Jean-Nicolas Arthur Rimbaud

Jean-Nicolas Arthur Rimbaud
Arthur Rimbaud.

Jean Nicolas Arthur Rimbaud (* 20. Oktober 1854 in Charleville; † 10. November 1891 in Marseille) war ein französischer Dichter.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jean Nicolas Arthur Rimbaud wurde am 20. Oktober 1854 in Charleville in den Ardennen im Nordosten Frankreichs geboren. Sein Vater Frédéric war Hauptmann der Infanterie, seine Mutter Tochter eines Bauern. Sie bekamen fünf Kinder: Frédéric, Arthur, Victorine (gestorben im Alter von einem Monat), Vitalie und Isabelle. Der Vater verließ die Familie, als Arthur sechs Jahre alt war. Schon in frühester Jugend schrieb Arthur seine ersten Verse.

Die Mutter, Vitalie Cuif, litt sehr unter dem Verlust des Mannes und bezeichnete sich vom Tag seiner Abreise als Witwe. Sie erzog Arthur, seinen Bruder und seine beiden Schwestern nach strengen religiösen Grundsätzen und erstickte mit ihrer Ernsthaftigkeit viele von Arthurs Ideen. Die Beziehung zwischen Mutter und Sohn war stets angespannt, wobei sie nicht liebevoll miteinander umgingen. Dennoch respektierte der junge Rimbaud seine Mutter und wandte sich ihr in Krisensituationen immer wieder zu.

Er schloss Freundschaft mit dem Lehrer Georges Izambard. Von seinen Lehren beeinflusst, veröffentlichte er seine ersten Gedichte. Bei Ausbruch des Deutsch-Französischen Kriegs verließ Izambard Charleville. Rimbaud floh zum ersten Mal, gelangte nach Douai und trat dort in die Nationalgarde ein, mit der er die Schrecken des Krieges erlebte. Damals schrieb er Le Dormeur du val. Seine dritte Flucht aus Charleville führte ihn nach Paris, wo er sich als Journalist versuchen wollte.

Paul Verlaine und Arthur Rimbaud (links sitzend; Gemälde von Henri Fantin-Latour, 1872)

In Paris nahm Rimbaud auch am Aufstand der Pariser Kommune teil. Diesen Aufstand verherrlichte er im Mai 1871 in L'orgie parisienne ou Paris se repeuple (dt. Die Pariser Orgie oder Paris bevölkert sich wieder). Im August 1871, im Alter von sechzehn Jahren, nahm er Briefkontakt zum arrivierten Dichter Paul Verlaine auf, der ihn zu sich einlud, ihn unterstützte und förderte. Rimbaud und Verlaine hatten eine leidenschaftliche Liebesbeziehung. Im selben Jahr schloss er sich dem von Charles Cros gegründeten Dichterkreis Cercle des poètes Zutiques an.

Arthur reiste in Begleitung von Verlaine, der seinetwegen seine Frau verlassen hatte, nach London und hielt sich längere Zeit in Belgien auf. An beiden Orten experimentierte er mit Drogen und besonders mit Absinth. Während eines Streits zog Verlaine plötzlich eine Pistole, schoss und verletzte Rimbaud an der Hand. Verlaine verbrachte die nächsten zwei Jahre im Gefängnis.

Rimbaud kehrte nach Roche auf den Bauernhof seiner Familie zurück und vollendete – als Reflexion dieser Zeit – sein bedeutendstes Werk, die Gedichtsammlung Une saison en enfer (1873).

Rimbaud in Harar (Äthiopien) ca. 1883.

Nach seinen Illuminations (1873-1875) gab Rimbaud im Alter von 21 Jahren das Schreiben auf und führte bis 1890 ein unstetes Wanderleben, das ihn nicht nur durch ganz Europa, sondern auch bis nach Aden führte. In Afrika, hauptsächlich in Ägypten, Abessinien (Äthiopien) und Jemen, betrieb er Handel mit Kaffee, Gewürzen, Gold, Elfenbein, Fellen und Waffen. Eine Geschwulst im Knie führte zur Amputation des Beines, nachdem er in Marseille wieder französischen Boden betreten hatte. Seine kleine Schwester Isabelle kümmerte sich in Roche um ihn. Nach einem Monat kehrte er nach Marseille zurück, „um einen schönen Tod zu sterben“.

