Jack Sheppard

Jack Sheppard
Jack Sheppard in Newgate

Jack Sheppard, eigentlich John Shepherd (* 4. März 1702 in London; † 16. November 1724 ebda.), war ein berüchtigter englischer Räuber, Einbrecher und Dieb des frühen 18. Jahrhunderts in London.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Sheppard war für seine Verbrechen ebenso berühmt wie für seine vielen erfolgreichen Versuche, sich dem Arm der Gerechtigkeit zu entziehen. Seine wiederholten Fluchtaktionen trugen zum Sturz des „Generaldiebesfängers von Großbritannien und Irland“, Jonathan Wild, eines schillernden Großverbrechers mit bürgerlichem Doppelleben, bei.

Jack Sheppard, dessen Vorname eigentlich „John“ lautete und der sich wahlweise auch „Gentleman Jack“ oder „Jack the Lad“ (dt. „Bursche Jack“) nannte, wurde als Sohn eines Londoner Schreiners in der White’s Row im Londoner Stadtteil Spitalfields im Jahr 1702 geboren. Obwohl sein Vater bereits in seiner Kindheit verstarb, und er seine Jugend in einem Arbeitshaus verbringen musste, erlernte er ebenfalls das Schreinerhandwerk. Allerdings geriet er schon bald in schlechte Gesellschaft und begann, seine Tageslöhne um die Beute aus einer Reihe von Einbrüchen und Diebstählen zu ergänzen.

Zwar wurde er mehrfach eingesperrt, doch Sheppard gelang es, aus dem St. Giles Gefängnis zu entkommen, indem er sich durch eine Holzdecke sägte, und er floh 1724 nicht weniger als drei Mal aus dem gefürchteten Newgate-Gefängnis.

Beim ersten Mal feilte er seine Ketten durch, bohrte ein Loch durch die Wand und kletterte an Bettwäsche zum Erdboden herab. Bei der zweiten Flucht am 30. August 1724 - er war bereits zum Tode verurteilt - schnitt er einen Dorn aus einem Besucherfenster. Obgleich er beim dritten Mal in eine Sicherheitszelle, genannt „the Castle“, gesperrt wurde, gelang es ihm mithilfe eines Nagels am 14. Oktober 1724, seine Ketten zu öffnen, und mit einer Eisenstange, die sonst zum Schließen eines Kamins diente, brach er durch Türen und Mauern. Wiederum benutzte er eine Bettdecke, um das Dach eines nahen Gebäudes zu erreichen. Von dort konnte er entfliehen.

Nur zwei Wochen lang konnte Sheppard seine Freiheit genießen. Nicht sein unermüdlicher Jäger Jonathan Wild brachte ihn schließlich zur Strecke, sondern sein Hang zum Alkohol und zur Angeberei. Bei einer Sauftour durch die Drury Lane wurde er erkannt und verraten. Zwar plante er auch jetzt noch eine letzte Flucht, doch ein Gefängniswärter fand das Taschenmesser, mit dem er vermutlich seine Stricke auf dem Weg zum Galgen durchschneiden wollte. Doch dazu kam es nicht mehr.

Angeheitert durch starke Getränke, die ihm das Publikum reichte, zog Sheppard am 16. November 1724 mit einer fröhlichen Prozession durch London zum Galgen von Tyburn, wo sich heute die Oxford Street befindet. 200.000 Menschen sollen seiner Erhängung zugesehen haben. Zuvor hielt der betrunkene Delinquent noch eine launige Abschiedsrede. Auf dem Kirchhof von St. Martin-in-the-Fields fand der 22-jährige Ausbrecherkönig seine letzte Ruhestätte.

Literaturbearbeitungen

Sheppards eigenwilligen „Heldentaten“ wurden vielfach in Romanen, für Bühne und Film bearbeitet:

  • als die Figur „Macheath“ in John Gay's „The Beggar's Opera“ (1728) und in der Dreigroschenoper (1928) von Bertolt Brecht und Kurt Weill
  • in einem Melodram von William Thomas Moncrieff (* 1794; † 1857) „Jack Sheppard, The Housebreaker or London in 1724“ (1825)
  • in dem Roman „Jack Sheppard“ (1839) von William Harrison Ainsworth (* 1805; † 1882), der im selben Jahr für ein erfolgreiches Schauspiel von John Baldwin Buckstone (* 1802; † 1879) und 1840 von Thomas Longdon Greenwood (* 1806; † 1879) adaptiert wurde
  • in dem englischen Stummfilm „Jack Sheppard“ (1923), Regie: Henry Cockraft Taylor ; Hauptrolle: Will West
  • in der Biographie „The road to Tyburn“ (1957) von Christopher Hibbert (* 1924 in Leicestershire)
  • in dem englischen Kostümdrama, „Where's Jack?“ (1969), Regie: James Clavell ; Hauptrolle: Tommy Steele
  • in der Doppel-Biographie „The Thieves’ Opera“ (1997) von Lucy Moore (* 1970) über Jonathan Wild und Jack Sheppard
  • in Neal Stephensons drei Romanen des „Baroque Cycle“ (sieheBarock-Trilogie“) (2003, 2004), in dem der Charakter „Jack Shaftoe“ durch Ereignisse aus dem Leben Jack Sheppards inspiriert wurde.
  • Die britische Produktionsgesellschaft FilmFour, die dem Fernsehsender Channel 4 gehört, kündigte im Jahr 2000 das Filmprojekt „Jack Sheppard and Jonathan Wild“ an. Benjamin Ross (* 1964 in London), der zusammen mit dem TV-Kritiker des Daily Telegraph John Preston (* 1953) bereits das Drehbuch verfasst hatte, war als Regisseur vorgesehen. Die Hauptrollen sollten Tobey Maguire und Harvey Keitel spielen. Der Film wurde (bisher) nicht realisiert.

Literatur

  • Ainsworth, William Harrison: Jack Sheppard. - Boston, Mass.: IndyPublish.com, 2005 - gebunden, 488 S. - ISBN 1421957353
  • Bleackley, Horace William: Jack Sheppard ... With an epilogue on Jack Sheppard in literature and drama, a bibliography, a note on Jonathan Wild, and a memoir of Horace Bleackley by S. M. Ellis. - Edinburgh und London : W. Hodge & Co, 1933. - XIV, 260 S.
  • Buckstone, John Baldwin: Jack Sheppard, a drama in four acts. - London: Chapman & Hall, 1840. - 72 S.
  • Fortescue, Lincoln: The Life and Adventures of Jack Sheppard. - New edition, with ... additions. Illustrated, etc. - London : James Cochrane, 1845. - VIII, 530 S.
  • Hibbert, Christopher: The road to Tyburn : the story of Jack Sheppard and the eighteenth century underworld. - London : Penguin, 2001. - kartoniert, 163 S. - (Classic history). - ISBN 0141390239
  • Moore, Lucy: The thieves' opera : the remarkable lives and deaths of Jonathan Wild, thief-taker, and Jack Sheppard, house-breaker. - London : Penguin, 1998. - kartoniert, XII, 304 S. - ISBN 0140261648

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