Jagdpanzer Jagdtiger

Jagdpanzer Jagdtiger

Ein Jagdtiger in Tarnbemalung im US Army Ordnance Museum in Aberdeen (Maryland)

Jagdpanzer VI Jagdtiger
Allgemeine Eigenschaften
Besatzung 6
Länge 10,37 - 10,654 m
Breite 3,59 - 3,625 m
Höhe 2,92 - 2,945 m
Gewicht 69,9 - 71,7 t
Panzerung und Bewaffnung
Panzerung 40–250 mm
Hauptbewaffnung 128 mm PaK 44 L/55
Sekundärbewaffnung 1x MG 34 7,92 mm
Beweglichkeit
Antrieb 700 PS Maybach HL 230 P 30
515 kW (700 PS)
Federung
Höchstgeschwindigkeit 38 km/h
Leistung/Gewicht 10,014–9,762 PS/t
Reichweite 170 km


Panzerjäger "Jagdtiger" (Modell)
Panzerjäger "Jagdtiger" (Modell)

Der deutsche Jagdpanzer VI Jagdtiger, (Sd.Kfz. 186), ist der weltweit schwerste jemals in Serie gebaute Panzer. Er entstand als Abwandlung des Tiger II.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Jagdtiger wurde entwickelt, nachdem die Truppe einen überschweren Jagdpanzer verlangte, welcher mit einer 12,8cm-Kanone bewaffnet sein sollte. Am 22. Februar 1943 wurden die Firma Krupp, Abteilung Artillerie-Konstruktion in Essen, und die Firma Henschel und Sohn in Kassel vom Oberkommando des Heeres mit der Entwicklung betraut. Dabei übernahm Krupp die Bereitstellung der 12,8cm KwK L/55 und Henschel die Entwicklung des Aufbaus und des Fahrgestells. Henschel legte am 12. April 1943 zwei Entwürfe vor, eines mit hinten liegendem Motor und eins mit vorverlegtem Motor. Um eine teure Neukonstruktion zu vermeiden und möglichst kostengünstig zu fertigen, entschied das Heereswaffenamt am 5. Mai 1943, das Fahrgestell des Tiger II dafür zu nutzen, welches die ideale Basis für Henschels Entwurf mit dem hinten liegendem Motor war. Das erste maßstabsgetreue Holzmodell mit der Bezeichnung "Schwerer Panzerjäger mit 12,8cm KwK L/55 auf Tiger II Fahrgestell" wurde Adolf Hitler am 12. Oktober 1943 auf dem Truppenübungsplatz Arys vorgestellt, die ersten beiden Prototypen wurden im Februar 1944 zur Erprobung an das Heereswaffenamt in Kummersdorf geliefert. Ein Fahrzeug erhielt ein Laufwerk von Porsche mit acht 700-mm-Laufrädern und das andere ein Laufwerk von Henschel mit neun 800-mm-Laufrädern. Das Laufwerk von Porsche war platzsparender sowie einfacher und billiger zu produzieren, auch war der Panzer fast 2000 kg leichter. Allerdings war es nicht so robust wie das von Henschel, so wurden nur elf Fahrzeuge mit Porsche-Fahrgestell gebaut.

Mit einem Gesamtgewicht von 70 bis 72 t, einer 128-mm-Kanone und einer massiven Panzerung von bis zu 250 mm war dieser Panzer ein wahrer Gigant. Der Jagdtiger wurde mit dem schon aus dem Königstiger bekannten Motor Maybach HL230 P30 ausgestattet und war damit erheblich untermotorisiert. Dennoch erreichte er eine maximale Geschwindigkeit von 38 km/h auf der Straße und 17 km/h im Gelände. Der Treibstoffverbrauch war sehr hoch, die 865 l Tankinhalt reichten für etwa 170 km auf der Straße und etwa 120 km im Gelände bei Marschgeschwindigkeit.

