Jenő Konrád

Jenő Konrád

Jenő Konrád, auch bekannt als Konrád 1‚ (* 13. August 1894 in Palánka, Österreich-Ungarn; † 15. Juli 1978 in New York, Vereinigte Staaten von Amerika) war ein ungarischer Fußballspieler und Fußballtrainer.

Inhaltsverzeichnis

Spielerkarriere

Konrád spielte auf der Position des Mittelläufers und galt als ausgezeichneter Techniker und Spielgestalter, jedoch wurde ihm manchmal auch mangelnde Lauffreude vorgeworfen.

Er begann mit dem organisierten Fußballspiel im Alter von 14 Jahren, als er dem Budapester AK beitrat, mit 17 Jahren wechselte er zum MTK Budapest, wo er in der Saison 1911/12 sein Debüt in der Kampfmannschaft gab. Nach zwei Vizemeistertiteln hinter dem Ferencvárosi Torna Club konnte 1914 der Meistertitel geholt werden. Im selben Jahr stieß auch Konráds jüngerer Bruder Kálmán (Konrád 2) zum Verein.

Mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges rückte Konrád I beim Militär ein, wo er es bis zum Offizier brachte. Dies hinderte ihn jedoch nicht daran, an den beiden inoffiziellen Meisterschaftsbewerben des Jahres 1915 teilzunehmen, wovon der MTK die Herbstmeisterschaft gewinnen konnte. Im Mai desselben Jahres erhielt er auch seine erste Einberufung in die Nationalmannschaft, wo er beim 2:1 Sieg gegen Österreich eingesetzt wurde, dies sollte jedoch sein einziges Spiel für Ungarn bleiben. Nach rund zweijähriger russischer Kriegsgefangenschaft kehrte er in der Saison 1918/19 zum Verein zurück, der mittlerweile unter der sportlichen Leitung von Jimmy Hogan stand. Der Engländer hatte eine spielstarke Mannschaft zusammengestellt, die den ungarischen Fußball bis Mitte der 1920er Jahre dominieren sollte. Die Brüder Konrád spielten gemeinsam in einem Team mit György Orth, József Braun und Alfréd Schaffer und konnten 1919 den Meistertitel erreichen.

Als Folge der politischen Unruhen, die in Ungarn nach Ende des Krieges herrschten, nutzte eine Reihe von ungarischen Spielern die Möglichkeit, bei ausländischen Vereinen unterzukommen. Dem damaligen sportlichen Leiter des Wiener Amateur SV Hugo Meisl gelang es, die Brüder Konrád nach Wien zu lotsen, Jenő erhielt als Anreiz für den Vereinswechsel eine Jahreskarte für die Wiener Börse. Die Konráds spielten in der Herbstrunde für die Ober-Sankt Veiter, jedoch führte der ungarische Verband zu dieser Zeit eine heftige Auseinandersetzung mit dem österreichischen, da die meisten in Wien tätigen Spieler aus Budapest ohne Freigabe ihrer jeweiligen Heimatvereine tätig waren. Mit Jahresende 1919 wurde diesen Spielern auf Drängen der Ungarn die Spielerlaubnis in Wien entzogen, davon betroffen waren neben den Konráds unter anderem auch Ferenc Plattkó und Alexander Neufeld. Erst im Frühjahr 1920 erhielten die Spieler schließlich die Freigabe und Spielberechtigung.

Die beiden Ungarn waren bei den Amateuren von Anfang an erfolgreich und waren auch – gemeinsam mit dem später zur Mannschaft stoßenden Schaffer – wesentlich an der Entwicklung des Spielstils der Violetten beteiligt. Als erster Titel konnte 1921 der österreichische Cup geholt werden, 1924 folgten der erste Meistertitel der Klubgeschichte und ein weiterer Cupsieg. Danach wurde in Österreich der Berufsfußball auch offiziell eingeführt und die Brüder Konrád versuchten, ein möglichst lukratives Engagement zu erlangen. Nach mehrmonatiger Unklarheit unterschrieben die beiden schließlich bei der Vienna, wobei in der Presse ein Handgeld von 90 Millionen Kronen kolportiert wurde. Jenő zog sich 1925 jedoch eine Meniskusverletzung zu, die seine aktive Karriere beenden sollte.

Trainerkarriere

Nachdem sein Bruder nach einer Saison bei der Vienna wieder zu seinem vormaligen Verein zurückgekehrt war, übernahm Jenő das Training der Amateure und führte sie 1926 zum zweiten Double. Danach war er ein halbes Jahr beim SC Wacker Wien, Rumäniens Chinezul Timișoara und zwei Jahre beim Wiener AC tätig, ehe er 1929 die Betreuung des SC Hakoah Wien übernahm. Anschließend wurde er Trainer des 1. FC Nürnberg, den er zwei Jahre später ins Halbfinale um die deutsche Meisterschaft führte, wo man dem FC Bayern München unterlag. Die nationalsozialistische Zeitung Der Stürmer führte eine Hetzkampagne gegen den jüdischen Trainer und erreichte, dass Konrád zum Bedauern seines Vereins Nürnberg verließ.

Er kehrte nach Rumänien zurück, wo er Ripensia Timișoara zum Meistertitel 1932/33 führte und betreute danach den SK Židenice in Brünn. Zur Winterpause 1934/35 kehrte er zur Austria nach Wien zurück und führte den Verein vom letzten Tabellenplatz über den ÖFB-Cupsieg in den Mitropacup. 1936 wechselte er nach Italien, coachte die US Triestina in der Serie A und stellte mit einem sechsten Platz das beste Vereinsergebnis ein. Trotzdem musste er 1938 auf Grund der von den italienischen Faschisten erlassenen Rassengesetze den Verein und Italien verlassen. Er übernahm den Trainerposten beim Olympique Lillois und erreichte das Finale des französischen Cups, das allerdings gegen Racing Paris verloren ging. Konráds letzte Station in Europa war Sporting Lissabon, die er in der Saison 1939/40 betreute, ehe er mit seiner Familie in die USA emigrierte. Dort war er jedoch nicht mehr im Fußball tätig.

Erfolge

  • 2 x Ungarischer Meister: 1914, 1919 (als Spieler)
  • 2 x Österreichischer Meister: 1924 (als Spieler), 1926 (als Trainer)
  • 1 x Rumänischer Meister: 1933 (als Trainer)
  • 4 x Österreichischer Cupsieger: 1921, 1924 (als Spieler), 1926, 1935 (als Trainer)
  • 1 Spiel für die ungarische Fußballnationalmannschaft

Literatur

  • Werner Skrentny: Von Serbien nach New York, von Budapest nach Stockholm: die Odyssee der "Konrad-Zwillinge". In: Dieter Schulze-Marmeling (Hrsg): Davidstern und Lederball. Die Werkstatt, Göttingen 2003, ISBN 3-89533-407-3.

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