Jane Goodall

Jane Goodall
Jane Goodall im Oktober 2010

Jane Goodall, mit vollem Namen Dame Valerie Jane Goodall (* 3. April 1934 in London) ist eine Verhaltensforscherin, die 1960 begann, das Verhalten von Schimpansen im Gombe Stream National Park in Tansania zu untersuchen. Um für den Erhalt der Habitate der Primaten und damit für den Schutz ihrer Arten zu werben, gründete sie das Jane-Goodall-Institut, das Behandlung und Verständnis der Primaten durch öffentliche Bildung und rechtliche Vertretung zu verbessern sucht, die Zusammenarbeit mit lokalen Gemeinden stärken will, und junge Leute für diese Aufgaben gewinnt und auszubildet.

Goodall ist neben Dian Fossey (Gorillas) und Biruté Galdikas (Orang-Utans) eine von drei Frauen, die auf Anregung des Paläontologen Louis Leakey Anfang der 1960er-Jahre Langzeitstudien über Menschenaffen begannen. Leakey hoffte, von diesen Verhaltensbeobachtungen Rückschlüsse auf das Verhalten der Vormenschen ziehen zu können.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Leistungen

Nach ihrer Schulausbildung besuchte Goodall zunächst eine Schule für Sekretärinnen, realisierte 1957 aber auf Einladung eines ehemaligen Schulkameraden ihren lang gehegten Traum, Afrika kennenzulernen, und reiste nach Kenia. Im damals so bezeichneten Kenya National Museum fand sie eine Anstellung und kam so in Kontakt mit dessen Direktor Louis Leakey.

Obwohl Goodall zuvor nicht studiert hatte und daher den mindestens erforderlichen Bachelor-Grad nicht besaß, durfte sie sich in Anerkennung ihrer außergewöhnlich ertragreichen Verhaltensbeobachtungen und einer höchst selten erteilten Ausnahmegenehmigung bereits ab 1962 an der Universität Cambridge zur Promotion einschreiben, die sie 1965 mit Erfolg abschloss.

Viele Erkenntnisse über Schimpansen sind auf Jane Goodalls Arbeiten zurückzuführen. Sie entdeckte, dass Schimpansen zum Gebrauch von Werkzeugen fähig sind: Zum einen brechen Schimpansen Zweige ab und angeln mit ihnen Termiten aus den Löchern ihrer Bauten; zum anderen verwenden sie Steine als Hammer und Amboss, um Nussschalen zu sprengen. Ferner fand Goodall heraus, dass Schimpansen auch Fleisch fressen und sogar gemeinschaftlich auf die Jagd nach anderen Affenarten gehen sowie in Gruppen andere Schimpansengruppen attackieren.

Goodall war eine der ersten Forscherinnen, die den von ihr beobachteten Tieren keine Nummern, sondern Namen gab. Diese Praxis stieß damals in der wissenschaftlichen Gemeinde auf Ablehnung, weil dadurch angeblich die Objektivität verloren ging – und nicht zuletzt auch deshalb, weil Jane Goodall zuvor „nur“ als Sekretärin und Kellnerin gearbeitet hatte. Inzwischen sind viele Wissenschaftler Goodalls Beispiel gefolgt.

Der Cartoonist Gary Larson hat Jane Goodall in einem Cartoon verewigt. Da sie sich darüber freute, werden heute T-Shirts mit diesem Cartoon verkauft. Der Erlös daraus geht an das von ihr 1977 gegründete Jane Goodall Institute for Wildlife Research, Education and Conservation, das sich den Schutz der bedrohten Schimpansen zum Ziel gesetzt hat.

Jane Goodall und Mr. H im Oktober 2006

1991 gründete Goodall mit Kindern in Tansania die Aktion Roots & Shoots (englisch für Wurzeln und Schösslinge, aber auch Wurzeln und Sprösslinge), die inzwischen bereits in über 40 Ländern aufgegriffen wurde. In Roots & Shoots-Gruppen entwickeln Kinder eigene Ideen und kleine Projekte im Bereich Natur- und Umweltschutz, um so zur Verbesserung des Lebens auf der Erde beizutragen.

Heute setzt sich Goodall außerdem im Great Ape Project für bestimmte Rechte der großen Menschenaffen [1] ein, die den Menschenrechten ähnlich sind. Seit 2002 ist sie Friedensbotschafterin der UNO.

Weiterhin wirbt sie für Alternativen zu Tierversuchen. Im Mai 2008 forderte sie das Nobelpreiskomitee auf, einen Nobelpreis für Alternativmethoden zu Tierversuchen zu schaffen.[2]

Von 1964 bis 1974 war Goodall mit dem Tierfilmer Hugo van Lawick (1937–2000) verheiratet, mit dem sie Filme drehte und mit dem sie auch einen Sohn hat. 2010 kam unter dem Titel „Jane’s Journey“ ein Dokumentarfilm über den Lebensweg von Jane Goodall in die Kinos.

Auszeichnungen

Schriften

  • In the shadow of man. William Collins Sons & Co., London 1971, ISBN 0002113570 (Deutsche Übersetzung: Wilde Schimpansen.)
  • The Chimpanzees of Gombe. Patterns of Behaviour. Belknap Harvard University Press, Cambridge/Massachusetts 1986, ISBN 0674116496
  • Wilde Schimpansen. Verhaltensforschung am Gombe-Strom. Aus dem Englischen von Mark W. Rien. Rowohlt, Reinbek 1991, ISBN 3-499-18838-4
  • Ein Herz für Schimpansen. Meine 30 Jahre am Gombe-Strom. Rowohlt, Reinbek 1996, ISBN 3-499-19964-5
  • Grund zur Hoffnung. Autobiografie. Riemann 1999, ISBN 978-3-570-50007-1
  • Mein Leben für Tiere und Natur: 50 Jahre in Gombe. Bassermann Verlag 2010, ISBN 3-809-48045-2
  • mit Gary McAvoy und Gail Hudson: Harvest for Hope. A Guide to Mindful Eating. Grand Central Publishing, 2005, ISBN 978-0-446-53362-1
  • Jane’s Journey – Die Lebensreise der Jane Goodall. Hansanord Verlag 2010, ISBN 3-940-87307-1

Literatur

  • Dale Peterson: Jane Goodall. The woman who redefined man. Houghton Mifflin Company, Boston 2006, ISBN 978-0395854051

Einzelnachweise

  1. Affenliebe; Interview mit Jane Goodall Zeit online, 22. August 2011
  2. Goodall urges Nobel prize for sparing lab animals. The Guardian, Wednesday May 28 2008.
  3. Affenforscherin Goodall wird Hamburg-Botschafterin Die Welt, 17. August 2011, abgerufen am 19. August 2011

Weblinks

 Commons: Jane Goodall – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Interviews

Siehe auch


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