Jacob Zuma

Jacob Zuma
Jacob Zuma, 2009

Jacob Gedleyihlekisa Zuma (* 12. April 1942 in Nkandla, Natal, Südafrika) ist ein südafrikanischer Politiker des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC). Seit dem 9. Mai 2009 ist er Staatspräsident des Landes. Von 1999 bis Juni 2005 war er Vizepräsident Südafrikas. Seit dem 18. Dezember 2007 ist er Vorsitzender des ANC. Er gehört dem Volk der Zulu an.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft

Jacob Zuma wuchs im heutigen KwaZulu-Natal nördlich des Tugela-Fluss auf. Diese Gegend ist bis heute von Armut geprägt. Sein Vater, ein Polizeibeamter, kümmerte sich nicht um ihn. Als Kind hütete er Ziegen und Kühe, dann zog er mit seiner Mutter nach Durban, weil sie dort Arbeit als Dienstmagd gefunden hatte. Zuma hat keine formale Schulbildung; in Durban besuchte er illegale Schulen, die von Gewerkschaftern und vom ANC betrieben wurden.

Gefängnis und Exil

Zuma nennt einen älteren Halbbruder, der bereits Mitglied im ANC war, als den wichtigsten politischen Einfluss in seinem Leben. 1959 trat er selbst im Alter von 17 Jahren dem ANC bei. Nach dessen Verbot im Jahre 1960 blieb er für ihn tätig und wurde 1962 Mitglied der Untergrundorganisation Umkhonto we Sizwe („Speer der Nation“).

Blick vom Tafelberg auf Robben Island

1963 wurde Zuma bei dem Versuch, das Land zu verlassen, verhaftet. Wegen Planung eines Aufstands wurde er zu zehn Jahren Haft auf Robben Island verurteilt. Dort lernte er Englisch und studierte Politik bei Govan Mbeki, dem Vater von Thabo Mbeki. Von Mitgefangenen wird er in dieser Zeit als orthodoxer Marxist sowjetischer Ausrichtung beschrieben. Während seiner gesamten Gefängniszeit erhielt er auf eigenen Wunsch keine Besuche.

Nach seiner Freilassung kehrte er nach Natal zurück und arbeitete zwei Jahre lang im Untergrund, bevor er ins Exil nach Swasiland und Mosambik ging. 1977 wurde er Mitglied des Exekutivkomitees des ANC und 1984 Hauptrepräsentant des ANC in Mosambik. Dort bildete er Kämpfer für den ANC aus. 1987, nachdem auf Druck des Apartheid-Regimes die Bewegungsfreiheit des ANC in Mosambik eingeschränkt wurde, musste Zuma wie andere ANC-Funktionäre auch, das Land verlassen, und ließ sich in Sambia nieder, wo der Exil-ANC seinen Sitz hatte. Dort stieg er zum Chef des ANC-Geheimdienstes auf, der auch für die Enttarnung von Spionen des Apartheid-Regimes verantwortlich war. Hierzu wurden brutale Verhöre und vorgetäuschte Erschießungen eingesetzt, die auch Unschuldige trafen. Die Wahrheits- und Versöhnungskommission (Truth and Reconciliation Commission) hat später den ANC dafür schwerer Menschenrechtsverletzungen für schuldig befunden. Zuma selbst äußert sich nicht öffentlich über seine Rolle in dieser Sache.

Ende der Apartheid

Als er 1990 nach Südafrika zurückkehrte, widerrief er seine Mitgliedschaft in der Südafrikanischen Kommunistischen Partei. Im selben Jahr wurde er Chef des ANC in Natal und im Jahr darauf auf dem ersten Parteikongress nach der Wiederzulassung Vizegeneralsekretär des ANC. Er rückte damit in die Führungsspitze des ANC auf, die mit der südafrikanischen Regierung 1990 bis 1993 die Machtteilung und damit das Ende der Apartheid aushandelte. Nach den ersten demokratischen Wahlen 1994 wurde er Mitglied der Provinzregierung in Kwazulu-Natal. 1997 wurde er zum Vizepräsidenten des ANC gewählt. In der Zeit des Exils hatte Zuma eng mit Mbeki zusammengearbeitet, 1999 wurde er vom nunmehrigen Präsidenten zu seinem Stellvertreter bestimmt. Im Juni 2005 endete Zumas Vizepräsidentschaft, weil er der Korruption angeklagt wurde.

