James Samuel Coleman

James Samuel Coleman

James Samuel Coleman (* 12. Mai 1926 in Bedford, Indiana; † 25. März 1995 in Chicago, Illinois) war ein US-amerikanischer Soziologe mit großem Einfluss auf die Theorie der Soziologie.

Inhaltsverzeichnis

Werk und Wirkung

Er schuf Beiträge zu einer Handlungstheorie, wonach Systemübergänge von einer Makroebene zu einer Mikroebene und zurück zu einer Makrosicht zu analysieren sind, wenn komplexe soziale Systeme erklärt werden sollen.

Einordnung seiner „Foundations of Social Theory“ in der Soziologie

Coleman ist in der Soziologie dem methodologischen Individualismus und den Vertretern der Theorie der rationalen Entscheidung zuzuordnen. Diese Denkschule steht derjenigen der Systemtheoretiker konträr gegenüber, deren Richtung auch als „Kollektivismus“ bezeichnet wird.

Theoretischer Ansatz

In seiner Erklärung der gesellschaftlichen Strukturen (Makrophänomene) setzt Coleman auf der Individualebene (Mikroebene) an. Das bedeutet, er erklärt die Gesellschaft durch das Verhalten ihrer Bestandteile, der Akteure.

Dabei gibt es für ihn zwei Arten von Akteuren: Individuen und korporative Akteure. Letztere sind größere soziale Gebilde, also z.B. Unternehmen, Gewerkschaften, aber auch Staaten und NGOs. Er behandelt in seinem Konzept beide Arten von Akteuren gleich, stellt allerdings zwischen den Akteuren eine Machtungleichheit zu Ungunsten der Individuen aufgrund von unterschiedlichen Ressourcen fest. Letztlich gäbe es für die Individuen geringere Handlungsoptionen als für soziale Gebilde. Für Individuen in einer immer stärker verflochtenen Welt sei es rational, Macht an korporative Akteure abzugeben.

Die Grundlage seines Konzepts bildet dabei das Konzept des rationalen kostenminimierenden bzw. nutzenmaximierenden Akteurs, welches auf der Theorie des „homo oeconomicus“ aus der Volkswirtschaftslehre aufbaut. Er erweitert es um den Einbezug der Makroebene und um weitere Tauschmöglichkeiten der Akteure. So tauschen nach Coleman in einer Gesellschaft die Akteure nicht nur Güter, sondern vor allem Handlungs- und Kontrollrechte untereinander aus.

Das Modell des Makro-Mikro-Makro Schemas

Colemansche Badewanne

Zentraler Bestandteil seiner Theorie ist sein Modell des Makro-Mikro-Makro-Schemas. Dieses Modell soll die Wirkung von gesellschaftlichen Phänomenen (1 – Makroebene) auf das Verhalten der Akteure (2–3 – Mikroebene) und von dortaus wieder zurück auf die Gesellschaft (4 – Makro) erklären: Ein Makrophänomen x1 (1) bedingt ein anderes Makrophänomen x2 (4), indem es zuerst auf die Akteure „wirkt“ und die Randbedingungen setzt, an denen diese ihre Handlungen ausrichten (2). Es kommt darauf zu den tatsächlichen Handlungen von Akteuren (3), die sich dann in der Summe wieder zu einem neuen Makrophänomen (4) zusammensetzen. [in James Coleman Grundlagen der Sozialtheorie. S. 10ff.; 1991 Oldenbourg Verlag]

Man spricht hier von der colemanschen Badewanne. Der erste Schritt von der Makroebene (1) zur Mikroebene (2) muss durch die Logik der Situation (a) plausibel gemacht werden. Die Handlungen der Akteure werden durch theoretische Entscheidungsregeln erklärt. Dieser Schritt wird mit Logik der Selektion (b) bezeichnet. Der Schluss von der Mikro- zurück zur Makroebene erfolgt im letzten Schritt. Bei der Logik der Aggregation (c) muss wieder mittels Regeln von den Handlungen der Akteure auf das Makrophänomen geschlossen werden.

Coleman hat dies anhand von Max Webers bekannter These durchgeführt, dass protestantische Werte den Kapitalismus begünstigt haben.

Siehe auch

Schriften

  • Grundlagen der Sozialtheorie. Drei Bände. 1990.
  • Handlungen und Handlungssysteme. 3. Auflage. 2010, ISBN 978-3-486-59795-0.

Literatur

  • Norman Braun: James S. Coleman (1926–1995). In: Dirk Kaesler (Hrsg.): Klassiker der Soziologie. Band 2. 5. Auflage. Beck, München 2007, S. 216–239.

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