Jade Weser Port

Jade Weser Port
Karte der Jade- und Weser-Mündung mit Lage des JadeWeserPorts

JadeWeserPort ist der Name für ein am Jadefahrwasser in Wilhelmshaven von den Ländern Bremen und Niedersachsen geplantes und inzwischen in Bau befindliches Containerterminal.

Inhaltsverzeichnis

Projektierung und Bauvorlauf

Das Projekt wurde 1993 von der Wilhelmshavener Hafenwirtschafts-Vereinigung initiiert. 1998 und 2000 wurden eine Potenzialanalyse und eine Machbarkeitsstudie von der Hafenwirtschafts-Vereinigung vorgestellt. Ein begrenzter Verladebetrieb soll 2010 aufgenommen werden. Das Terminal soll 2016 vollendet sein. Das Investitionsvolumen beträgt etwa 950 Mio. €, von denen 600 Mio. € auf die Basisinfrastruktur und 350 Mio. € auf die Suprastruktur entfallen sollen.

Nach Gründung der JadeWeserPort Entwicklungsgesellschaft im Jahr 2001 (zuständig für das Planfeststellungsverfahren) ist die JadeWeserPort Realisierungsgesellschaft (Anteile: Land Niedersachsen 50,1 %, Land Bremen 49,9 %) für die Projektverwirklichung zuständig. Im April 2006 erhielt die Firma Eurogate den Zuschlag für den Betrieb des JadeWeserPorts. Sie hat 30 % ihres Anteils an den Maersk-Konzern verkauft, der weltweit an 40 Containerhäfen beteiligt ist. Eurogate wird ein Drittel der Projektkosten tragen.

Der für den Bau notwendige Planfeststellungsbeschluss wurde am 20. März 2007 durch die Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nordwest in Aurich erlassen. Der Baubeginn ist jedoch durch mehrere Gerichtsverfahren verzögert worden. So wurde unter anderem das Vergabeverfahren für die Bauausführung einer gerichtlichen Prüfung unterzogen, deren Ergebnis der Ausschluss des zunächst erfolgreichen Bieters Hochtief war. Am 25. September 2007 erhielt die Firma Bunte aus Papenburg den endgültigen Zuschlag. Außerdem sind Verfahren von Umweltgruppen anhängig, die den Bau des Hafens verhindern wollen.

Am 7. März 2008 hat das Oberverwaltungsgericht Lüneburg zwei Eilanträge gegen den sofortigen Vollzug des Planfeststellungsbeschlusses zum Bau des JadeWeserPorts rechtskräftig zurückgewiesen und den sofortigen Baubeginn unter Auflagen zugelassen [1].

Baumaßnahmen

Der Bauhafen südlich der Niedersachsenbrücke. Im Hintergrund der Spülbagger Pirat X an einer schwimmenden Sandleitung

Unmittelbar nach dem Urteil des OVG Lüneburg vom 7. März 2008 ist mit Baumaßnahmen begonnen worden. Dazu gehören die Umsetzung der gerichtlich verfügten Schutzmaßnahmen und die Vorbereitung des Spülgrundes. Der angepasste Zeitplan sieht vor, mit der Sandaufspülung im Mai 2008 zu beginnen. Dafür werden zwei Jahre veranschlagt. Gleichzeitig wird damit begonnen, Randdämme aus Steinen zu schütten. Ab August 2008 soll die Spundwand gerammt werden. Dafür werden insgesamt 50.000 t Stahl verarbeitet. Die Schaffung der Flächen erfordert die Aufspülung von etwa 45 Millionen Kubikmeter Sand. Besucher werden in einer Infobox über das Projekt informiert.[2] Es ist beabsichtigt, spätestens bis Oktober 2011 die ersten 1000 von insgesamt 1700 m Pierlänge fertig zu stellen, um den Hafen zu diesem Zeitpunkt in Betrieb zu nehmen[3]. Durch zügige Bauweise sollen Fördergelder der Europäischen Union von bis zu 50 Mio. € erwirtschaftet werden[4].

