Jakobe von Baden-Baden

Jakobe von Baden-Baden
Jakobe von Baden, posthumer Kupferstich um 1600
Spektakel auf dem Rhein: Die Taten des Herkules mit Feuerwerk, im Hintergrund das Düsseldorfer Schloss, aus dem erwähnten Prachtband von Graminäus.

Jakobe, Prinzessin von Baden-Baden (* 16. Januar 1558; † 3. September 1597 in Düsseldorf, begraben in der Stiftskirche St. Lambertus zu Düsseldorf), Tochter des Markgrafen Philibert von Baden-Baden und der Mechthild von Bayern, wird auf Grund ihres gewaltsamen Endes im Zusammenhang mit den konfessionellen Konflikten ihrer Zeit mit Maria Stuart verglichen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jakobe von Baden verwaiste früh und wuchs am Hof ihres Onkels, des Herzogs Albrecht von Bayern in München auf, wo sie mehrere Verehrer hatte. Um Johann Wilhelm von Jülich-Kleve-Berg, den Sohn des konfessionell schwankenden Wilhelms des Reichen an die katholische Seite zu binden, wurde sie auf Drängen ihres Cousins, des Erzbischofs von Köln Ernst von Bayern, des Kaisers Rudolf II., Philipps II., König von Spanien, sowie des Papstes Gregor XIII. mit dem wenig attraktiven, gesundheitlich und geistig labilen Thronfolger des Tripelherzogtums Jülich-Kleve-Berg verheiratet.

Die prunkvolle Hochzeit am 16. Juni 1585 in dem vom Truchsessischen Krieg umtobten Düsseldorf wurde vom bergischen Landschreiber Dietrich Graminäus in dem Prachtband Beschreibung derer Fürstlicher Güligscher ec. Hochzeit dokumentiert. Wilhelm der Reiche konnte den Tod seines ersten Sohns Karl Friedrich jedoch nicht verwinden und verachtete seinen Nachfolger Johann Wilhelm, gab ihm kaum eine Chance, das Regieren zu erlernen und trug so das Seine dazu bei, die Herzogtümer in die Katastrophe zu steuern. Nach dem Tod Wilhelms des Reichen 1592 versuchte Jakobe, das Regiment für ihren schwachen Ehemann zu übernehmen, der wegen seiner Tobsuchtsanfälle von ihr weggeschlossen wurde. Protestantisch geboren und katholisch aufgewachsen, konnte sie sich für keine der beiden konfessionellen Seiten entscheiden, wurde, was sie hätte retten können, wahrscheinlich auf Grund der Impotenz ihres Gatten nicht schwanger, legte sich zu allem Überfluss auch noch einen Liebhaber zu, den wesentlich jüngeren Amtmann zu Monheim Dietrich von Hall zu Ophoven,[1] und wurde schließlich ihrerseits verhaftet und im heute noch stehenden Turm des ansonsten nach dem Brand 1872 endgültig abgerissenen Düsseldorfer Schlosses gefangen gesetzt. Als Versuche, ihr in Rom bei der Rota und in Prag beim Kaiser den Prozess zu machen, scheiterten oder auf die lange Bank geschoben wurden, griff die katholische Partei, vertreten vor allem durch Jakobes Schwägerin Sibylle, zum Äußersten; am Morgen des 3. September 1597 wurde Jakobe tot in ihrer Kammer gefunden, nachdem sie am Abend zuvor noch Gäste empfangen und mit ihnen auf das Wohl ihres Mannes angestoßen hatte. Augenzeugenberichte legen die Vermutung nahe, dass sie erstickt oder erdrosselt wurde.[2] Das Motiv einer solchen Tat lag auf der Hand: Es musste Platz für eine eventuell fruchtbarere Nachfolgerin geschaffen werden, die die vom Aussterben bedrohte Dynastie rettete. Am Abend des 10. September 1597 wurde die Herzogin in der Kreuzherrenkirche unter Ausschluss der Öffentlichkeit beigesetzt. Am 23. März 1820 wurden ihre Gebeine in die Lambertuskirche feierlich umgebettet. Eine Locke ihres Haares befindet sich im Düsseldorfer Stadtmuseum.