Als Jagdpanzer vorgesehen, erhielt er keinen drehbaren Turm, die Kanone war dafür um jeweils 10° nach rechts und links schwenkbar und der gesamte Panzer musste daher auf das Ziel gerichtet werden. Es existieren keine Berichte, dass die Frontpanzerung jemals im Kriegseinsatz von einer feindlichen Granate durchschlagen wurde, meist wurden die Jagdtiger von Flugzeugen oder Infanteristen ausgeschaltet oder mussten von den Besatzungen aufgegeben werden.

Als der Jagdtiger im Herbst 1944 in die Serienproduktion ging, konnte er z. B. die Panzerung eines Sherman auf über drei Kilometer Entfernung in jedem beliebigen Winkel durchschlagen. Die Frontpanzerung von 250 mm war praktisch undurchdringlich und die 12,8-cm-Kanone in ihren Leistungen hervorragend. Aber die Schwächen, wie das enorme Gewicht, die schlechte Geländegängigkeit und die Größe wogen bei weitem schwerer als die Stärken. Auch die Feuergeschwindigkeit ließ zu wünschen übrig, da die 12,8-cm-Granaten so schwer waren, dass Projektil und Treibladung separat geladen werden mussten.

Produktion

Insgesamt wurden von Februar 1944 bis Kriegsende in den Nibelungenwerken nahe St.Valentin 88 Jagdtiger (inklusive Prototypen) hergestellt. Elf dieser Fahrzeuge (Fahrgestellnummer 305001 sowie 305003 bis 305012) erhielten das Porsche-Fahrgestell, der Rest das Henschel-Fahrgestell. Von den 14 in den letzten drei Kriegsmonaten hergestellten Fahrzeugen wurden einige Fahrzeuge mit der 88 mm PaK 43/3 L/71 ausgestattet; diese Variante erhielt die Bezeichnung Panzerjäger Tiger für 8,8 cm PaK 43/3 (Sf) (Sd.Kfz. 185). Die genaue Anzahl ist nicht bekannt aber es waren vermutlich die letzten vier vom Mai 1945 mit den Fahrgestellnummern 305085 bis 305088. Aufgrund der Kriegssituation in den letzten beiden Monaten ist es möglich, dass nicht alle produzierten Fahrzeuge komplett ausgerüstet und einsatzbereit waren.

Einsatz

Die schweren Panzerjägerabteilungen 512 und 653 wurden mit Jagdtigern ausgerüstet. Diese Einheiten kämpften an der Westfront: Während der Ardennenoffensive standen sie in der Reserve und im Raum um Saarbrücken; die 653. Abteilung war an der Operation Nordwind beteiligt. Teile der sPzJägAbt 512 sollen auch an der Ostfront im Raum Ungarn gekämpft haben. Am 1. April 1945 waren noch 23 einsatzbereite Jagdtiger vorhanden, die vermutlich alle in den letzten Kriegswochen vernichtet oder erbeutet wurden.

Der Jagdtiger hatte mit seiner geringen Stückzahl keinen Einfluss auf die Kriegsentwicklung.

Erhaltene Exemplare

Mindestens drei Jagdtiger haben den Krieg überlebt und sind heute in Museen zu besichtigen:

  1. Fahrgestellnummer 305004 mit Porsche-Laufwerk im Bovington Panzermuseum in Großbritannien
  2. Fahrgestellnummer 305020 mit Henschel-Laufwerk im US Army Ordnance Museum auf dem Gelände des Aberdeen Proving Ground, Aberdeen, USA
  3. Fahrgestellnummer 305083 mit Henschel-Laufwerk im Panzermuseum Kubinka in Russland