Bis März 2009, ein Jahr nach der Baufreigabe, sind 17,6 Mio m³ Sand aufgespült worden, was etwa 40 Prozent der erforderlichen Sandmenge entspricht. Außerdem ist ein größerer Teil der unterschiedlichen Bohlen für die Spundwand gerammt worden. Für die Bahn- und Straßenverbindungen sind die erforderlichen Brücken errichtet worden.[5]

Leistungsdaten und Gestaltung des Projekts

Emma Mærsk“, eines der größten Containerschiffe der Welt, vor Bremerhaven

Der JadeWeserPort wird als einziger deutscher Tiefwasserhafen tideunabhängig auch die größten weltweit in Planung befindlichen Containerschiffe voll beladen abfertigen können. Am Terminal werden vier Liegeplätze für Schiffe mit bis zu 430 m Länge, 16,5 m Tiefgang und 12.000 TEU (TEU: twenty-foot equivalent unit = 20-ft-Container) Ladekapazität entstehen. Die Kailänge wird 1750 m betragen, die Terminaltiefe 650 m. Für die Verladung werden 18 große Post-Panamax-Containerbrücken mit je 60 Meter Ausladung eingesetzt. An das Hafengelände schließt sich eine Gleisanlage mit einer 16-gleisigen Vorstellgruppe für Containerzüge an.

Das Containerterminal selbst wird 120 Hektar groß, für Speditionen stehen 170 Hektar als sogenannte Logistikzone im Bereich des Hafengrodens zur Verfügung. Hier sollen ein Güterverkehrszentrum und ein Distributionszentrum entstehen. Weitere Flächen für die industrielle und gewerbliche Nutzung in direkter Nachbarschaft zum JWP befinden sich im angrenzenden Voslapper Groden [6].

Als Umschlagkapazität der ersten Ausbaustufe werden 2,7 Mio. TEU im Jahr angegeben. Bei einem weiteren Ausbau kann bis 2020 eine Kapazität von 4,2 Mio. TEU geschaffen werden [6]. Zum Vergleich: Hamburg schlug Ende 2006 pro Jahr rund 8,9 Millionen Container um, Bremerhaven im vergangenen Jahr 4,9 Mio. TEU, beide erwarten bis 2015 eine Verdoppelung des Umschlags auf mehr als 18 Mio. TEU bzw. 10 Mio. TEU.

Wirtschaftliche Bedeutung

Die „Colombo Express“ im Hamburger Hafen. Für deutlich größere Frachter wird die Zufahrt nach Hamburg problematisch.

Angesichts der erheblichen Zuwachsraten im Containerverkehr und immer größer werdender Schiffe hat sich Wilhelmshaven im Planungsverfahren wegen der verfügbaren Hafenflächen im Voslapper Groden und der garantierten Wassertiefe im Jadefahrwasser gegen die konkurrierende Planung in Cuxhaven durchgesetzt. Die augenblicklich größten Containerschiffe der Welt verfügen bereits über fast 10.000 Containerstellplätze an Bord und erreichen bei voller Beladung maximale Tiefgänge von 14,5 m. Fest beauftragt sind aber z.B. von der Firma Maersk bei der eigenen Werft in Odense schon Schiffe mit einer Transportkapazität von 14.000 Containern.

Die bereits beim Bund beantragte Fahrwasseranpassung der Außenweser und der Unterelbe wird Containerschiffen dieser Größe auch künftig das Anlaufen von Bremerhaven und Hamburg erleichtern. Heute erreichen diese Schiffe bei maximalem Tiefgang die Häfen Bremerhaven und Hamburg nur tideabhängig. Sollten in Zukunft Containerschiffe mit noch größerem Tiefgang in Fahrt kommen, könnte sich der JadeWeserPort, nach seiner Fertigstellung, für Schiffe mit mehr als 16 m Tiefgang positionieren. Da weltweit aber die meisten Seehäfen nur Tiefgänge zwischen 14 m und 16 m erlauben, ist der Bau und Betrieb von Containerschiffen mit beispielsweise 20 m Tiefgang wirtschaftlich nicht sinnvoll. Zusätzlich zum Ausbau der beiden großen deutschen Seehäfen Hamburg und Bremerhaven wird der Bau des JadeWeserPorts für notwendig gehalten, damit das Exportland Deutschland auch in Zukunft einen angemessenen Anteil am Seehandel über eigene Häfen abwickeln kann.

