Jahrbuch

Jahrbuch

Ein Almanach (auch: Jahrbuch) ist eine periodische, meist einmal im Jahr erscheinende Schrift zu einem thematisch abgegrenzten Fachbereich. Er dient als Nachschlagewerk und Datenquelle.

Der Ausdruck Almanach bedeutete ursprünglich ein astronomisches Tafelwerk, kommt vom arabischen Wort al-minha oder al manach, welches „Geschenk“ oder speziell „Neujahrsgeschenk“ bedeutet. Eine andere Deutung[1] geht vom spanisch-arabischen al mankh aus (etwa: „Kalender des Firmaments“).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte des Almanachs

Ursprünglich wurde der Terminus Almanach für astronomische Ephemeriden verwendet, die in chronologischer oder kalenderartiger Form vorlagen und mit Notizen versehen waren. Im Mittelalter verbreiteten sie sich vom Orient aus nach Europa.

Einen der ersten europäischen Almanache erstellte der Astronom Georg von Peuerbach um 1460 in Wien unter dem Titel Pro annis pluribus. Der ungarische König Matthias Corvinus ließ 1474 Peuerbachs Nachfolger Regiomontanus (Johannes Müller von Königsberg, lat.Regiomontanus) einen neuen Almanach berechnen, der in deutscher und lateinischer Sprache gedruckt wurde.

Schon in der Inkunabelzeit erschienen jährliche Almanache. Der sogenannte Almanach auf das Jahr 1448 (tatsächlich um 1457/58 hergestellt) war eines der frühesten Druckwerke überhaupt. Im 17. Jahrhundert wurde es üblich, neben astronomischen und kalendarischen Daten, astrologischen Notizen und Prophezeiungen auch Nachrichten mit zu drucken. Als ein Beispiel sei der französische königliche Almanach (Almanache royal) genannt, der ab 1679 in Paris erschien. Er enthielt unter anderem Informationen über die Hoffeste, Messen, Märkte und Münzplätze.

Ab 1699 enthielt er außerdem noch die Genealogie des französischen Königshauses, ein Verzeichnis von Adel und hoher Geistlichkeit und anderes mehr. Von Frankreich aus verbreitete sich diese Art von Druckerzeugnissen auch nach Deutschland, wo ab dem 18. Jahrhundert eine ganze Reihe von Almanachen erschien.

Viele davon enthielten neben den eigentlichen kalendarischen Daten auch Anekdoten, Gedichte oder kleinere Erzählungen. Mit dem Aufkommen eigener gedruckter Kalender im 18. Jahrhundert verselbstständigte sich so der Almanach zu einer eigenen Gattung periodisch erscheinender Bücher der unterschiedlichsten Art. So gab es genealogische, nautische, landwirtschaftliche, diplomatische oder auch rein literarische Almanache.

Frauenzimmer-Almanach auf das Jahr 1817, erschienen in Leipzig

Unter den letzten sind die Musen-Almanache besonders zu erwähnen. Bekannt waren beispielsweise der Göttinger Musenalmanach und der von Friedrich Schiller herausgegebene Musen-Almanach. Vor der Einführung des Copyrights waren diese Almanache wegen der zahlreichen Raubdrucke das wirtschaftlich gebotene Printmedium für Autoren. Zahlreiche wären zu nennen, wie etwa die Eidora, die Helena, die Urania, sogar ein evangelischer Almanach – die Christoterpe – fand sein Publikum.

Kinder- und Jugendjahrbücher

Vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis zum Ende des 20. Jahrhunderts gehörten Jahr- und Sammelbücher sowie illustrierte Jugendkalender zu den auflagenstärksten und einflussreichsten Jugendbüchern. Beispiele sind Der Gute Kamerad, Das Neue Universum, Der Arbeitskamerad, Wunder im Weltraum und Das große Readers-Digest-Jugendbuch. Diese Bücher bestanden aus einer lockeren Sammlung von kürzeren fiktiven Geschichten (darunter die ersten in Deutschland veröffentlichten Science-Fiction-Kurzgeschichten), naturkundlichen Sachberichten (vorwiegend über Expeditionen, fremde Völker, Naturwunder) und technischen Beiträgen (Lokomotiven, Schiffe, Hoch- und Tiefbau, Radio- und Fernsehtechnik).

Die erfolgreichsten Jahrbücher waren reich und sorgfältig illustriert, beinhalteten teilweise seit den zwanziger Jahren Farbtafeln und ausklappbare Explosionsdarstellungen sowie reich geschmückte, stabile Einbände. Der Schriftsatz war, damals eher unüblich, abwechslungsreich und sauber gestaltet und mehrspaltig. Wegen der aufwendigen Aufmachung waren insbesondere Der Gute Kamerad und Das Neue Universum preislich eher im oberen Segment angeordnet.

Altersmäßig richteten sich die meisten Jahrbücher an 10- bis 17-Jährige. Vor allem die technischen Beiträge waren oft aufwändig recherchiert, so dass sie gleichermaßen als „Anregung zum Staunen“ für jüngere Kinder als auch als solide Informationsquelle für junge Erwachsene dienen konnten.

Waren die Bücher anfangs geschlechtsspezifisch ausgerichtet, wandten sie sich ab Mitte der 60er Jahre zunehmend gleichermaßen an Jungen und Mädchen. Die Anstrengungen, für Mädchen interessante Beiträge einzubinden, wirkten jedoch sehr bemüht und zeigten fast keinen Erfolg.

Durch die lange Leserbindung, die mitunter ganzen Generationen überdauerte, hatten Jahrbücher einen erheblichen Einfluss auf die Interessenausprägung und moralisch-weltanschauliche Prägung der Jugendlichen des 20. Jahrhunderts. Die einflussreichsten Jahrbücher waren humanistisch-aufklärerischen Anspruchs; so erschien in Der Gute Kamerad 1889 der Beitrag „Ein Plädoyer für die versklavte Menschheit“ von Erich Heinemann.

Die in den fiktiven Geschichten vermittelten Tugenden beschränkten sich zumeist allgemein auf Fairness, Kameradschaft, Teamgeist und Aufgewecktheit. Ausnahme bildete Der Arbeitskamerad, der sich in der NS-Zeit vorwiegend an Lehrlinge und Werksschüler richtete und die Unterordnung unter die herrschenden Strukturen als hehres Ziel vermitteln sollte.

Nach dem Ende der des letzten Jahrbuches Das Neue Universum gab es keine vergleichbare Literaturgattung für Jugendliche. Ob das schwindende Interesse an technischen Sachverhalten Ursache oder Wirkung des Jahrbuchsterbens ist, ist umstritten. Erst durch die Entdeckung von teilweise unter Pseudonymen geschriebenen Beiträgen der ersten deutschen Science-Fiction-Autoren in den 90er Jahren und die Wiederentdeckung von Karl-May-Geschichten (1891 Das Vermächtnis des Inka) fanden Jahrbücher eine gewisse Würdigung in der Literaturszene.

Beispiele heutiger Almanache

Bis heute gibt es noch Almanache mit literarischen oder künstlerischen Inhalten. Eine weitere Kategorie von Almanachen sind astronomische Jahrbücher, von denen der Astronomical und der Nautical Almanac in internationaler Kooperation erscheinen.

Literatur

  • Maria Gräfin Lanckoronska und Arthur Rümann: Geschichte der Deutschen Taschenbücher und Almanache aus der klassisch-romantischen Zeit. Heimeran, München 1954.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Encarta

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