Jaufre Rudel

Jaufre Rudel
Jaufre Rudel stirbt in den Armen der Gräfin von Tripoli (MS der Bibliothèque Nationale)

Jaufré Rudel (* vor 1113; † um 1170) war ein südfranzösischer Adeliger, der sich als Troubadour betätigte und als einer der bekanntesten Dichter altokzitanischer Sprache in die Literaturgeschichte einging.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Schaffen

Über die Person von Jaufré (=franz. Geoffroi) ist wenig bekannt, außer dass er „prince“ (Fürst) des kleinen Territoriums Blaya (um das das heutige Städtchen Blaye im Département Gironde) war und 1147 mit seinem Onkel und Lehnsherrn, dem Herzog von Angoulême, sowie anderen adeligen Herren am (zweiten) Kreuzzug teilzunehmen gelobte. Am 13. April 1148 gingen sie in Akkon, etwa 200 km südlich von Tripolis, an Land.

Seinen Ruhm verdankt er acht (davon vier mit Noten) erhaltenen Gedichten und nicht zuletzt einer aus dem Mittelalter überkommenen altokzitanischen Kurzbiografie (vida), die aber kaum den Fakten entspricht, sondern aus den Gedichten abgeleitet sein dürfte. Diese Geschichte erzählt, wie Jaufré aufgrund der Berichte von heimgekehrten Jerusalem-Pilgern eine unstillbare Sehnsucht nach der Gräfin von Tripolis im fernen Heiligen Land entwickelt, sich um dieser „Fernliebe“ (amor de lonh) willen dem Kreuzzug anschließt, während der Schiffsreise aber erkrankt und kurz nach seiner Ankunft, nachdem man die Gräfin herbeigerufen und informiert hat, in ihren Armen stirbt.

Die Anfänge der acht Gedichte Jaufrés lauten:

  • Qand lo rossignols el foillos (Wenn die Nachtigall im Laub)
  • Lanqand li jorn son lonc en mai (Sobald die Tage lang sind im Mai)
  • Qan lo rius de la fontana (Wenn das Fließen der Quelle)
  • Belhs m'es l'estius e·l temps floritz (Angenehm ist mir der Sommer und die blühende [Jahres-]Zeit)
  • Lan quan lo temps renovelha (Sobald die [Jahres-]Zeit sich erneuert)
  • Pro ai del chan, essenhadors (Nutzen habe ich von dem Lied, ihr Lehrmeister)
  • No sap chantar qi so non di (Der weiß nicht zu singen, der keinen Ton sagt)
  • Qui non sap esser chantaire (Wer kein Sänger zu sein versteht)

Nachleben

Die rührende Geschichte Jaufré Rudels wurde zur Zeit der Romantik auch außerhalb Frankreichs bekannt und von Heinrich Heine, Algernon Swinburne, Ludwig Uhland, Giosuè Carducci in Gedichten aufgegriffen. Sie bildet den Stoff von Edmond Rostands Drama La princesse lointaine und liegt der Oper L'Amour de loin von Kaija Saariaho (Libretto von Amin Maalouf) zugrunde. Alfred Döblin zitiert sie fast unverändert in seinem letzten Roman Hamlet oder Die lange Nacht nimmt ein Ende (1956, Deutscher Taschenbuch Verlag, S. 45/46).

Weblinks

Literatur

  • Paul Blum: Der Troubadour Jaufre Rudel und sein Fortleben in der Literatur; Brünn 1912
  • Mittelalterliche Lyrik Frankreichs I: Lieder der Trobadors. Provenzalisch/deutsch. Ausgewählt, übersetzt und kommentiert von Dietmar Rieger. Stuttgart: Reclam, 1980. (Enthält leider nur einen Text von Jaufré.)

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