Ivo Puhonny

Ivo Puhonny

Ivo Puhonny (* 19. Juli 1876 in Baden-Baden; † 6. Februar 1940 in Stuttgart) war ein deutscher Grafiker und Puppenspieler. Sein Vater war der renommierte Landschaftsmaler Victor Puhonny. Einen Namen machte sich Ivo Puhonny vor allem durch seine Werbe- und Gebrauchsgrafik und durch seine Gründung des Baden-Badener Künstler-Marionettentheaters im Jahre 1911.

Ivo Puhonnys Urnengrab auf dem Friedhof in Baden-Baden
Grab von Linda und Eva Puhonny

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Grafik und Malerei

Puhonny studierte an der Kunstakademie in Karlsruhe und reiste im Alter von 24 Jahren nach Paris, um dort seine grafischen Talente zu festigen und zu vertiefen. Das Vorbild des Werbe- und Plakatmalers Henri de Toulouse-Lautrec begründete seinen Wunsch, sich ebenfalls der Werbe- und Gebrauchsgrafik zu widmen.

Früh brachte es Puhonny zu beachtlichem künstlerischen Ansehen. Er schuf zahlreiche Werbegrafiken, unter anderem für die Firma Cigarettenfabrik A. Batschari, die zu seinen ersten und häufigsten Auftraggebern gehörte, sowie für verschiedene Fremdenverkehrsinstitionen. Er entwarf Illustrationen für zahlreiche Bücher (siehe Liste unten). In kleinen Auflagen entstanden außerdem zahlreiche ex libris als Lithographien sowie - seltener - Besuchskarten als Radierungen. Dabei zeigte sich ein deutlicher Einfluss des Jugendstils. Zu seinen besonders großflächigen Arbeiten als Kunstmaler gehörte die Innengestaltung der Räumlichkeiten des Baden-Badener Hotels Stephanie.

Der gebrauchsgrafische Nachlass befindet sich im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg.

Puppenspiel

Wie viele Künstler seiner Zeit war Puhonny ein Freund des Puppen- und Marionettenspiels, doch bei Puhonny ging diese Freundschaft über die passive Bewunderung hinaus. 1911 gründete er nach dem Vorbild des Münchner Marionettentheaters des Josef Leonhard Schmid (Münchens berühmter „Papa Schmid“) sein Baden-Badener Künstler-Marionettentheater. Puhonny selbst entwarf und schnitzte die Figuren, seine Frau Linda kreierte die Kostüme, und beide gemeinsam zeichneten für die bühnenbildnerische Ausstattung verantwortlich. Einige seiner Stücke - etwa seine Version des Faust - erschienen im Druck und wurden von anderen Puppenspielern nachgespielt. Zur Winterzeit verließ Puhonny sein stationäres Theater und ging erfolgreich auf Gastspielreisen.

Größere Teile seines puppenspielerischen Nachlasses befinden sich heute in der Puppentheatersammlung des Münchner Stadtarchivs.

Privatleben

Seit 1905 war Puhonny mit seiner Jugendliebe Linda verheiratet, mit der er zwei Töchter, Eva und Doris, hatte. Doris - später verheiratet mit dem Illustrator Friedrich Böer - arbeitete auch selbst als Künstlerin. Zu seinem Freundeskreis gehörten die Künstler und Literaten Else Lasker-Schüler, Otto Flake, Klabund und Carl Sternheim. Die Familie Puhonny lebte in bescheidenen Verhältnissen. Puhonny war durch verschiedene Erlebnisse und Eindrücke während des Ersten Weltkrieges traumatisiert und neigte zu zeitweise schlimmen Depressionen. Dennoch wandte er sich nach dem Krieg wieder dem humorvollen Marionettenspiel zu und begleitete künstlerisch auch die Baden-Badener Fastnacht.

Der aufkommende Nationalsozialismus irritierte Puhonny zutiefst. Jüdische Freunde verließen das Land oder töteten sich selbst, was die depressive Neigung Puhonnys zusätzlich belastete. Sein fremdländisch klingender Name und der sozialkritische Tenor vieler seiner grafischen Arbeiten führten dazu, dass Puhonnys Kunst zunehmend ins Abseits geriet. Zu den verbotenen oder offiziell als „entartet“ gescholtenen Künstlern gehörte er aber nicht.

Puhonny starb - schon länger gesundheitlich angeschlagen - am 6. Februar 1940 nach einem Schlaganfall in einem Sanatorium in Stuttgart-Möhringen.

Buchpublikationen (Auswahl)

  • Neundörfer, Ludwig: Heidelberg wie es war und wie es ist, Essen 1936. Titel- und Textillustrationen von Puhonny
  • Holle, Luise: Türk & Pabst's Kochrezepte für die feine und bürgerliche Küche, Frankfurt / Main o.J. (ca. 1925). Einbandillustration von Puhonny
  • Flake, Otto: Christa (Kinderroman), Berlin 1931. Titelvignette von Puhonny

Siehe auch

Weblinks


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