Iwan Maiski

Iwan Maiski

Iwan Michailowitsch Maiski (auch Majski; russisch Иван Михайлович Майский (* 7. Januarjul./ 19. Januar 1884greg. in Kirillow bei Wologda; † 3. September 1975 in Moskau) war ein sowjetischer Politiker, Diplomat und Historiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Maiski wurde als Sohn russifizierter Polen unter dem Namen Jan Lachowiecki geboren. 1903 trat er nach dem Abschluss seines Studiums der Geschichte der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands bei. Innerhalb der Partei gehörte er zunächst zu dem Flügel der Menschewiki. Er verließ 1908 Russland in Richtung Westeuropa, wo er Französisch und Englisch erlernte.

Maiski kannte Lenin, Stalin und Litwinow von deren Aufenthalten in London. Er studierte in München und kehrte 1918 zu Beginn des Russischen Bürgerkrieges nach Russland zurück. Dort ließ er sich zunächst in Samara nieder und unterstützte die dortigen Kommunisten. Hierfür wurde er aus der Partei der Menschiwiki ausgeschlossen. Maiski trat 1921 der Kommunistischen Partei bei und war seit 1922 Mitarbeiter des Außenkommissariats. Im Auftrage Lenins war er maßgeblich an der Errichtung der Mongolischen Volksrepublik 1919/20 beteiligt. 1927 wurde er der Botschafter der Sowjetunion in Finnland, anschließend Botschafter in Japan. Maiski war von 1932 bis 1943 sowjetischer Botschafter in London. 1937 bis 1939 war er zugleich Völkerbund-Delegierter. Er war Anhänger von Litwinows Kurs der kollektiven Sicherheit, also einem Zusammenschluss mit den Westmächten gegen Deutschland und gehörte damit zur Fraktion derjenigen, die eine sowjetische Beteiligung am Spanischen Bürgerkrieg ablehnten. Iwan Maiski unterzeichnete in London 1941 mit der exilpolnischen Regierung das Sikorski-Majski-Abkommen.

Von 1943 bis 1946 amtierte er als stellvertretender Außenminister. Dann zog er sich aus dem diplomatischen Dienst zurück und wurde Mitglied der Akademie der Wissenschaften. 1953 wurde er kurz vor Stalins Tod inhaftiert und wegen Spionage zu sechs Jahren Haft verurteilt[1]. 1955 wurde Maiski entlassen und rehabilitiert.

In den 1960er Jahren veröffentlichte Maiski seine Erinnerungen an die Zeit als Botschafter in London. Er war Träger des Lenin-Ordens.

Darstellung in der Kunst

1938 gestaltete der Bildhauer Jacob Epstein einen Porträtkopf Maiskis (22x18x23cm; Jerusalem, The Israel Museum). Ein interessantes Gemälde von Oskar Kokoschka aus dem Jahr 1942 zeigt Maiski als Botschafter in London. Wie bei einigen Bildern aus dieser Zeit verpackte Kokoschka darin eine politische Aussage, in diesem Fall eine subtile Warnung vor dem sowjetischen Imperialismus (Abbildung auf der englischen Wikipedia-Seite über Maiski).

Publikationen

  • Vor dem Sturm - Erinnerungen an Kindheit und Jugendjahre. Verlag Kultur und Fortschritt: Berlin, 1950
  • Neuere Geschichte Spaniens 1808-1917. Verlag Rütten & Loening: Berlin, 1961
  • Wer half Hitler? Aus den Erinnerungen eines sowjetischen Diplomaten. Progress Verlag: Moskau, 1964 (Über die angebliche britische Unterstützung der Nationalsozialisten vor dem Zweiten Weltkrieg.)
  • Memoiren eines sowjetischen Botschafters. Dietz Verlag: Berlin, 1967 (Viel gelesenes Buch über seine Zeit als Botschafter in Großbritannien, das auf seinen Tagebuchnotizen beruht, die von der Yale University Press veröffentlicht und ins Netz gestellt werden sollen. Wichtig für die Vorgeschichte zum Zweiten Weltkrieg.)
  • Das Drama von München. APN-Verlag: Moskau, 1972

Quelle

  1. Robert Conquest: Stalin. Breaker of Nations ISBN 1-84212-439-0 Page 310

Weblinks


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