Jagdbomber

Jagdbomber

Ein Jagdbomber ist ein Kampfflugzeug, das primär zur Bekämpfung von Boden- und Seezielen eingesetzt wird. Aufgrund seiner technischen Ausrüstung, der Bewaffnung und der Flugeigenschaften kann der Jagdbomber darüber hinaus auch Aufgaben eines Jagdflugzeugs erfüllen.[1] Häufig wird die Abkürzung Jabo verwendet.

Jagdbomber Tornado der 2 (AC) Sqn Royal Air Force

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Anfänge

Jagdmaschinen wurden bereits im Ersten Weltkrieg zu Bodenangriffen eingesetzt, um Truppen in den Schützengräben zu attackieren. Die Maschinen flogen hinter die feindlichen Linien und warfen mit niedriger Trefferquote (meist per Hand) Fliegerpfeile, kleine Bomben oder Granaten ab.

Jagdbomber im Zweiten Weltkrieg

Die ersten zu Jagdbombern umgebauten Jagdflugzeuge des Zweiten Weltkriegs waren Bf 109, die in der Luftschlacht um England zur Bombardierung von Bodenzielen eine 250kg-Bombe mitführten. An der Ostfront wurden in den letzten Kriegsjahren vermehrt Fw 190 F als Jabos eingesetzt. Die deutsche Bezeichnung für diese taktische Gefechtsfeldunterstützung war Schlachtflugzeug. Allerdings zählten hierzu auch Flugzeuge wie die Henschel Hs 129, die nicht zu den eigentlichen Jagdbombern zählen.

Nachdem die Westalliierten ab 1944 die Luftüberlegenheit in Europa erkämpft hatten, bekamen Jagdbomber nach der Landung in der Normandie eine entscheidende Rolle für die gegen Deutschland vorrückenden Einheiten. In großer Zahl bekämpften sie aus der Luft die Bodentruppen der Wehrmacht und machten so deren Marschbewegungen und Nachschubverkehr bei Tage nahezu unmöglich. In den letzten beiden Kriegsjahren nutzten die alliierten Jagdbomber den Luftraum über Frankreich und Deutschland fast nach Belieben. Ihre Ziele waren Züge, Straßenkonvois, Flugfelder, Truppenkonzentrationen und Aktivitäten hinter den Frontlinien des Feindes. Eingesetzt wurden sowohl klassische Jagdflugzeuge wie die Supermarine Spitfire oder P-47 Thunderbolt, aber auch speziell für die Einsatzrolle geeignete Typen wie die Hawker Typhoon.

Zum Grenzbereich der Rolle des Jagdbombers und des mittleren Bombers gehören eine Reihe von Einsätzen, bei denen die Flugzeuge mit hoher Geschwindigkeit im Tiefflug in feindliches Territorium eindrangen, um gegnerische Kommandozentren anzugreifen. Zu dieser Art gehörten von der De Havilland D.H.98 Mosquito geflogene Missionen gegen die Hauptquartiere der Gestapo in Amiens, Den Haag und Kopenhagen und ebenso Einsätze US-amerikanischer Bomber gegen japanische Häfen im Südpazifik.

Atomwaffenträger im Kalten Krieg

In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg änderte sich das Einsatzspektrum von Jagdbombern aufgrund der Einführung von Strahltriebwerken und der Weiterentwicklung nuklearer Waffen.

Die britische Canberra war einer der ersten leichten Bomber mit Düsenantrieb und so ausgestattet, dass sie Jagdeinsätze wie eine De Havilland D.H.98 Mosquito des Jet-Zeitalters durchführen konnte. Die North American B-45 Tornado und die Republic F-84 Thunderstreak waren für taktische Nuklearmissionen konzipiert. Im Kriegsfall sollten sie atomare Munition im Hinterland gegen Kommandozentren und Kommunikationsverbindungen des Feindes einsetzen. Im Koreakrieg und später im Vietnamkrieg übernahmen die Jagdbomber die Rolle einer fliegenden Artillerie, die auf Anforderung der Bodentruppen feindliche Verbände angriffen.

Zu den sowjetischen Angriffsflugzeugen gehörten damals u.a. der Mehrzweckjäger Jakowlew Jak-25 "Brewer".

Aufgrund der rasanten technologischen Fortschritte im Triebwerksbau und der Steuerungselektronik waren diese Flugzeuge schnell wieder überholt und wurden ersetzt. In den 1950er Jahren wurde die Flugzeugentwicklung mit unverminderter Geschwindigkeit vorangetrieben. Am Ende dieses Jahrzehnts waren Mach-2-Jagdbomber, wie die Republic F-105 Thunderchief, einsatzfähig.

Mirage IV der Französischen Luftwaffe

Tiefflugfähigkeiten zum Unterfliegen der gegnerischen Radarerfassung wurden in den 1960er Jahren als Schlüssel zur erfolgreichen Überwindung der feindlichen Abwehr angesehen.

Die Briten investierten Millionen in die Entwicklung des BAC TSR.2-Bombers, der schwere Bombenladung durch Nutzung fortschrittlicher Navigationssysteme und eines Geländefolgeradars mit Überschallgeschwindigkeit im Tiefstflug transportieren sollte. Die zu dieser Zeit regierende Labour Party setzte das Programm weniger als fünf Monate nach dem Erstflug aufgrund der hohen Kosten jedoch ab.

Von ebenso revolutionärem Design war der US-amerikanische Schwenkflügelbomber General Dynamics F-111. Obwohl dieser taktische Jagdbomber aufgrund der zu geringen Schubleistung und der störanfälligen Elektronik unter Anfangsschwierigkeiten litt, blieb er während seiner knapp 30-jährigen Einsatzzeit einer der fortschrittlichsten Jagdbomber der Welt.

Die französische Dassault Mirage IV war ein Überschalljagdbomber, der erstmals 1960 flog. Obwohl für den Nuklearschlag konzipiert, kann sie auch konventionelle Waffen tragen.

Doppelsitzige Version Jaguar T.1 der RAF

Flugzeuge wie der Panavia Tornado, die F-111 Aardvark, die F-15E Strike Eagle und die Suchoi Su-24 Fencer können mit hoher Geschwindigkeit, unabhängig von der Tageszeit und den Wetterbedingungen mit großer Bombenladung eingesetzt werden.

Die Dassault Mirage 2000, die SEPECAT Jaguar, die F-16 Fighting Falcon und die MiG-27 "Flogger" sind kaum weniger leistungsfähig und können Jagdeinsätze ebenso durchführen wie ihre gewöhnlichen Aufgaben auf dem Schlachtfeld.

Einzelnachweise

  1. Oberst i. R. Kurt Gärtner: „Multi-Role Combat Aircraft“ In: TRUPPENDIENST - Ausgabe 1/2007; Online-Fassung auf der Homepage des österreichischen Bundesheers; eingesehen am 16. Januar 2010

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