Korruptionsvorwürfe

In einem Waffengeschäft im Umfang von fünf Milliarden US-Dollar wurden auch zahlreiche Schmiergelder an den ANC gezahlt. Einer der Vermittler war ein enger Freund von Zuma, der Durbaner Geschäftsmann Schabir Shaik, der schon in der Zeit der Illegalität dem ANC Geld zugeleitet hatte. Nach dem Ende der Apartheid hatte er Zuma aus finanziellen Schwierigkeiten geholfen. Im Juni 2005 wurde Shaik zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt, unter anderem wegen Schmiergeldzahlungen, die er von einem französischen Rüstungsunternehmen an Zuma weitergeleitet hatte. Mbeki entließ Zuma daraufhin am 14. Juni als Vizepräsident, er wurde wegen Korruption, Begünstigung, Steuerhinterziehung und Betrug angeklagt und sein Haus von der Elite-Einheit Scorpions durchsucht. Im September 2008 wurde die Anklage fallen gelassen, der Richter führte in seiner langen Stellungnahme aus, dass die Regierung die Justiz gegen Zuma instrumentalisiert habe.

Vergewaltigungsvorwurf

Anhänger von Zuma versammeln sich vor dem Gerichtsgebäude, während das Urteil im Vergewaltigungsprozess verlesen wird.

Im Dezember 2005 beschuldigte überdies die Tochter eines früheren Genossen Zuma der Vergewaltigung. Nach einem zweimonatigen Verfahren wurde er freigesprochen, der Geschlechtsverkehr habe einvernehmlich stattgefunden. In diesem Zusammenhang legte Zuma dar, dass er von der HIV-Infektion seiner Partnerin gewusst habe und nach dem Geschlechtsverkehr eine Dusche genommen habe, um sich dagegen zu schützen. Der bekannte südafrikanische Karikaturist Zapiro stellte Zuma danach nur noch mit einer Brause auf dem Kopf dar. Während des Verfahrens demonstrierten Tausende seiner Anhänger vor dem Gerichtsgebäude.

Der Machtkampf

Am 15. Mai 2006 wurde Zuma wieder in das Amt des Vizepräsidenten des ANC aufgenommen. Er brach nie öffentlich mit Mbeki, suchte sich aber Verbündete in den Gewerkschaften, der Kommunistischen Partei, bei der Jugendliga und unter unzufriedenen Regionalpolitikern des ANC. Sie begannen eine Kampagne gegen Mbeki, gleichzeitig traten zahlreiche Jugendliche neu in den ANC ein und veränderten so die Mehrheitsverhältnisse. Auf einem stürmisch verlaufenden Nationalkonvent des ANC ab dem 16. Dezember 2007 in Polokwane kam es zur Entscheidung: Zuma wurde mit 2329 zu 1505 Stimmen zum neuen Vorsitzenden des ANC gewählt. Als die Korruptionsanklage in dem Verfahren gegen Zuma im September 2008 fallen gelassen worden war, trat Mbeki vom Amt des Präsidenten der Republik zurück. Da Zuma nicht Mitglied des Parlaments war, konnte er zu diesem Zeitpunkt nicht zum Staatspräsidenten gewählt werden; der Zumas Lager im ANC zugerechnete Kgalema Motlanthe nahm bis zu den Wahlen im April 2009 diese Position ein.

Das Xhosa-Volk stellt die Hauptmasse der ANC-Anhänger, auch die Führungsriege des ANC war lange von Xhosa dominiert (so gehören sowohl Mbeki als auch Mandela diesem Volk an). In den frühen 90er-Jahren brachen in Teilen Südafrikas (vor allem in den Townships Johannesburgs und in der Region KwaZulu-Natal) gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Anhängern der Zulu-nationalistischen Inkatha-Partei von Mangosuthu Buthelezi und jenen des ANC aus. Diese Gewalt nahm teilweise Züge einer ethnischen Auseinandersetzung zwischen Zulu und Xhosa an. Vor diesem Hintergrund war die Zulu-Identität Zumas bei seinem Aufstieg im ANC von Bedeutung. Schon Anfang der 1990er war er angesichts der bürgerkriegsähnlichen Unruhen in der Rolle, zwischen den Lagern zu vermitteln und gleichzeitig unter Zulu um Unterstützung für den ANC zu werben.

