Jeffrey Herf

Jeffrey Herf

Jeffrey Herf (* 1947) ist Geschichtsprofessor an der Universität Maryland, spezialisiert auf die Geistes- und Kulturgeschichte im Europa des 20. Jahrhunderts, besonders auf Deutschland.

Seinen Ph. D. erhielt Herf im Jahr 1980 auf der Brandeis University in Massachusetts. Bevor er Professor an der Universität Maryland wurde, lehrte er an der Ohio University in Athens, OH. Er hat Aufsätze für Die Zeit, The New Republic und Partisan Review verfasst.

Jeffrey Herf war im Herbst 2007 Fellow an der American Academy in Berlin.

Inhaltsverzeichnis

Historischer Islamfaschismus

In einem Interview mit der Wochenzeitung jungle world, Berlin, im Juli 2010 berichtet Herf über eine Konferenz "Arabische Antworten auf Faschismus und Nationalsozialismus" in Tel Aviv im Mai 2010. Darin äußert er die Auffassung, dass manche Wissenschaftler einen islamistischen Antisemitismus seit den 20er Jahren nicht untersuchen und daher auch nicht erkennen wollen. Diese Autoren

halten verbissen an ihrer Meinung fest, wenn man sie mit wissenschaftlichen Belegen dafür konfrontiert, dass einige sehr wichtige arabische, palästinensische und islamistische Führer wie Hadj Amin al-Husseini enthusiastisch, willig und effektiv mit dem deutschen Naziregime zusammenarbeiteten, dessen Hass gegen Juden teilten und eine wichtige Rolle spielten bei der Fusion der nationalsozialistischen und islamistischen ... Formen des Antisemitismus.
Den Historikern, die noch von Edward Said und der Dritten Welt fasziniert sind, fällt es schwer, sich vorzustellen ... dass sich der Schwerpunkt des globalen Antisemitismus von Europa in die arabische Welt und den Iran verlagert hat. ... Niemand hat je behauptet, dass alle Araber oder alle Muslime Hitler verehrten, aber viele taten es. Die Tatsache einer wesentlichen islamistischen und arabisch-nationalistischen Kollaboration mit Nazideutschland ist mittlerweile unwiderlegbar bewiesen, ebenso, dass der Antisemitismus, der sich auf eine besondere Interpretation des Koran und der Hadithen gründete, zur Unterstützung des Nationalsozialismus und der arabischen und muslimischen Radikalen beigetragen hat, und zwar ... lange vor der Gründung Israels.
Hassan al-Banna und Hadj Amin al-Husseini haben den Islam neu definiert als eine von Natur aus antisemitische religiöse Tradition. Sie nahmen antijüdische Geschichten und Zitate aus dem Koran und den Hadithen, die in der Vergangenheit marginal waren, und machten diese zum Mittelpunkt ihre Verständnisses des Islam. ...(Das Auswärtige Amt wollte) ... ihnen auf der gemeinsamen Grundlage des Judenhasses und der Opposition gegen die britische Anwesenheit im Nahen Osten ... begegnen. Das war der Grund, warum die arabischsprachige (sc. deutsche) Kurzwellenpropaganda den Koran und nicht Mein Kampf zitierte.
(Es wissen alle)..., die die Hamas-Charta von 1988 oder irgendein Manifest von al-Qaida oder Ahmadinejads Tiraden lesen, wohl, dass nichts von dem, was dort gesagt wird, wirklich neu ist. Sie alle beziehen ihre Themen und sogar ihre Slogans aus der ideologischen Synthese, die während der nazi-islamistischen Kollaboration in Berlin während des 2. Weltkriegs, insbesondere zwischen 1941 und 1945, stattfand.