Technische Daten

  • Gewicht
    • 69,9 t (Porsche-Laufwerk), 71,7 t (Henschel-Laufwerk)
    • Gewicht des Geschützes: 7 t (12,8 cm Kanone)
  • Maße
    • Länge über alles, mit Rohr nach vorn: 10,37 m (Porsche), 10,654 m (Henschel)
    • Breite über alles: 3,59 m (Porsche), 3,625 m (Henschel)
    • Höhe: 2,92 m (Porsche), 2,945 m (Henschel)
    • Rohrüberstand: 3,05 m (12,8 cm Kanone)
    • Feuerhöhe: 2,172 m
  • Bodenfreiheit: 0,56 m (Porsche), 0,48 m (Henschel)
  • Kletterfähigkeit: 0,88 m
  • Steigfähigkeit: bis zu 35°
  • Watfähigkeit: 1,75 m
  • Grabenüberschreitfähigkeit: 2,50 m
  • Motor: 700 PS Maybach HL 230 P 30, 12-Zylinder Ottomotor | Hubraum 23 l
  • Höchstgeschwindigkeit:
    • Straße: 38 km/h
    • Gelände: 17 km/h
  • Kraftstoffvorrat: 865 l
  • Reichweite: 170 km (Straße), 120 km (Gelände)
  • Bewaffnung
    • 128 mm PaK 44 L/55 mit 38 bis 40 Schuss Munition
      • Länge des Rohres: 7,02 m
      • Munitionsarten
        • Panzergranate 43
          • Länge: 49,65 cm
          • Gewicht der Granate: 28,3 kg
            • Sprengladung: 0,55 kg
          • Gewicht der Treibladung: 15 kg
          • V°: 920 m/sek
        • Sprenggranate
          • Länge: 62,3 cm
          • Gewicht der Granate: 28,0 kg
            • Sprengladung: 3,6 kg
          • Gewicht der Treibladung: 12,2 kg
          • V°: 750 m/sek
      • Seitenrichtfeld: zu beiden Seiten 10°
    • Alternativ 88 mm PaK 43/3 L/71
    • 1x MG 34 7,92 mm im Bug mit 2925 Schuss Munition
  • Panzerung
    • Wanne
      • 150 mm Fahrerfront / Neigung: 40°
      • 100 mm Fahrenfront unten / 40°
      • 80 mm Wannenseiten / 65°
      • 80 mm Heck / 60°
      • 40 mm Decke am Heck / 0°
      • 40 mm Wannendecke an der Front / 0°
    • Turm
      • Blende: 250 mm / Rund
      • Turmfront: 250 mm / 75°
      • Seiten: 80 mm / 65°
      • Heck: 80 mm / 80°
      • Decke: 45 mm / 0°
  • Besatzung: 6
  • Fahrgestell-Nr.: 305001-305088

Durchschlagsleistung der Hauptwaffe

Die Durchschlagsleistung der 128 mm PaK 44 L/55 betrug mit der Panzergranate 39 auf 500 m bei einem Auftreffwinkel von 30 Grad 166 mm Panzerstahl, auf 1000 m waren es 143 mm und auf 2000 m waren es 117 mm. Die nur in geringen Stückzahlen vorhandene Panzergranate 40/43 mit Wolframkern erreichte 178, 167 und 148 mm auf 500/1000/2000 m bei ebenfalls 30 Grad.

Die Durchschlagsleistung der 88 mm PaK 43/3 L/71, mit welcher einige wenige Jagdtiger ausgerüstet waren, betrug im Vergleich dazu auf 500 m bei einem Auftreffwinkel von 30 Grad 185 mm Panzerstahl mit der Panzergranate 39 und 217 mm mit der selteneren Panzergranate 40/43.

Literatur

  • Walter J. Spielberger:
    • Militärfahrzeuge, Der Panzerkampfwagen Tiger und seine Abarten, Band 7, Motorbuch Verlag Stuttgart, 2003, ISBN 3-87943-456-5
    • Militärfahrzeuge, Schwere Jagdpanzer, Band 15, Motorbuch Verlag Stuttgart, ISBN 3-613-01517-X
    • Der deutsche Panzerkrieg, Ian Baxter, Kaisers-Verlag, ISBN 3-7043-5035-4
    • S. + R. Hart: Deutsche Panzer im Zweiten Weltkrieg, Gondrom Verlag, Bindlach, ISBN 3-8112-1667-8

Weblinks


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