Jakob Karl Spener

Jakob Karl Spener

Jakob Carl Spener (auch: Jacob Karl Spener; * 1. Februar 1684 in Frankfurt am Main; † 12. Juni 1730 in Wittenberg) war ein deutscher Historiker und Rechtswissenschaftler.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Durch seinen Vater Philipp Jacob Spener gewann Phillip Karl ein besonderes Verhältnis zu den Geschichtswissenschaften. Nachdem er das Gymnasium in Halle (Saale) und 1699 in Gotha absolviert hatte, begab er sich 1701 auf die Universität Halle, um ein Studium der Theologie zu absolvieren. Er wechselte 1706 an die Universität Helmstedt, wo er vom Studium der Theologie Abstand nahm und sich einem Studium der Rechtswissenschaften widmete. Zur Fortsetzung seiner Studien begab er sich auf eine Gelehrtenreise, die ihn an die Universitäten in Leiden, Utrecht und Oxford führte. Über Berlin, wo er als Praktikant wirkte, kehrte er nach Halle zurück, wurde 1710 ordentlicher Professor der Philosophie und promovierte in Leiden am 25. August 1710 zum Doktor der Rechte.

1718 folgte er einem Ruf als Substitut von Michael Heinrich Gribner an die Universität Wittenberg, wurde dort Sonderprofessor der Pandekten an der juristischen Fakultät und 1719 Professor der Geschichte. Als Sohn Speners hatte er im Zentrum der sächsischen lutherischen Orthodoxie manche Anfeindungen zu erfahren. Jedoch erhielt er Schutz vom sächsischen Hof in Dresden. So gelangte er 1720 an eine außerordentliche Beisitzerstelle am Wittenberger Konsistorium, wurde bald Substitut des Hofrates Christoph Heinrich von Berger, fand 1727 als ordentlicher Professor Aufnahme in das Kollegium der juristischen Fakultät, des Schöppenstuhls und des Hofgerichts. Nachdem er auch im Sommersemester 1726 Rektor der Wittenberger Hochschule gewesen war, erlitt er aufgrund der ständigen Überanstrengungen in seinem Amt im März 1728 einen Herzanfall, von dessen Folgen er sich nicht mehr erholte und verstarb.

Wirken

An der Wittenberger Hochschule hatte Spener seit 1727 keine geschichtlichen Vorlesungen gehalten. Bereits vor seiner Wittenberger Zeit hat er seine Historia Germaniae... vorgelegt, welche die typischen Halleschen Merkmale der Geschichtsschreibung aufweisen, die sich vor allem an Hugo Grotius und Samuel von Pufendorf anlehnen. Spener nutzte pragmatisch die Geschichte, um sie mit den Rechtswissenschaften zu verknüpfen. Dabei wurde kirchliche Geschichte mit Politische Historie verbunden, worin der Fortschritt seiner Arbeit in der Loslösung der Geschichte vom Theologischen lag. Dabei ließ er unter anderem in seiner pragmatischen Auffassung der Geschichte die historischen Zusammenhänge der einzelnen deutschen Staaten, wie Österreich, Preußen und Sachsens mit einfließen und differenzierte sich so von der kaltsinnigen Traktierung der bisherigen Geschichtsschreibung in Wittenberg. Nachhaltigen Einfluss dürfte er ohne Frage auf seinen Schüler Nikolaus Ludwig von Zinzendorf ausgeübt haben.

Werkauswahl

  1. Teutsches Jus Publicvm; oder, des Heil. Römisch-teutschen Reichs vollständige Staats-rechts-lehre welche in XVI. Büchern alle in dem Teutschen iure Publico sonsten zufällige, vornemlich, und ins besondere die von andern Publicisten entweder gar vorbeygelassene, oder nicht nach ... 6. Teile Frankfurt 1723
  2. Abriss zu einer zuverlässigen Betrachtung der vornehmsten Europaeischen reiche und Staaten. Verlag von Renger, 1710
  3. Historia Germaniae universalis & pragmatica. Leipzig 1716
  4. Notizia Germaniae antiquate cum conspectu Germaniae antiquiae cum caonspectu Germaniae mediae. Halle 1717
  5. Cognitatines in jus Romanum & Germanicum de usufructu maritali in bonis uxoriis. Wittenberg 1726
  6. Diss. Examen Longobardicae doctrinae de Fellonia ack status Imp. Communiter applicatae. Wittenberg 1718
  7. Diss. De tacita remissione feloniae. 1719
  8. Diss. De formula antiquiorum ac recentiorum Lusatici marchionatus cum Mistico conjunctionum. 1722
  9. Diss. De vera orgine comitum Palatinorum Caesareorum. Wittenberg 1726

Literatur

  • Ernst Landsberg: Jakob Carl Spener. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 35, Duncker & Humblot, Leipzig 1893, S. 101 f.
  • Eintrag in Zedlers Universallexikon, Band 38, Blatt 756.
  • Leo Stern: 450 Jahre Martin Luther-Universität Halle-Wittenberg. Selbstverlag der Mertin Luther Universität Halle-Wittenberg, 1952, Bd. 1; S. 263
  • Heinz Kathe: Die Wittenberger Philosophische Fakultät 1501–1817. Böhlau, Köln 2002 ISBN 3412044024
  • Walter Friedensburg: Geschichte der Universität Wittenberg. Max Niemeyer, Halle (Saale) 1917

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