Jardin de Luxembourg

Jardin de Luxembourg
Bienenstöcke der Imkerschule im Jardin du Luxembourg
Fontaine Médicis im Jardin du Luxembourg

Der Jardin du Luxembourg ist ein früher königlicher, heute staatlicher Schlosspark im Pariser Quartier Latin (6. Arrondissement) mit einer Fläche von 26 ha. Die Anlage gehört zum Palais du Luxembourg, in dem der Senat tagt, die zweite Kammer des französischen Parlamentes.

Der Jardin du Luxembourg ist im Norden begrenzt von dem gleichnamigen Palais, dem kleineren Nebenschloss Petit Palais, das dem Senatspräsidenten als Amtssitz dient, der Orangerie und dem Musée du Luxembourg, und im Osten von der Ecole des Mines. Er gliedert sich in zwei Bereiche: Im Umfeld des Schlosses liegen streng geometrische, schon seit Anfang des 17. Jahrhunderts auf die klassizistische französische Gartenkunst hinweisende Blumenbeete und Terrassen, westlich und südwestlich davon die zu einem späteren Zeitpunkt im Stil englischer Landschaftsgärten freier gestalteten Bereiche.

Inhaltsverzeichnis

Freizeitangebot

Boulodrome der Association Sportive du Jardin du Luxembourg

Der Park, der sich besonders bei den Pariser Familien, den Studenten der benachbarten Hochschulen und den Joggern großer Beliebtheit erfreut, bietet mannigfaltige Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung und zur sportlichen Betätigung. Im südwestlichen Bereich ähnelt er einem Freizeitpark. Hier stehen den kleineren Kindern das in einem festgefügten steinernen Miniaturtheater untergebrachte, Guignol genannte Kasperle-Theater, dessen Ursprünge auf das Jahr 1881 zurückreichen, ein altes, von Charles Garnier entworfenes und von Rilke besungenes Kinderkarussell und Ponys für Reitpartien und Kutschfahrten zur Verfügung, den größeren ein Abenteuerspielplatz. Auch Tennis- und Basketballplätze sind vorhanden, so wie eine Anlage für das Jeu de Paume-Spiel, ein Vorläufer des Tennisspiels. Es gibt einen überdachten Schachspiel-Platz, ein Boulodrome[1] und zwei Kaffeegärten. Vor der Gartenfassade des Schlosses befindet sich ein Wasserbecken, in dem traditionell selbstgebastelte oder gemietete Modellboote im Wind segeln. Freiluftkonzerte finden unter einem Musikpavillon beim Haupteingang am Boulevard Saint-Michel statt. Dort werden an der Außenseite der Gitter auch regelmäßig Foto-Ausstellungen veranstaltet.

In der äußersten südwestliche Spitze des Gartens befindet sich die – nach Einschreibung – jedermann offenstehende Imkerschule und der sorgfältig an Spalieren gehegten Obstgarten. Die Produkte des dereinst königlichen Gartens werden alljährlich im Herbst in der Orangerie ausgestellt und zum Verkauf angeboten.

Geschichte

Der Garten wurde ab dem Jahr 1611 oder 1612 im Auftrag von Maria von Medici, der aus Italien stammenden Witwe des Königs Heinrich IV. für ihr damals weit außerhalb der Stadtgrenzen entstehendens Landschloss gestaltet. Diesem waren wenigstens teilweise die Pläne des Palazzo Pitti in Florenz zugrunde gelegt worden, in dem Maria von Medici aufgewachsen war. Obwohl der Südflügel des Palais und der daran anschließende Garten im 19. Jahrhundert starke Veränderungen erfuhren, haben sie sich ein leichtes italienisches Flair bewahrt, das die in Kästen gepflanzten Palmen unterstreichen.

Der ursprüngliche Garten wies bereits große Baumbestände, Blumenrabatten und auch Wasserbecken auf, für deren Speisung zwischen 1613 und 1624 der aus der Nähe von Rungis kommende Aquädukt von Arcueil gebaut wurde. Auch die vor der Gartenfassade um das zentrale Wasserbecken gegen Süden ausgerichtete hufeisenförmige Rampe mit ihren erhöhten Terrassen existierte in ähnlicher Form schon zu Beginn des 17. Jahrhunderts, erhielt ihre Marmorstatuen, darunter das Standbild der Königin Maria von Medici, aber erst im 19. Jahrhundert. Der Park birgt zahlreiche weitere Statuen und Kunstwerke, unter anderem ein Exemplar der Freiheitsstatue von Auguste Bartholdi.

Nachdem der Garten 1617 durch Tausch um einen Teil des eingefriedeten Klostergeländes der Kartäuser vergrößert worden war, ließ Ludwig XIV., Enkel der Maria von Medici, die Hufeisenrampe durch die grandiose Perspektive der Avenue de l’Observatoire ergänzen, die den Blick über den ehemals hier festgelegten Pariser Null-Meridian bis zum Pariser Observatorium leitet. Bereits im 17. Jahrhundert zog der Park ein breiteres Publikum an. (Sauval vermerkte 1650, er sei „zuweilen öffentlich, zuweilen nicht“). Im 18. Jahrhundert war der Garten ein beliebter Promenadenort für Literaten: Hier ergingen sich unter anderem Jean-Jacques Rousseau und Denis Diderot.

