Janko-Klaviatur

Janko-Klaviatur

Die Jankó-Klaviatur ist eine alternative Klaviaturform, die 1882 von Paul von Jankó entworfen wurde.

Weil eine normalgroße Hand auf dem üblichen Klavier kaum mehr als eine None greifen kann und alle Tonleitern mit einem anderen Fingersatz gespielt werden müssen, hat dieses Klavier zwei intereinandergreifende Manuale mit drei Druckpunkten für jeden Tastenhebel. Anstatt der traditionellen Anordnung der schwarzen und weißen Tasten in einer Reihe hat dieses Design eine Cluster-artige Tastenfeld-Anordnung.

Anstelle eines 88-Noten-Klaviers (normale Größe) würde es auf dem Jankó keyboard 264 Tasten geben, da jede Note von drei Tasten (in vertikaler Richtung) gespielt werden könnte. Im Bild sind die weißen Tasten farbig markiert, um zu zeigen, wie die Tonarten verbunden sind.


In vertikaler Sicht sind die Tasten einen Halbton voneinander entfernt und horizontal einen Ganzton. Daraus resultiert, dass im Gegensatz zum normalen Klavier alle Akkorde und Skalen die gleichen Fingersätze und die gleiche Griffform auf den Tasten haben, egal in welcher Tonart man sich befindet.

Zur Zeit seiner Erfindung wurde das Instrument als revolutionär gepriesen. Arthur Rubinstein sagte über die Janko-Klaviatur: „If I were to begin my career anew it would be on this keyboard“. Franz Liszt sagte: „Diese Erfindung wird das momentane Klavier in fünfzig Jahren ersetzt haben!“[1]

Janko-Klaviatur

Entgegen Liszts Vorhersage und Rubinsteins Befürwortung hat sich die Jankó-Klaviatur nicht durchgesetzt, vor allem, da nur wenige ihr Repertoire auf einem nicht etablierten Klavier mit neuen Fingersätzen lernen wollten. Auch nützte es wenig, wenn man ein Stück auf der neuen Klaviatur eingeübt hatte, am Konzertort dann aber damit rechnen musste, ein konventionelles Instrument vorzufinden. Wäre die Janko-Klaviatur zu einem früheren Zeitpunkt erfunden worden, als Klaviere noch mit leichteren Holz- statt mit Metallrahmen gefertigt wurden, und so transportabler waren, hätte sich die Janko-Klaviatur vielleicht durchgesetzt. Doch das Klavier hatte sich in der romantischen Ära fest etabliert und wurde von vielen Musikern genutzt und favorisiert.

Viele besondere Ausführungen dieses Klavieres entstanden nach seiner Konzeption. Jankó selbst entwickelte eine Tastenanordnung, die den kleinen, schmalen, schwarz-weißen Tasten des bekannten Klavier ähnelten und patentierte dies in Deutschland 1884. Im Folgejahr wurden die Tasten breiter und kürzer. Andere Erfinder meldeten andere Designvorschläge zum Patent an, die Jankós ähnelten und sich oft in der Tastenanordnung unterschieden (zu nennen sind: Edgar, Cramer, McChesney, Stewart, Adams, Nordbö, Barnett, Reuther und Firestone). Das Jankó-Design wird heute auf Wunsch in Klaviermodelle eingebaut[2] und unter anderem von Herstellern elektronischer Instrumente angewendet.[3][4]

Einzelnachweise

  1. The Paul Jankó keyboard.
  2. Julius Blüthner Pianofortefabrik GmbH. Bundesverband Klavier e.V.
  3. The Cipher for Whole Tone or Janko Chromatic Keyboard.
  4. Chromatone 312

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Jankó-Klaviatur — Die Jankó Klaviatur ist eine alternative Klaviaturform in der 6 plus 6 Anordnung, die 1882 von Paul von Jankó entworfen wurde. Weil eine normalgroße Hand auf dem üblichen Klavier kaum mehr als eine None greifen kann und alle Tonleitern mit einem… …   Deutsch Wikipedia

  • Klaviatur — Spieltisch einer Orgel mit vier Manualen Ein …   Deutsch Wikipedia

  • Janko — Janko, Paul von, Musiker, geb. 2. Juni 1856 zu Totis in Ungarn, bildete sich in Wien bei Hans Schmitt und in Berlin bei H. Ehrlich zum Klavierspieler aus und machte sich besonders bekannt (1882) durch eine zu ziemlicher Verbreitung gelangte neue… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Janko — ist der Familienname folgender Personen: Andreas Janko (* 1965), österreichischer Jurist Eva Janko (* 1945), österreichische Leichtathletin János Jankó (Maler) (1833–1896), ungarischer Maler und Grafiker János Jankó (Ethnologe) (1868–1902),… …   Deutsch Wikipedia

  • Jankó —   [ jɔȖkoː], Paul von, ungarischer Pianist und Mathematiker, * Totis (Bezirk Komorn) 2. 6. 1856, ✝ Konstantinopel 17. 3. 1919; konstruierte 1882 eine neue, nach ihm benannte Klaviatur, bei der sechs Tastenreihen zu drei gleichen Paaren so… …   Universal-Lexikon

  • Klaviatūr — (Tastatur), die Gesamtheit der Tasten (Claves) eines Tasteninstruments, insbes. des Klaviers. Über die Jankoklaviatur s. Janko …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Klaviatur — Klaviatūr (vom lat. clavis, Schlüssel) oder Tastatur, die Tastenreihen der Tasteninstrumente, bes. des Klaviers. Die sieben Töne der Grundskala werden durch weiße, die fünf Nebentöne durch schmälere schwarze Tasten dargestellt. Die Jankó K.… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Chromatische Klaviatur — Klaviatur Spieltisch einer Orgel mit vier Manualen Eine Klaviatur [klavi̯aˈtuːr] (v. lat. clavis „Schlüssel“ oder …   Deutsch Wikipedia

  • Stumme Klaviatur — Klaviatur Spieltisch einer Orgel mit vier Manualen Eine Klaviatur [klavi̯aˈtuːr] (v. lat. clavis „Schlüssel“ ode …   Deutsch Wikipedia

  • Paul von Jankó — (* 2. Juni 1856 in Totis; † 17. März 1919 in Konstantinopel) war ein österreichisch ungarischer Mathematiker, Musiker und Erfinder, der vor allem als Erfinder der Jankó Klaviatur bekannt ist. Leben Er studierte in Wien am Polytechnikum und am… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”