Jean-Christophe Ammann

Jean-Christophe Ammann

Jean-Christophe Ammann (* 14. Januar 1939 in Berlin) ist ein Schweizer Kunsthistoriker und Kurator.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Ammann wurde als Sohn eines Chemikers geboren. Er wuchs in deutschsprachigen Teil von Fribourg/Schweiz auf. Nach der Matura 1959 am Kollegium St. Michael studierte er Kunstgeschichte, christliche Archäologie und deutsche Literatur und wurde 1966 an der Universität Fribourg über das Werk von Louis Moilliet promoviert. Von 1967 bis 1968 war er Mitarbeiter von Harald Szeemann an der Kunsthalle Bern. Anschließend leitete er bis 1977 das Kunstmuseum Luzern. 1971 war er Schweizer Kommissar für die Biennale Paris und 1972 Mitarbeiter von Harald Szeemann bei der Konzeption der documenta 5, die „als interessanteste und einflussreichste in die Ausstellungsgeschichte eingegangen (ist)“[1]. 1978 war er Mitorganisator der Arte Natura im internationalen Pavillon der Biennale Venedig. Von 1978 bis 1988 übernahm er die Leitung der Kunsthalle Basel. Seit 1981 ist er Mitglied der Emanuel-Hoffmann-Stiftung in Basel.

1989 wechselte Ammann nach Frankfurt am Main und eröffnet dort als Direktor im Juni 1991 das neue, von dem Wiener Architekten Hans Hollein entworfene Museum für Moderne Kunst. Mit einer neuen Ausstellungsform, den „Szenenwechseln", die mit Hilfe privater Sponsoren insgesamt zwanzig Mal stattfanden, gewann das neue Museum internationales Renommee. Bei den Szenenwechseln wurde der Bestand des Museums halbjährlich umgeordnet und dabei mit Neuzugängen oder Leihgaben angereichert. Ammann leitete das Haus bis Ende 2001, sein Nachfolger wurde Udo Kittelmann.

1995 war Ammann Kommissar des deutschen Pavillons auf der Biennale Venedig. Von 1989 bis 1997 war er Vorstandsvorsitzender der Hessischen Kulturstiftung, seit 1992 Lehrbeauftragter der Universitäten Frankfurt am Main und Gießen und seit 1998 Professor an der Universität Frankfurt am Main.

Seit 1999 ist Jean-Christophe Ammann von der Deutschen Börse mit dem Aufbau einer Sammlung von künstlerischen Fotografien beauftragt. Zudem gehört er dem Beirat der Kunstsammlung des Schweizer Bankhauses UBS an. Als Kurator war er unter anderem für die Ausstellung „Crossart“. Van Gogh bis Beuys” in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn (2005) und „Im Anfang war das Wort… — Über die Sprache in der zeitgenössischen Kunst”, Haus der Kunst, München (mit Corinna Thierolf; 2006) tätig.

Er ist mit der Künstlerin Judith Ammann verheiratet und lebt in Frankfurt am Main.

Zitat

«Ich denke, dass die Kunst weiterhin ihre Substanz beziehen muss aus der Erforschung des Selbst und aus einem Bewusstsein und Denken von Gegenwart. Dieses Denken von Gegenwart ist das Schwierigste, weil ich das Diffuse präzis und das Präzise diffus denken muss. An diesem Auftrag des Künstlers, in dieser Gesellschaft tätig zu sein, hat sich überhaupt nichts geändert.»

Jean-Christophe Ammann

Auszeichnungen

Schriften

  • Bei näherer Betrachtung. Zeitgenössische Kunst verstehen und deuten, Westend Verlag, Frankfurt 2009, ISBN 978-3-938060-43-8 (Französische Ausgabe: En y regardant mieux, Les Presses du Reél, Dijon, 2010, ISBN 978-2-84066397-3)
  • mit Harald Szeemann: Von Hodler zur Antiform, Geschichte der Kunsthalle Bern, Benteli Verlag, Bern 1970, Neuauflage 2005
  • Louis Moilliet, Das Gesamtwerk, DuMont Schauberg, Köln, 1972
  • Bewegung im Kopf, Lindinger + Schmid, Regensburg 1993
  • Rémy Zaugg — Gespräche mit Jean-Christophe Ammann, Cantz Verlag, Parkett Verlag, Stuttgart 1994
  • Kulturfinanzierung, Lindinger + Schmid, Regensburg 1995
  • Annäherung. Über die Notwendigkeit der Kunst, Lindinger + Schmid, Regensburg 1996
  • Das Glück zu sehen. Kunst beginnt dort, wo der Geschmack aufhört, Regensburg: Lindinger und Schmid, 1998, ISBN 3-929970-35-X
  • Robert Strübin. Musik sehen, Bilder hören. Hrsg. v. Verein ZwischenZeit, mit einem Vorwort von Jean-Christophe Ammann, Schwabe Verlag Basel 2010, ISBN 978-3-7965-2699-2

Literatur

  • Rolf Lauter (Hrsg.): Für Jean-Christophe Ammann, Festschrift zum 60. Geburtstag, Societätsverlag, Frankfurt am Main, 2001 ISBN 3-7973-0789-6

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Sabine B. Vogel in: documenta, Lebenslauf einer Institution, FAZ.net vom 7. Mai 2002

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