Im Zusammenhang mit dem Bau des Hafens werden derzeit mehrere weitere Investitionsprojekte geplant oder geprüft. Dazu gehören:

  • Der Gewerbepark JadeWeserPark auf dem Gelände der ehemaligen Olympia-Werke[7]
  • Die Einrichtung eines Autohofs an der A 29 bei der Ausfahrt Zetel[8]
  • Der Bau eines Dienstleistungszentrums für Nutzfahrzeuge am Autobahnende außerhalb des JadeWeserPorts[8]
  • Die Herrichtung der beiden zerstörten Schleusenkammern der ehemaligen 3. Hafeneinfahrt als Trockendocks für Schiffe bis zu 300 m Länge[2]

Durch Bau und Betrieb des JadeWeserPorts und die hiermit verbundenen Ansiedlung von Logistik-Dienstleistern und hafenaffiner Industrie und Gewerbe werden für den strukturschwachen nordwestdeutschen Wirtschaftsraum Impulse für den Arbeitsmarkt erwartet. Das Personalkonzept der Betreibergesellschaft sieht die Schaffung von 1000 neuen Arbeitsplätzen vor, für die ab 2009 eingestellt werden soll. Bei Spediteuren und Bahn werden weitere 1000 Arbeitsplätze erwartet. In verschiedenen Studien wird von Gesamtzahlen zwischen 2100 und 5800 neuen Arbeitsplätzen ausgegangen, die davon abhängig sind, welche Anteile der umgeschlagenen Ladung in Hafennähe weiter verarbeitet werden. Diese so genannte Loco-Quote wird zunächst mit unter 1 % als sehr gering angenommen (zum Vergleich: Hamburg 30 %, Bremerhaven 10 %) [6].

Lage und Verkehrsanbindung

Feederschiffe sollen einen Teil der Container weiterverteilen

Der JadeWeserPort zielt nach Fertigstellung und Betriebsaufnahme 2011 darauf ab, ein Umschlaghafen für Containerladung von und nach Skandinavien und dem Ostseeraum zu werden. Die Abfertigung großer Containerschiffe in Ostseehäfen ist für die Reeder wegen zusätzlichen Zeitaufwands und zusätzlicher Hafenstopps nicht wirtschaftlich. Die Container werden aus diesem Grunde in den westeuropäischen Seehäfen wie etwa Rotterdam, Antwerpen, Hamburg oder Bremerhaven von den großen Containerschiffen auf LKW, die Eisenbahn, Binnenschiffe oder auf kleinere Seeschiffe, so genannte Feederschiffe, meist mit einer Kapazität für 300 bis 700 Container, umgeladen. Der JadeWeserPort setzt auf den Feeder-Verkehr von und nach Skandinavien, ins Baltikum und vor allem nach Russland, womit 60 % des Umschlags abgedeckt werden soll. Außerdem soll ein Teil der Ladung auch über die Autobahn A 29 (20 %) und über die Eisenbahn (20 %) transportiert werden. Es wird von einem Umschlags-Anteil von etwa 60 % ausgegangen,

Bauarbeiten zur Anbindung der A 29 an den JadeWeserPort an dessen Südseite

Das Verkehrsaufkommen des Hafens wird zur Begründung der Forderung nach einer Küstenautobahn nach Stade und Lübeck herangezogen. Die Bahnstrecke Wilhelmshaven–Oldenburg soll bis 2013 elektrifiziert und auf der gesamten Strecke zweigleisig ausgebaut werden.[9] Das bereits vorhandene eingleisige Industriestammgleis zum Voslapper Groden soll auf Geschwindigkeiten bis 80 km/h ertüchtigt werden und kurz nach dem Abzweig von der Strecke Esens-Sande eine 700 Meter lange Ausweiche erhalten.

