Jagannath-Tempel

Jagannath-Tempel

Der Jagannath-Tempel in Puri, im indischen Bundesstaat Orissa ist einer der bedeutendsten vishnuitischen Tempel in Indien.

Jagannath-Tempel im typischen Orissa-Stil

Für viele Hindus ist der Bundesstaat Orissa das Land Jagannaths, des „Herrn des Universums“, einer speziellen, abstrakten Form des Gottes Krishna. Sein Tempel in Puri gilt als einer der wichtigsten hinduistischen Pilgerzentren und als besonders gnadenreicher Wallfahrtsort, weshalb man die Küstenstadt als „Heilige Stadt“ bezeichnet. Jedes Jahr im Juni oder Juli findet hier die auf der ganzen Welt bekannte Rath Yatra statt, ein Fest, bei dem die Götterstatuen auf drei großen Wagen (Ratha) in einer Prozession durch die Straßen gezogen werden.

Als Trimurti (Dreiheit) residiert dort Jagannath mit seinem „Bruder“ Balabhadra sowie seiner „Schwester“ Subhadra, bekleidet mit Seide und geschmückt mit goldenen Kostbarkeiten. Diese drei aus dem Holz des für Hindus heiligen Niembaumes geschnitzten Statuen stehen auf einem Podest aus Stein im Heiligtum. In den vier nebeneinander aufgereihten Hallen des Tempelkomplexes befindet sich in der ersten die „Wohnung“ von Jagannath mit Bruder und Schwester, daneben die Besucherhalle, die Opfer- und die Tanzhalle, wo zu Ehren Gottes getanzt wurde.

Der Tempel wurde von Codaganga Anantavarman (1088-1160), dem ersten imperialen Herrscher von Orissa um 1130 gegründet und hundert Jahre später zu einer Art Reichstempel, Jagannath zum Herrscher Orissas erklärt. Der König verstand sich als dessen Stellvertreter, so dass jede Rebellion zum Sakrileg wurde. Der jetzige Komplex mit den pyramidenförmigen Dächern entstand im zwölften Jahrhundert. Wie viele Tempel im charakteristischen Orissa-Stil ist auch dieser für seine besonders schönen Steinmetzarbeiten bekannt.

Der Eintritt ist nur Hindus gestattet; von einer Aussichtsplattform dürfen andere in den inneren Bereich des Tempelkomplexes blicken. Unzählige Gottheiten des hinduistischen Pantheon sind um den gesamten Tempel herum zu finden. Bemerkenswert ist die große Tempelküche, wo täglich „Mahaprasad“ (das große Prasad ) für tausende von Pilgern gekocht wird: Reis, Dal (ein Linsenbrei), Gemüse und Süßigkeiten. Vorschriftsmäßig in irdenen Töpfen gekocht, bietet man es zuerst Jagannath als Speiseopfer an, erst dadurch wird für die Gläubigen aus einem normalen Essen das gesegnete Prasad. Pilger können es anschließend für einige Rupien kaufen.

Die Tempeladministration ist Angelegenheit des Shri Jagannath Temple Managing Committee. Es besteht aus Vertretern jener Freiwilligen, die seit Generationen bestimmte Aufgaben übernommen haben sowie den Vertretern einiger religiöser, mit dem Tempel verbundenen Institutionen. Die Landesregierung Orissas hat das Recht, unter diesen Personen eine bestimmte Anzahl zu ernennen.

Im frühen 16. Jahrhundert verbrachte der bengalische Mystiker Chaitanya hier seine letzten Lebensjahre.

Literatur

  • Hermann Kulke: Jagannātha-Kult und Gajapati-Königtum. Ein Beitrag zur Geschichte religiöser Legitimation hinduistischer Herrschaft. Steiner, Wiesbaden 1979.
  • Anncharlott Eschmann, Hermann Kulke, Gaya Charan Tripathi (Hrsg.): The Cult of Jagannth and the Regional Tradition of Orissa. Manohar Publications, New Delhi 1978.
  • Hermann Kulke, Burkhard Schnepel (Hrsg.): Jagannath Revisited. Studying Society, Religion and the State in Orissa. Manohar Publications, New Delhi 2001.
  • Hermann Kulke: Der umkämpfte „Herr der Welt“. Jagannatha und die ostindische Tempelstadt Puri. In: Angelika C. Messner, Konrad Hirschler (Hrsg.): Heilige Orte in Asien und Afrika. Räume göttlicher Macht und menschlicher Verehrung. EB-Verlag, Schenefeld/Hamburg 2006, ISBN 3-936912-19-X, S. 257–281.
  • Mahimohan Tripathy: A Brief Look at Shri Jagannath Temple. Fourth revised edition. SGN Publications, Puri 2003.

Weblink

 Commons: Jagannath Temple, Puri – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

http://www.jagannathtemplepuri.com (engl.)

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