- Jastorfkultur
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Jastorfkultur
Zeitalter: vorrömische Eisenzeit Absolut: ca. 600 v. Chr. bis zur Zeitenwende Ausdehnung Norddeutschland Legende: [1]
- Jastorfkultur
- Nordische Gruppe
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- Zarubincy-Kultur
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- Gubener Gruppe (von der Przeworsker Kultur beeinflusst)
- Oxhöft-Kultur
- Getische und thrakische Gruppen
- Poieneşti-Lukaševka Kultur (von Przeworsker und Jastorfkultur beeinflusst)
Die Jastorfkultur ist eine nordmitteleuropäische archäologische Kultur aus der Zeit von etwa 600 v. Chr. bis zur Zeitenwende (vorrömische Eisenzeit). Benannt wurde diese Kultur durch Gustav Schwantes nach einem Urnengräberfeld beim Ort Jastorf (Landkreis Uelzen) in Niedersachsen.
Begrenzt war die Verbreitung der Kultur nach heutigem Kenntnisstand anfangs zwischen der Weser im Westen, der Aller im Süden, und dem südlichen Dänemark. Später weitete sie sich auch in Richtung Rhein und Harz aus. Funde sind auch aus dem Berliner Raum und Mecklenburg-Vorpommern bekannt.
Die Jastorfkultur entwickelte sich aus der Hallstatt-Kultur aber auch teils beeinflusst von der weiter nördlich gelegenen nordischen Bronzezeit. Außerdem ist der spätere kulturelle Austausch mit der keltischen La-Tène-Kultur nachgewiesen. Die früher vermutete starke Beeinflussung oder gar Einwanderung aus dem nördlichen Dänemark und Südschweden (Skandinavien) wird von Archäologen heute nicht mehr vertreten. Das Gebiet der Jastorf-Kultur war zunächst auf größere Teile Schleswig-Holsteins und Niedersachsens begrenzt, dann begann eine rasche Expansion Richtung Harz, und gegen 500 v. Chr. erreichte die Kultur das heutige Thüringen, den Niederrhein und Niederschlesien.[2]
Die Kulturen der vorrömischen Eisenzeit, zu der die Jastorfkultur zu rechnen ist, und ihre zeitliche Entsprechung in der vorausgehenden Nordischen Bronzezeit werden als germanische bzw. vorgermanische Kulturen angesehen. Die Nordische Bronzezeit bildet eine eigenständige Kultur während der gleichzeitigen Existenz der Nördlichen Urnenfelderkultur, die aus der Zentralen Urnenfelderkultur hervorging. Die Nördliche Urnenfelderkultur bzw. Hügelgräberkultur (Tumulus Kultur) war die vorgermanische Kultur der späten Bronzezeit.
Chronologisches Gerüst und zeitliche Parallelisierung mit den gleichzeitigen Süd- und mitteldeutschen Kulturen:
- 600 - 500 v. Chr. Jastorf A entspricht Hallstatt D
- 500 - 400 v. Chr. Jastorf B entspricht Latene A
- 400 - 350 v. Chr. Jastorf C entspricht Latene B
- 350 - 120 v. Chr. Ripdorf entspricht Latene C
- 120 - 0 v. Chr. Seedorf entspricht Latene D
Gefunden wurden bisher hauptsächlich Bestattungen mit Hügelgräbern, Flachgräbern und Brandgrubengräbern. Grabbeigaben waren selten und dann eher ärmlich, Waffenbeigaben fehlen ganz.
Die Forschung betrachtet die Jastorfkultur als Basis der aus ihr hervorgehenden germanischen Stämme bzw. der germanischen Sprach- und Kulturgemeinschaft. Das Fundgut zeigt bereits eine gewisse Differenzierung, die sich in Kleidung, Schmuck und Keramik manifestiert.
Literatur
- Jochen Brandt: Jastorf und Latène. Kultureller Austausch und seine Auswirkungen auf soziopolitische Entwicklungen in der vorrömischen Eisenzeit. Leidorf, Rahden 2001, ISBN 3-89646-338-1 (Internationale Archäologie 66), (Zugleich: Kiel, Univ., Diss, 2000).
- Wiebke Künnemann: Jastorf – Geschichte und Inhalt eines archäologischen Kulturbegriffs. In: Die Kunde. NF 46, 1995, ISSN 0342-0736, S. 61–122.
- Herwig Wolfram: Die Germanen. 4. Auflage. Beck, München 1999, ISBN 3-406-44904-2 (Beck'sche Reihe 2004 C. H. Beck Wissen).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ H. Beck, H. Steuer, D. Timpe (Red.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Die Germanen, de Gruyter, Berlin New York, 1998, S. 145, ISBN 3-11-016383-7, Schraffur im Original durch Farben ersetzt
- ↑ Wolfram 1999.
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