Nachleben

Der Vergleich Jakobes mit Maria Stuart ist nicht völlig abwegig, aber wohl zu hoch gegriffen. Jakobe von Baden ist vor allem an ihrer Überforderung durch die verworrenen und konfessionell zerklüfteten Verhältnisse am Düsseldorfer Hof zugrunde gegangen, vor denen sie in Amusement und eine Liebschaft flüchtete. Als sich in ihrer demütigenden Gefangenhaltung alle Hoffnungen auf Hilfe durch ihre hochmögende badische und bayrische Verwandtschaft zerschlugen, bewies sie Format und Haltung. Ihr düsteres Ende hat ihr ein Nachleben als Weiße Frau eingebracht, obgleich sie zeit ihres Lebens nur die zu ihrer Zeit übliche schwarze spanische Hoftracht getragen hat. Insofern ist Heinrich Heines Kindheitserinnerung zutreffender:

O Gott! Einst war die Welt so hübsch, und die Vögel sangen dein ewiges Lob, und die kleine Veronika sah mich an mit stillen Augen, und wir saßen vor der marmornen Statue auf dem Schloßplatz – auf der einen Seite liegt das alte, verwüstete Schloß, worin es spukt und nachts eine schwarzseidene Dame ohne Kopf mit langer, rauschender Schleppe herumwandelt … (Das Buch LeGrand, 1826)

Die volkstümliche Vorstellung, Jakobe von Baden sei enthauptet worden, rückt sie ebenfalls in die Nähe von Maria Stuart. Dass die Sage sie in eine Weiße Frau umdichtete, war insofern folgenreich, als es die Werbung für das in Düsseldorf von Fritz Henkel produzierte Waschmittel Persil inspiriert haben soll.

Literatur

  • Johann Baptist von Zahlhas: Jakobe von Baden. Schauspiel. Leske, Darmstadt 1833. Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
  • Mark P. Lindo: Jacoba, Hertogin van Gulik, Kleef en Berg, geboren Markgravin van Baden : (Fragment uit de geschledenis van Gulik, Kleef en Berg.). - 1847. Digitalisierte Ausgabe
  • Geisenheimer: Jakobe von Baden : Vortr. im Bildungsverein zu Düsseldorf, 13. Nov. 1876. Essen 1876 (Digitalisierte Ausgabe)
  • Marlies Döring: Jacobe von Baden. Die weiße Frau im Schlossturm, Sutton Verlag, Erfurt 2010, ISBN 978-3-86680-676-4.
  • Ricarda Huch: Der Dreißigjährige Krieg, ISBN 3458317228.
  • Rolf-Achim Mostert: Wirich von Daun Graf zu Falkenstein (1542–1598) – ein Reichsgraf und bergischer Landstand im Spannungsgefüge von Machtpolitik und Konfession, Diss. Düsseldorf: Heinrich-Heine-Universität, 1997.
  • Wilhelm Muschka: Opfergang einer Frau. Das Lebensbild der Herzogin Jakobe von Jülich-Kleve-Berg geborene Markgräfin von Baden, 1987, ISBN 3-921531-48-9.
  • Else Rümmler: Jacobe von Badens Schicksal. In: Land im Mittelpunkt der Mächte. Die Herzogtümer Jülich, Kleve, Berg, Ausstellungskatalog, Kleve, 1984, S. 444ff, ISBN 3-922384-46-3.
  • Felix Stieve: Jakobe, Herzogin von Jülich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 13, Duncker & Humblot, Leipzig 1881, S. 567–570.
  • Felix Stieve: Zur Geschichte der Herzogin Jakobe von Jülich, in: ZBGV 13 (1877), S. 1–197.

Einzelnachweise

  1. v. Zuccalmaglio, „Die Vorzeit der Länder Cleve-Mark, Jülich-Berg und Westphalen“, S. 253.
  2. Der Mord an Jakobe wurde nie bewiesen, angesichts der Fakten sowie der Motiv- und Interessenlage muss jedoch eher nach Beweisen für ihren natürlichen Tod geforscht werden. Eine der wichtigsten Zeugenaussagen hier.

Weblinks


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