Im Lauf der Zeit erfuhr die Gartenfläche noch mehrere Veränderungen: 1782 von dem damaligen Besitzer, dem Comte de Provence, dem Bruder Ludwigs XVI. und späteren König Ludwig XVIII. um sechs Hektar amputiert (um die Restaurierung des Schlosses zu finanzieren), wurde er in der Revolution anlässlich der Beschlagnahmung des dem Kartäuserkloster bis dato verbliebenen Besitzes wieder vergrößert, schließlich 1865 unter Napoléon III. und seinem Präfekten Haussmann durch den Bau der rue Auguste Comte und von Häusern im Osten und Süden erheblich beschnitten. Dies betraf unter anderem das von Guy de Maupassant besonders geschätzte Gelände der Baumschule (Pépinière) und des Botanischen Gartens. Fünf Petitionen protestierender Bürger, eine davon mit der für damals hohen Zahl von 12.000 Unterschriften blieben vergeblich.

Brunnen

  • Das zentrale Wasserbecken mit seiner Fontäne und dem Stand für den Verleih von Miniatur-Segelbooten ist beliebter Treffpunkt der Kinder.
  • Die Fontaine Médicis (1620), Salomon de Brosse zugeschrieben, ist ein grottenförmiges Nymphäum. Es wurde 1864 im Zuge der Trassierung der rue de Médicis von Alphonse de Gisors an den jetzigen Standort versetzt, umgestaltet und mit Statuen (1866) von Auguste Ottin versehen.
  • Die Fontaine du Regard wurde auf Anweisung von Jean Chalgrin von dem früheren Carrefour Saint-Placide (jetzt rue de Rennes) an die Rückseite der Fontaine Médicis versetzt. Das elegante Marmorrelief Leda und der Schwan (1807) im Stil der Neurenaissance stammt von Achille Valois, die beiden auf der Schrägung des Giebelfeldes ruhenden Wassernymphen (1864) von Jean-Baptiste Klagmann.

Kunstwerke (Auswahl)

Zacharie Astruc:
Der Maskenhändler (1883)
Eugène Lequesne:
Der tanzende Faun (1851),
im Hintergrund das Panthéon
  • aus dem 16. Jahrhundert:
    • Der Sieg Davids über Goliath und Nymphe, zwei der Antike nachempfundene Marmorskulpturen auf hohen Säulen (beiderseits des zentralen Wasserbeckens)
  • aus der Regierungszeit von Louis Philippe:
    • Standbilder der französischen Königinnen und berühmter Damen Frankreichs (1846–1850), von Auguste Ottin, Augustin Dumont, Jean-Baptiste Klagmann, Jean-Jacques Feuchère und anderen Künstlern (Hufeisenrampe)
  • aus der romantischen Epoche:
    • Velleda (1839–1844) von Hippolyte Maindron nach einem Werk von Chateaubriand, eines der plastischen Hauptwerke der Romantik
    • Der tanzende Faun (1851) von Eugène Lequesne
  • Bildnisse berühmter Künstler oder Schriftsteller (im Uhrzeigersinn vom östlichen Tor der rue de Vaugirard ausgehend:

Das Karussell

Ein Gedicht von Rainer Maria Rilke

Das Karussell
Jardin du Luxembourg
Mit einem Dach und seinem Schatten dreht
sich eine kleine Weile der Bestand
von bunten Pferden, alle aus dem Land,
das lange zögert, eh es untergeht.
Zwar manche sind am Wagen angespannt,
doch alle haben Mut in ihren Mienen;
ein boser roter Löwe geht mit ihnen
und dann und wann ein weißer Elefant.
Sogar ein Hirsch ist da, ganz wie im Wald,
nur daß er einen Sattel trägt und drüber
ein kleines blaues Mädchen aufgeschnallt.
Und auf dem Löwen reitet weiß ein Junge
und hält sich mit der kleinen heißen Hand,
dieweil der Löwe Zähne zeigt und Zunge.
Und dann und wann ein weißer Elefant.
Und das geht hin und eilt sich, daß es endet,
und kreist und dreht sich nur und hat kein Ziel,
Ein Rot, ein Grün, ein Grau vorbeigesendet,
ein kleines kaum begonnenes Profil -.
Und manchesmal ein Lächeln, hergewendet,
ein seliges, das blendet und verschwendet
an dieses atemlose blinde Spiel ...

Literatur

  • Dictionnaire des Monuments de Paris, Editions Hervas, Paris, 1992, ISBN 2-903-118-66-3
  • Pierre Kjellberg: Le nouveau guide des statues de Paris, La Bibliothèque des Arts, Paris, 1988, ISBN 2-85047-025-2
  • Julia Droste-Hennings, Thorsten Droste: Paris. Eine Stadt und ihr Mythos. DuMont-Reiseverlag, Köln 2000 ISBN 3-7701-3421-4 (S. 136-138)
  • Robert Schediwy, Franz Baltzarek:Grün in der Großstadt – Geschichte und Zukunft europäischer Parkanlagen unter besonderer Berücksichtigung Wiens, Wien 1982 ISBN 3-85063-125-7


Quellen

  1. lt. Vereinsliste auf der Website des Pariser Pétanque-Verbands spielt dort die Association Sportive du Jardin du Luxembourg

Weblinks

Diverse Bildquellen:


historische Abbildungen der Université François-Rabelais, Tours

Galerie

Panoramabild des Gartens


48.8469444444442.33722222222227Koordinaten: 48° 50′ 49″ N, 2° 20′ 14″ O


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