallo, Page! (The Bellboy) (auch Drehbuch, Produzent und Regie)
  • 1960: Aschenblödel (Cinderfella) (auch Produzent)
  • 1960: Raymie (singt nur den Titelsong)
  • 1961: Zu heiß gebadet (Ich bin noch zu haben) (The Ladies Man) (auch Drehbuch, Produzent und Regie)
  • 1961: Der Bürotrottel (The Errand Boy) (auch Drehbuch und Regie)
  • 1962: Geld spielt keine Rolle (It's Only Money)
  • 1963: Der verrückte Professor (The Nutty Professor) (auch Drehbuch und Regie)
  • 1963: Eine total, total verrückte Welt (It's a Mad Mad Mad Mad World) (Cameo)
  • 1963: Der Ladenhüter (Who’s Minding the Store?)
  • 1964: Die Heulboje (The Patsy) (auch Drehbuch und Regie)
  • 1964: Der Tölpel vom Dienst (The Disorderly Orderly) (auch ausführender Produzent)
  • 1965: Das Familienjuwel (The Family Jewels) (auch Drehbuch, Produzent und Regie)
  • 1965: Rote Linie 7000 (Red Line 7000) (Cameo)
  • 1965: Boeing-Boeing (mit Tony Curtis)
  • 1966: Drei auf einer Couch (Three on a Couch) (auch Produzent und Regie)
  • 1966: Das Mondkalb (Way… Way Out)
  • 1967: Der Spinner (Don't Raise the Bridge, Lower the River)
  • 1967: Ein Froschmann an der Angel (The Big Mouth) (auch Drehbuch, Produzent und Regie)
  • 1968: Silent Treatment (Cameo)
  • 1969: Jerry, der Herzpatient (Hook, Line & Sinker) (auch Produzent)
  • 1970: Wo bitte geht es hier zur Front? (Which Way to the Front?) (auch Produzent und Regie)
  • 1970: Die Pechvögel (One More Time) (nur Regie)
  • 1972: The Day The Clown Cried (nicht beendet)
  • 1980: Alles in Handarbeit (Hardly Working)
  • 1982: Slapstick (Of Another Kind)
  • 1983: The King of Comedy
  • 1983: Immer auf die Kleinen (Cracking Up) (auch Drehbuch und Regie)
  • 1984: Jerry, der Privatdetektiv (Par où t'es rentré? On t'a pas vu sortir)
  • 1984: Jerry, der total beknackte Cop (Retenez Moi… Ou Je Fais Un Malheur)
  • 1987: Mein Kind darf nicht sterben (Fight for Life)
  • 1989: Cookie
  • 1992: Der Letzte Komödiant – Mr. Saturday Night (Mr. Saturday Night) (Cameo)
  • 1993: Arizona Dream
  • 1995: Funny Bones – Tödliche Scherze (Funny Bones)
  • 1996: Der verrückte Professor (The Nutty Professor, nur Drehbuch, Produzent)
  • 2000: Familie Klumps und der verrückte Professor (Nutty Professor II: The Klumps, nur Drehbuch, Produzent)
  • 2004: Miss Cast Away and the Island Girls (Cameo)
  • 2006: Law & Order: New York – „Sadist“ („Uncle”)
  • 2008: Harold und der Zaubertrank (The Nutty Professor) (Stimme)
  • 2009: Coco auf wilder Verfolgungsjagd (Curious George 2: Follow that Monkey) (Stimme)

Auszeichnungen

  • 1954: Goldener Apfel bei den „Golden Apple Awards“ (zusammen mit Dean Martin) als „Kooperativster Schauspieler“
  • 1965: Spezialpreis Golden Laurel bei den Laurel Awards als „Family Comedy King“
  • 1966: „Bester ausländischer Schauspieler“ (zusammen mit Dean Martin) bei den „Fotogramas de Plata“
  • 1966: nominiert für den Golden Globe als „bester Schauspieler“ in Boeing, Boeing
  • 1984: Mitglied der französischen Ehrenlegion
  • 1984: nominiert für die Goldene Himbeere in der Kategorie Schlechtester Schauspieler (für Rolle in Slapstick)
  • 1984: nominiert für den British Academy Film Award als bester Nebendarsteller in The King of Comedy
  • 1998: Lifetime Achievement Award „der American Comedy Awards“
  • 1999: Goldener Löwe für das Lebenswerk bei den Filmfestspielen von Venedig 1999
  • 2004: Career Achievement Award der Los Angeles Film Critics Association
  • 2005: Goldene Kamera für sein Lebenswerk
  • 2005: Governor's Award bei den Emmy-Awards
  • 2005: Nicola Tesla Award bei den „Golden Satellite Awards“
  • 2009: Jean Hersholt Humanitarian Award

Tonträger

  • 1956 – Jerry Lewis Just Sings
  • EMI Comedy: Dean Martin & Jerry Lewis
  • Jerry Lewis: The Capitol Collector's Series
  • Jerry Lewis: Phoney Phone Calls 1959–1972

Schriften

  • Jerry Lewis, Rainer Gansera: Wie ich Filme mache. (OT: The Total Film-Maker.) Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1976, ISBN 3-499-11927-7.
  • Jerry Lewis, James Kaplan: Dean and Me – A Love Story., Random House, ISBN 0-7679-2086-4.

Literatur

  • Klaus Stawecki: Jerry Lewis. Sein Leben, seine Filme. Trescher, Berlin 1995, ISBN 3-928409-39-5.

Weblinks


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