Präsident der Republik Südafrika

Offizielles Porträt von Jacob Zuma

Nachdem der ANC diese Wahlen wieder deutlich gewonnen hatte (er verlor allerdings die Zwei-Drittel-Mehrheit), wurde Zuma vom Parlament zum Präsidenten gewählt und am 9. Mai 2009 in dieses Amt eingeführt. Er stellte seine Regierung aus Politikern des ANC zusammen, ein Vizeminister-Posten ging an den Chef der überwiegend von Afrikaanern gewählten Freiheitsfront. Der international angesehene frühere Finanzminister Trevor Manuel verlor zwar sein Ressort, bleibt aber als Chef einer neugeschaffenen Planungskommission (im Ministerrang) im Zentrum der Macht. Bisher führt Zuma die Politik seiner Vorgänger Mandela und Mbeki weiter, wonach die ökonomischen Strukturen nicht angetastet werden. So ist es bisher weder zu einer Landreform, noch zu einer Verstaatlichung der Minen gekommen.

Zuma hat versprochen, in das Bildungssystem zu investieren und fünf Millionen neue Arbeitsplätze zu schaffen. Er wolle die Korruption bekämpfen und Staatsbeamte dem Gesetz unterwerfen. Von politischen Gegnern wird er als Populist betrachtet. Unter seinen Anhängern, vor allem der armen Bevölkerungsmehrheit, wird gerade diese Volksnähe aber positiv empfunden. Zwar sind zahlreiche Schwarze nach dem Ende der Apartheid in die neue Mittelschicht aufgestiegen, aber für die große Mehrheit hat sich ökonomisch wenig verändert. Zuma tritt als ihr Anwalt auf und als Garantie, dass der ANC sie nicht vergessen habe. Auf Parteiversammlungen singt und tanzt er, der ANC-Protestsong aus den Tagen des Anti-Apartheid-Kampfes, „Awuleth' Umshini Wami“, was so viel wie „Bring mir mein Maschinengewehr“ heißt, wird von Zuma, aber auch von seinen Anhängern oft angestimmt.

Privatleben

Zuma lebt in einem festungsartig ausgebauten Haus in Johannesburg. Weitere Häuser liegen in Kapstadt und Durban. Gelegentlich zieht er sich in die Berge seiner Heimat nahe Nkandla zurück. Zuma ist ehrenamtlicher Prediger in einer evangelikalen Freikirche.

Zuma lebt polygam, was unter Zulu akzeptiert ist. Er ist ein überzeugter Polygamist und vertritt diese Lebensweise auch aktiv gegenüber der nationalen und internationalen Öffentlichkeit.[1] Seine erste Frau, Sizakele Khumalo, die er bereits seit seiner Jugend kennt, heiratete er nach der Haft in Robben Island. Sie hatte während dieser zehn Jahre auf ihn gewartet und wartete dann weitere 14 Jahre seines Exils. Obwohl sie in dieser Zeit von der Polizei unter anderem mit Hunden bedroht wurde, lehnte sie eine Trennung ab. Von seiner zweiten Frau Nkosazana Dlamini-Zuma – der amtierenden Innenministerin – ließ er sich 1998 scheiden, seine dritte Frau beging 2000 Selbstmord. 2008 und 2010 heiratete Zuma zum vierten und fünften Mal. Diese Frauen heißen Nompumelelo Ntuli-Zuma und Tobeka Madiba. Mit Letzterer hatte er bereits vor der Heirat drei gemeinsame Kinder.[2] Insgesamt hat er 20 Kinder.[3]

Auszeichnungen und Ehrungen

Literatur

  • Douglas Foster: Jacob's Ladder. In: The Atlantic. Bd. 303, Nr. 5, Juni 2009, S. 72-80.

Film

  • Jenseits des Regenbogens. Dokumentation, Südafrika, Deutschland, 2009, 120 Min., Regie: Jihan El Tahri, Produktion: ZDF, arte, deutsche Erstsendung: 14. April 2009, Inhaltsangabe von arte
    Die Vorwürfe gegenüber Zuma werden hier als politisch motiviert dargestellt, lanciert von den Unterstützern Mbekis. Außerdem sei die Abspaltung vom ANC nicht ein Resultat von Zumas Popularität, sondern eine Bewegung von Unzufriedenen, die nun auch ihren Anteil an den staatlichen Ausgaben einfordern.

Einzelnachweise

  1. Website der südafrikanischen Botschaft in Berlin (englisch), abgerufen am 13. Februar 2011
  2. Kurze Meldungen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. Nr. 3, 5. Januar 2010, S. 7. (Nach dieser Quelle heiratete er Nompumelelo Ntuli-Zuma bereits 2007.)
  3. International in Kürze. In: Neue Zürcher Zeitung. Nr. 31, 8. Februar 2010, S. 2
  4. Rede Zumas in Fort Hare anlässlich der Ehrendoktorwürde (abgerufen am 24. Januar 2010)

Weblinks

 Commons: Jacob Zuma – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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