Die neue Bahnbrücke an der Nordseite des JadeWeserPorts

Nachteilig ist, dass Wilhelmshaven nicht an das europäische Binnenwasserstraßennetz angebunden ist. Deshalb wurde auch der Bau einer Wasserstraße zur Weser geprüft. Eine Möglichkeit ist der Ausbau des Wattfahrwassers, eine andere der Bau eines Jade-Weser-Kanals [10]. Als Alternative haben Vertreter aus Politik und Wirtschaft in der Region Ostfriesland/Emsland einen Ausbau des Ems-Jade-Kanals nach Emden vorgeschlagen, wo mit dem Dortmund-Ems-Kanal eine Anschlussverbindung Richtung Süden zur Verfügung steht. Nachteilig ist auch, dass Wilhelmshaven und seine Umgebung als Industrie- und Handelsstandort nur ein begrenztes Ladungsaufkommen in der Region selber generieren können. Ziel der Planer, Regionalpolitiker und Wirtschaftsvertreter ist daher, einen Teil der umgeschlagenen Container in der Region zu halten und die Ladung zu „veredeln“, um die Loco-Quote zu erhöhen [11].

Seit dem 31. Mai 2008 hat die Stadtwerke-Verkehrsgesellschaft Wilhelmshaven den JadeWeserPort an das städtische Busliniennetz angebunden.

Kritik

Seit Bekanntgabe des geplanten Baus des JadeWeserPorts gab es besonders von den Bewohnern Voslapps und Naturschützern immer wieder Kritik. Ihre Argumente sind unter anderem die Zerstörung des einzigen Sandstrandes Wilhelmshavens, des Geniusstrandes, des Campingplatzes und nicht zuletzt der Brutgebiete bedrohter Vogelarten und des Wattenmeeres.

Die Bürgerinitiative „Bürger gegen den JadeWeserPort“ bezweifelt die wirtschaftlichen Prognosen, die Umweltverträglichkeit des Projekts und die Notwendigkeit eines neuen Containerhafens an der Deutschen Nordseeküste. Der Tourismus in Wilhelmshaven hat Einschränkungen erfahren, da der offizielle Badebetrieb am Geniusstrand sowie der Betrieb des angrenzenden Campingplatzes mit 760 Stellplätzen mit Ablauf der Saison 2004 eingestellt wurde.

Anwohner befürchten, dass in der näheren Umgebung weitere Geschäfte geschlossen werden, weil in Zukunft Einnahmen ausbleiben, die früher besonders durch Sommer-Touristen gemacht wurden.

Am 17. Oktober 2007 hat der Niedersächsische Landtag einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss eingesetzt, der Verzögerungen und Unregelmäßigkeiten bei der Auftragsvergabe für den Bau des JadeWeserPorts aufklären soll [12]. Dieser Ausschuss legte im Januar 2008 einen Abschlussbericht vor [13].

2008 werden 90 Mio. Euro Mehrkosten in einer Aufsichtsratsvorlage avisiert. Damit würden die Kosten auf über 589 Mio. Euro steigen [14].

Weblinks

Einzelnachweise

  1. NDR online Nachrichten, Zugriff am 8. März 2008
  2. a b Wilhelmshavener Zeitung vom 3. Mai 2008
  3. Wilhelmshavener Zeitung vom 15. April 2008
  4. Wilhelmshavener Zeitung vom 16. April 2008
  5. Wilhelmshavener Zeitung vom 4. März 2009, S. 7
  6. a b c [1] Strategische Ansätze für ein Regionales Standortmanagement Jade-Weser-Raum; Studie des Niedersächsischen Instituts für Wirtschaftsförderung und der NORD/LB
  7. Homepage des Zweckverbands JadeWeserPark
  8. a b Wilhelmshavener Zeitung vom 17. Mai 2008
  9. Vgl. Privatbahn Magazin, Bahnanbindung Wilhelmshaven in Planung. 2. April 2009. Abgerufen am 2. Mai 2009.
  10. Studie Jade-Weser-Kanal
  11. Ostfriesischer Kurier, Aug. 2007
  12. [2] Einsetzung eines 20. Parlamentarischen Untersuchungsausschusses
  13. [3] Abschlussbericht des Untersuchungsausschusses
  14. Baukosten explodieren in "Fokus" 40/08, S. 16

53.5945416666678.14327222222227Koordinaten: 53° 35′ 40″ N, 8° 8′ 36″ O


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