Jakob von Sarug

Jakob von Sarug
Eingang von St. Jacob, Berlin

Jakob von Sarug, gelegentl. Jacob von Serugh, (* 451 in Kurtam; † 29. November 521) war Bischof und einer der bedeutendsten syrischen/aramäischen Hymnendichter.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Über sein Leben ist nur wenig bekannt. Er wurde im Jahre 519 zum Bischof geweiht. Seine christologische Theologie, die er in der nachchalzedonischen Ära vertrat, war nicht unproblematisch. Er hinterließ eine sehr große Anzahl von Memre (Reden) und eine Reihe von Briefen. Das syrisch-orthodoxe Kloster in Warburg ist nach ihm benannt.

Jakob von Sarug wurde um 451 in Kurtam am Euphrat, das vermutlich in Obermesopotamien lag, geboren. Sein Vater soll Priester gewesen sein. Die Unfruchtbarkeit seiner Mutter wurde der Überlieferung nach, wie bei den biblischen Vorbildern, durch Opfer und Gebet überwunden. Jakob war ein syrischer Asket, Kirchenschriftsteller und später Bischof von Batnae (heute Suruç). Batnae liegt in der Nähe Edessas und wurde später auch Sarug genannt, während zur Zeit Jakobs Sarug noch der Name für den ganzen Landstrich war. Jakob schrieb über sich selbst, er habe an der Schule der Perser in Edessa studiert. Er hat sich um das Jahr 470 dort aufgehalten. Die antiochenische Christologie von den zwei Naturen Christi, die er dort kennenlernte, lehnte er ab. Mit seiner christologischen Position stand er zwischen der alexandrinischen Theologie und der Lehre des Konzils von Chalcedon. Er stand der Lehre von den zwei Naturen Christi, die in Edessa vorherrschte, zwar feindlich gegenüber, ließ sich aber nicht auf diesbezügliche Glaubenskontroversen ein. In seinen Homilien blieb der Einfluss des Monophysitismus so gering, dass ihn später die Orthodoxie für sich in Anspruch nehmen konnte. Die wenigen Homilien, die dem entgegenstanden, wurden als untergeschoben angesehen. Jakob von Sarug verfasste Homilien, Hymnen, apokryphe Apostelakten und Heiligenviten. In seinen Briefen über biblische Exegese trat er für eine gemäßigte Allegorie ein. In Auseinandersetzung mit dem Judentum verteidigte er die Messianität Jesu. Jakob lebte nach seinen Studienjahren als Asket, wurde aber dennoch zum Visitator für das Gebiet von Haura berufen. Dann wurde er Bischof von Batnae. Jakob von Sarug starb am 29. November 521, im 68. Lebensjahr, nach einem Episkopat von zweieinhalb Jahren.

Jakobs Position zum Konzil von Chalcedon

Die Formel von den zwei Naturen in einer Hypostase brachte große Probleme mit sich, da sich die griechischen Termini nicht angemessen ins Syrische übersetzen ließen. Im Syrischen bedingen sich die Begriffe für Natur (kyana) und Hypostase (qnoma) gegenseitig. Deshalb konnte man sinnvollerweise nur von einer Natur und einer Hypostase sprechen oder von zwei Naturen und zwei Hypostasen. Welche Anschauung Jakob vertrat, ist aber umstritten. Er wurde 518 Bischof, gerade in dem Jahr, in dem Kaiser Justin I. einen Ausgleich mit Rom und den Anhängern des Konzils von Chalcedon suchte. Das wurde häufig so ausgelegt, dass Jakob ein Anhänger des Konzils gewesen sein musste. Briefe, in denen Jakob eine antichalcedonensische Christologie vertrat, wurden dann für nicht authentisch erklärt. Andererseits war die kirchenpolitische Situation so verworren, dass man allein aus Jakobs Bischofsernennung nicht auf seine Theologie schließen kann. In den – vermutlich echten – Briefen an Mar Bass aus dem Jahr 512 vertritt Jakob eine Christologie, die als miaphysitisch bezeichnet wird. Zwei Naturen würden eine Aufspaltung Christi bedeuten. Man dürfe die Naturen nicht zählen und aneinanderreihen. Zwei Naturen führten für Jakob zu zwei Hypostasen, da er die Begriffe für Natur (kyana) und für Hypostase (qnoma) als Synonyme betrachtet. Er orientiert sich an der Mia-physis-Formel Kyrills von Alexandria. Jakob war aber auch kein radikaler Monophysit. Er hielt daran fest, dass Christus voller Gott und voller Mensch ist. Die Bekenntnisse von Nikaia und Konstantinopel betrachtete er als ausreichend und lehnte Chalcedon als unnötigen Zusatz ab. Das Henotikon, die Kompromissformel Kaiser Zenons, nahm er an. Jakob bezog auf der anderen Seite eindeutig Position gegen Nestorius. Jakobs Theologie steht in der Tradition Kyrills von Alexandria und der alexandrinischen Christologie, aber ebenso in der Tradition der syrischen Theologie, die er in Edessa kennengelernt hat, insbesondere Ephräms des Syrers. Jakob priess die Unergründlichkeit Gottes und kritisiert die Gelehrten, die das Wesen Gottes untersuchen wollten und sich nur in unterschiedliche Lehrmeinungen zerstritten haben. Der Gläubige kann von Gott nur in Bildern sprechen, sein wahres Wesen bleibt für das Geschöpf unergründlich.

Werk

Bekannt wurde Jakob von Sarug vor allem für seine metrischen Homilien. In ihnen behandelt Jakob das Alte und das Neue Testament, apokryphe Literatur, Apostel, Heilige, kirchliche Feste und die Mysterien. Dazu kommen noch Homilien in Prosa, Strophenlieder, Hymnen und Briefe. Sicher ist einiges davon nicht von Jakob selbst, aber der Umfang der echten Schriften ist umstritten.

Literatur

Quellen

  • Paulus Bedjan (Hrsg.): Homiliae selectae Mar-Jacobi Sarugensis I-V. Leipzig 1908/1910.
  • Peter Nagel: Jakob von Sarug, in: RGG IV. Tübingen 4. Auflage 2001.
  • Christian Lange: Jakob von Syrus, in: Wassilios Klein (Hg.): Syrische Kirchenväter. Stuttgart 2004.
  • G. Olinder (Hrsg.): Jacobi Sarugensis Epistolae quotquot supersunt (= CSCO, Scriptores Syri; Serie II, vol. 45). Paris 1937. Repr. Louvain 1965.

Übersetzungen

  • Gustav Bickell (Hrsg.): Ausgewählte Gedichte der syrischen Kirchenväter. Cyrillonas, Isaak von Antiochien und Jacob von Sarug (BKV 77), Kempten 1872.
  • S. Landersdorfer (Hrsg.): Ausgewählte Schriften der syrischen Dichter Cyrillonas, Isaak von Antiochien und Jakob von Sarug, (BKV 2. Reihe, Band 6), Kempten 1912.

Weblinks


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