Kritik an Herf

Wolin meint in "The Chronicle" 2009, das Fortleben des letztlich anti-religiösen Nazismus in Arabien nach 1945 ist eng begrenzt gewesen. Nasser ist eher ein Stalinist als ein Nazi-fellow-traveller gewesen, trotz Johann von Leers' Beschäftigung. Auch die CIA hat sehr viele hohe Nazis weiter beschäftigt, ohne dass sie allein dadurch faschistisch geworden sei. Gamal Abdel Nasser war jedenfalls gegen die Muslimbrüder; er ließ Sayyid Qutb hinrichten. Nur in dessen Spätschriften, insbes. "Our struggle with the jews" [1]findet sich ein deutlich islam-faschistischer Link, der dann von al-Qaida und anderen Salafiten aufgenommen wurde. Wolin meint, dass Herf die Welt der Ideen zu stark gewichtet; aber die Geschichte der arabischen Länder und das Aufkommen Osama bin Ladens und al-Qaidas hängen in erster Linie von realen Ereignissen in diesem Raum, weniger von Ideen und deren Propaganda durch Nazis vor und nach 1945, einzelne Muftis und Imame ab. Vor allem der Wahabismus hat viel stärker einen Aufschwung des reaktionären politischen Islamismus bewirkt, als die Mufti-Galani-Leers-Linie es je geschafft hat.

Werke

Weblinks

Notizen

  1. 1950; wieder aufgelegt in Saudi-Arabien und in Ägypten 1970 & 1989; engl. Fassung siehe Art. Qutb
  2. später auch als TB.; online les- und durchsuchbar
  3. Gewann den Fraenkel-Preis der Wiener Library in London und den George-Lewis-Beer-Preis der American Historical Association. - Insbes. wichtig durch eine umfassende, quellengestützte Darstellung des DDR-Antisemitismus Ende der 40er und Anfang der 50er-Jahre. Dt. Fassung mit Lit.verz.; in der engl. Fass. Lit. nur in den Anm.- Dt. Fassung ohne die s/w Archiv-Fotos der engl. Ausgabe
  4. in google Buchsuche online lesbar. Versch. Aufl.
  5. In Englisch. Im Internet-Buchhandel online les- und durchsuchbar. 2009 Hardcover, anders als dort ang.- TB: November 2010
  6. siehe Weblinks
  7. online
  8. Als Volltext im Netz verfügbar, die Angabe des Links wird jedoch von WP blockiert. Gebe daher in google ein: jeffrey herf "static.ow.ly". Abstract: Während des Zweiten Weltkriegs unternahm das NS-Regime intensive Bemühungen, um an Araber und Muslime im Nahen Osten und in Nordafrika in arabischer Sprache zu appellieren. Dies tat es auf zweierlei Weise: Erstens stellte es sich als ein Vorkämpfer eines säkularen, zuerst gegen England, dann gegen die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion gerichteten Antiimperialismus dar; zweitens verwendete und rezipierte es islamische Traditionen auf solch eine Weise, dass sie als kompatibel mit der Ideologie des Nationalsozialismus erschienen. Von Herbst 1939 bis März 1945 sendete das NS-Regime sieben Tage und Nächte die Woche arabische Kurzwellensendungen in den Nahen Osten und nach Nordafrika. Obwohl ein Großteil der deutschsprachigen NS-Radiosendungen aufgezeichnet und sorgfältig archiviert wurde, hat sich nur sehr wenig von den circa 2.000 Tagen und 6.000 Stunden der arabischen Abendsendungen (also der Hauptsendezeit) in deutschen Archiven erhalten. Die Sendungen wurden aber von Angestellten der amerikanischen Botschaft in Kairo während des Krieges transkribiert. Von April 1942 bis März 1945 sendete Botschafter Alexander Kirk den wortgetreu ins Englische übersetzten Text der „Axis Broadcasts in Arabic“ an das amerikanische Außenministerium in Washington, D.C. Die folgenden 14 Dokumente, ausgewählt von mehreren Tausend, geben einen Eindruck von den Hauptthemen der Kriegssendungen. Die Dokumente der „Axis Broadcasts in Arabic“ stellen einen signifikanten Fortschritt für unser Wissen über die Versuche des NS-Regimes dar, an Araber und Muslime zu appellieren und die Hauptthemen der NS-Propaganda in Europa für dieses Zielpublikum anzupassen. Abstract in Engl.: [1]. Die Sendungen stammen oft von Mohammed Amin al-Husseini oder von Raschid Ali al-Gailani in Berlin

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