Am 10. November 1891 starb er in Marseille im Alter von 37 Jahren nach längerem Leiden an Knochenkrebs. Er wurde auf dem Friedhof seiner Heimatstadt Charleville begraben.

Einfluss

Sein Werk wurde ein Vorbild für die Symbolisten und übte eine tiefe Wirkung auf die französische Literatur des 20. Jahrhunderts aus.

Arthur Rimbaud beeinflusste auch Bob Dylan, Fabrizio De André, Klaus Hoffmann, Henry Miller, Patti Smith, Richard Hell (Television), Jim Morrison, Penny Rimbaud (Crass), Wladimir Wyssozki, Georg Heym, Paul Zech, Klaus Mann, Georg Trakl, die Surrealisten, die Beat-Poeten und viele andere Künstler. Die Band "Eloy" benutzte seine 'Sommermorgenröte' als Intro zu 'The Sun-Song'. Der französische Sänger Raphaël veröffentlichte auf seinem zweiten Album La Réalité (2003) das Lied 'Être Rimbaud', dessen Lyrik sowohl Verweise auf Rimbaud und Verlaine als auch auf die Bühnenfigur Pierrot enthält.

Werke

  • Poésies (Gedichte)
  • Les illuminations (1872), dt. Illuminationen; Leuchtende Bilder ISBN 3-89086-870-3
  • Les mains de Jeanne-Marie (1871)
  • L'orgie parisienne ou Paris se repeuple (1871)
  • Le Bateau ivre (1871), dt. Das Trunkene Schiff ISBN 3-89086-871-1
  • Une saison en enfer (1873), dt. Eine Jahreszeit in der Hölle; Ein Aufenthalt in der Hölle ISBN 3-89086-874-6
  • Lettres (Briefe)
  • Das trunkene Schiff (Gedichte, deutsch 1991 u.ö.) Übers. Thomas Eichhorn. Diese Übersetzung wurde mit dem André-Gide-Preis ausgezeichnet

Literatur

  • Philippe Besson: "Brüchige Tage". Dtv Juni 2006, ISBN 3423245301
  • Yves Bonnefoy: Arthur Rimbaud. 6. A. Rowohlt, Reinbek 1994 ISBN 3-499-50065-5
  • Michel Butor: Versuch über Rimbaud. Rimbaud Verlag, Aachen 1994 ISBN 3-89086-876-2
  • Francoise d'Eaubonne: "Rebell Rimbaud" Paul List Verlag München, 1959
  • Benjamin Fondane: "Rimbaud der Strolch" . Matthes & Seitz, München 1991, ISBN 3-88221-257-8
  • Elizabeth M. Hanson: My poor Arthur. Holt, New York 1960
  • Henry Miller: Vom großen Aufstand. 2. Auflage, Arche Verlag Zürich, 1964
  • Pierre Michon: Rimbaud der Sohn. Suhrkamp, Frankfurt/M. 1991/2008 (Originaltitel: Rimbaud le fils), ISBN 978-3-518-22437-3. 
  • Charles Nicholl: Somebody else. Cape, London 1997
  • Rimbaud vivant. 2. A. Rimbaud Verlag, Aachen 2004 ISBN 3-89086-970-X
  • Jacques Rivière: Rimbaud. Mit einem Vorwort von Rolf Kloepfer. Eckhard Becksmann, Freiburg i. Br. 1930/1968 (Originaltitel: Rimbaud. Ein Essay. André Gide gewidmet.). 
  • Ardengo Soffici: Arthur Rimbaud. Vallecchi, Florenz 2002
  • Enid Starkie: Das Leben des Arthur Rimbaud. Matthes & Seitz, Berlin 1990 ISBN 3-88221-765-0

Filme

Weblinks



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