Amilcar Cabral

Amilcar Cabral
Amílcar Cabral auf einer DDR-Briefmarke

Amílcar Cabral (* 12. September 1924 in Bafatá, Guinea-Bissau; † 20. Januar 1973 in Conakry Guinea) war ein kap-verdischer Politiker und Unabhängigkeitskämpfer.

Leben

Er wurde am 12. September 1924 in Bafatá als Sohn kap-verdischer Eltern geboren. Seine Mutter Iva Pinhel Évora war dem Vater Juvenal Lopes Cabral nach Guinea-Bissau gefolgt, der dort als Lehrer arbeitete.

Als Amílcar acht Jahre alt war, kehrte die Familie auf die Kapverden zurück. So wurde Mindelo, die Hafenstadt von São Vicente, mit ihrem internationalen Flair und ihrer Weltoffenheit zum prägenden Umfeld Cabrals, der hier 1943 die Reifeprüfung ablegte. Als Schüler arbeitete er beim lokalen Radiosender, verfasste Gedichte und politische Schriften zur Unterstützung einer kap-verdischen, kreolischen Identität.

Im folgenden Jahr zog die Familie in die Hauptstadt Praia, wo er bei der Nationaldruckerei arbeitete, bis er 1945 ein Stipendium zum Studium der tropischen Landwirtschaft in Lissabon, der Hauptstadt der damaligen Kolonialmacht Portugal, erhielt. Hier bildeten sich in der afrikanischen Studentenschaft politische Zirkel, denen zahlreiche spätere Unabhängigkeitskämpfer aus Kap Verde, Guinea-Bissau, Angola und Mosambik angehörten. Nach Abschluss des Studiums 1950 folgten zwei Arbeitsjahre in Santarém (Portugal).

1952 kehrte er als Landwirtschaftsingenieur zurück nach Guinea-Bissau. Seine politischen Aktivitäten bei den Bauern waren der Kolonialverwaltung und der politischen Polizei ein Dorn im Auge und Cabral musste nach Angola fliehen. Mit Aristides Pereira, seinem Bruder Luís de Almeida Cabral und weiteren jungen Leuten gründete Amílcar Cabral 1956 die PAI, die wegen verwirrender Namensgleichheit mit einer senegalesischen Partei bald umbenannt wurde in Partido Africano para a Independência da Guiné e do Cabo Verde (PAIGC, portugiesisch für „Afrikanische Partei für die Unabhängigkeit von Guinea und Kap Verde“).

1963 verließ die Partei den Untergrund und eröffnete ein Büro im Nachbarland Guinea, das unter Ahmed Sékou Touré einen diktatorischen, streng antikolonialen Kurs verfolgte. Im selben Jahr, nach der blutigen Zerschlagung eines Streiks der Hafenarbeiter von Pidjiguiti (Guinea-Bissau) durch portugiesische Kolonialtruppen, begann die PAIGC den bewaffneten Aufstand, der sich zu einem von 1963 bis 1974 dauernden Kolonialkrieg ausweitete.

Cabral trieb zugleich die politische Konfrontation auf internationaler Ebene voran. Er vertrat die Sache Kap Verdes und Guineas vor den Vereinten Nationen, 1970 in einer Privataudienz bei Papst Paul VI., vor europäischen Parlamenten und afrikanischen Politikern sowie in den Medien. Seine antikolonialistische Haltung in Verbindung mit einem klaren Bekenntnis zur Blockfreiheit sowie seine überzeugende intellektuelle Persönlichkeit machten ihn zu einem geachteten Partner der Sozialistischen Internationale und zum persönlichen Freund Olof Palmes und François Mitterrands.

Das portugiesische Militär und die politische Polizei PIDE versuchten mehrmals, Cabral zu töten, unter anderem im November 1970 bei einem Überfall auf Conakry, der als Portuguese Raid oder Mar Verde bekannt wurde. Diese Aktion zielte auf den Tod Cabrals und des guineischen Präsidenten Sékou Touré sowie die Zerstörung der guineischen Kampfflugzeuge am Boden ab. Während Cabrals Frau Maria Helena und die Kinder mit dem Schrecken davonkamen, wurde die Familie eines Arztes in der Nachbarwohnung schwer verletzt und ein Kind getötet.

Ab 1972 geriet die portugiesische Kolonialarmee immer mehr in die Defensive und musste sich teilweise fluchtartig zurückziehen.

Am 20. Januar 1973 putschte ein Teil der Armee der PAIGC gegen die Kapverder an der Spitze der Partei. Cabral und seine Frau wurden vor ihrer Wohnung aufgehalten und als sich Amílcar Cabral nicht fesseln ließ, erschoss ihn Inocêncio Cani, ein Offizier der Marine. Letztlich vereitelte das Eingreifen des guineischen Präsidenten und seiner Truppen den Putsch. Auch wenn die unmittelbaren Mörder bekannt sind, bleiben die Hintergründe des Attentats bis heute im Dunkeln.

In den folgenden Monaten erreichte die PAIGC die Kontrolle über den größten Teil des Landes und erklärte 1973 einseitig die Unabhängigkeit Guinea-Bissaus.

Die antifaschistischen Kräfte erreichten am 25. April 1974 in der „Nelkenrevolution“ die Umwandlung Portugals von der faschistischen Diktatur zur Demokratie und das Ende des portugiesischen Kolonialismus.

Der Todestag Amílcar Cabrals ist heute der Nationalfeiertag der Republik Kap Verde.

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