Jazzclub – Der frühe Vogel fängt den Wurm

Jazzclub – Der frühe Vogel fängt den Wurm
Filmdaten
Deutscher Titel: Jazzclub – Der frühe Vogel fängt den Wurm
Produktionsland: Deutschland
Erscheinungsjahr: 2004
Länge: 80 Minuten
Originalsprache: deutsch
Altersfreigabe: FSK ohne Altersbeschränkung
Stab
Regie: Helge Schneider
Drehbuch: Helge Schneider und Andrea Schumacher
Produktion: Hanno Huth
Musik: Helge Schneider
Kamera: Voxi Bärenklau
Schnitt: Andrea Schumacher
Besetzung

Jazzclub – Der frühe Vogel fängt den Wurm ist eine deutsche Filmkomödie aus dem Jahr 2004 und der vierte Kinofilm des Mülheimer Jazzkünstlers Helge Schneider, der das Drehbuch schrieb, Regie führte, die Musik komponierte und selbst als Darsteller in mehreren Rollen mitwirkte.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Der Film beschreibt den Alltag des Fischverkäufers Teddy Schu. Um sich und seine Frau Jaqueline (Susanne Bredehöft) über Wasser zu halten, muss er zudem für die Agentur Señora Fuck unter dem Namen Rodriguez Faszanatas als Mann für gewisse Stunden sowie in den frühen Morgenstunden als Zeitungsausträger arbeiten. Abends trifft er sich bisweilen mit einem Obdachlosen ohne Namen (Charly Weiss), der sein Gedächtnis verloren hat, unter einer Brücke und philosophiert über die Ausweglosigkeit des Alltags. Die Beziehung zu seiner Frau ist zerrüttet. Sie wirft ihm vor, ein talentloser Taugenichts zu sein und besucht die Sprechstunde eines genialen Psychologen, Professor Henry (Helge Schneider). In der Fußgängerzone begegnet Schu immer wieder einem heruntergekommenen Pflasterverkäufer (Peter Thoms), der sich der Wirklichkeit mit einem sturen: „Pflaster! Zwei Meter zwei Mark!“ entgegenstellt.

Seine knapp bemessene Freizeit jedoch verbringt Teddy am liebsten mit seinen Freunden, dem Schlagzeuger Howard (Pete York) und dem Bassisten Steinberg (Jimmy Woode), mit denen er ein Jazztrio bildet und Nacht für Nacht in einem kleinen Jazzclub spielt, jedoch fast immer vor leeren Stühlen und ohne Bezahlung, da der Jazzclub von der Schließung bedroht ist. Der Traum der drei Freunde, einmal mit dem großen (fiktiven) Jazz-Schlagzeuger Earl Mobileh zu spielen, scheint unerreichbar.

Als dann auch noch Willi (Horst Mendroch), der Besitzer des Jazzclubs, durch eine Überdosis Alkohol stirbt, scheint es mit der Jazzmusik endgültig aus zu sein. Ein Hoffnungsstrahl in Form der Visitenkarte des Musikproduzenten Mies van de Kalb (Nico van Rijn), der auf das Trio aufmerksam geworden ist, zerschlägt sich, als dieser am Telefon nicht mehr erreichbar ist. In akuter Geldnot entschließt sich Steinberg, seinen geliebten Kontrabass – seine „Lady“ – zu verkaufen, bringt es schlussendlich aber nicht übers Herz.

Man trifft sich in der „Wohnung“ des Obdachlosen unter dem Brückenbogen und berät, wie es weitergehen soll. Da plötzlich landet ein UFO direkt vor ihnen. Die Insassen – tumb lachende, grüne Außerirdische – laden das Trio sowie den Obdachlosen und Theo (Andreas Kunze) – Willis einfach gestrickten Bruder – ein, sie auf ihren Planeten zu begleiten und dort Musik zu machen. Noch auf dem Weg dorthin findet der Obdachlose sein Gedächtnis wieder: er ist Earl Mobileh. So findet der Film mit dieser Flucht aus dem Alltag einen unerwarteten und fantastischen Schluss.

Entstehungsgeschichte

Nach den teilweise für ihn persönlich entmutigenden Erfahrungen bei seinen vorangegangenen Filmen wollte Schneider mit „Jazzclub“ endlich den Film drehen, der ihm schon lange am Herzen gelegen hatte. Der Film ist, wie der Titel schon sagt, ein am Jazz orientierter Musikfilm, zudem aber auch ein Heimatfilm: er wurde zum größten Teil in Schneiders Heimatstadt Mülheim an der Ruhr gedreht und enthält nicht zuletzt viel Autobiographisches.

Schneider beschreibt hier in idealisierter Form die Zeit vor seinem großen Durchbruch Anfang der 1990er Jahre. Ohne jeden Schulabschluss und ohne realistische Aussicht, je Geld verdienen zu können, schlitterte er, wie sein Film-Alter-Ego Teddy Schu, erfolglos durch verschiedenste Berufe, spielte vor leeren Sälen und träumte davon, als Jazzmusiker anerkannt und erfolgreich zu sein. Im Gegensatz zu Schneiders anderen Filmen ist Jazzclub kein reines Klamaukstück, sondern von einer melancholischen Grundstimmung geprägt. In sich wiederholenden Sequenzen aus zermürbender Arbeit, leidenschaftlicher Jazzmusik und nächtlichen Fahrten mit der Straßenbahn montiert Schneider ein sehr persönliches Bild seiner Jugend. Er möchte damit durchaus auch jungen Menschen, die in Zeiten wachsender Arbeitslosigkeit immer öfter chancenlos vor der Zukunft stehen, seine Erfahrungen weitergeben und Mut machen. Dabei wird auch dieser Film von Schneiders oft subtilem Humor und seinem Gespür für die Darstellung von absonderlichen Typen getragen.

Der Film ist, verglichen mit Schneiders drei vorherigen Filmen, sehr melancholisch und erinnert in gewisser Weise an seinen ersten (veröffentlichen) Film Stangenfieber. Selbst das Happy End dieses Films wurde erst relativ spät angefügt, lange Zeit während der Produktion war geplant, den Film mit dem Bericht über den Tod der Freunde (nach dem Absturz des Raumschiffs werden sie von Kannibalen gefressen) enden zu lassen.

Kritiken

  • „Schneider wie er leibt und lebt, viel Anarcho-Humor und Albern-Abseitiges, durchaus auch peinlich-blöd und dann wieder pseudophilosophisch-banal. Wer einen Sinn dahinter entdeckt, hat möglicherweise noch mehr Spaß damit, wer guten Jazz mag, und davon versteht Herr Schneider eine ganze Menge, wird dieses Werk, für das das Multitalent als Regisseur, Drehbuchautor, Hauptdarsteller und Komponist fungierte, vielleicht sogar lieben.“ (Blickpunkt:Film)
  • „Wie gewohnt erweist sich auch das jüngste Oeuvre des schillernden Multitalents als abseitige und originelle, ketzerische und populäre, schwer verdauliche und trotzdem leicht zu goutierende Musikkomödie. Schneiders treue Fans, aber auch experimentierfreudige Jazzfreunde, werden begeistert mitswingen.“ (VideoWoche)

Weblinks


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