Ambrosius Camaldulensis

Ambrosius Camaldulensis

Ambrogio Traversari, genannt Ambrosius der Kamaldulenser (* 19. September 1386 in Portico di Romagna bei Forlì, Italien; † 21. Oktober 1439 in Florenz, Italien), war ein toskanischer Theologe.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Er trat im Alter von vierzehn Jahren in den Orden der Kamaldulenser in dessen Kloster Santa Maria degli Angeli in Florenz ein. In wenigen Jahren wurde er zum führenden Theologen und Gräzisten seiner Zeit. Sein Griechisch-Lehrer war Manuel Chrysoloras.

1431 wurde Ambrogio Ordensgeneral und leitete in dieser Eigenschaft die Kongregation für Kirchenrecht an der Kurie in Rom. Am Konzil von Basel nahm er als päpstlicher Legat von Eugen IV. teil. Sein Hauptbemühen galt der Wiedervereinigung der Kirchen in West und Ost. 1437 verlegte aufgrund seiner Empfehlung Papst Eugen IV. die Kirchenversammlung nach Ferrara. Ambrogio erlebte den Ausgang des Konzils nicht mehr; er starb am 20. Oktober 1439. Zusammen mit Johannes Bessarion verfasste er das Unionsdekret von Ferrara-Florenz des Jahres 1439, mit der rein formal das seit 1054 bestehende Morgenländische Schisma beendet wurde. Der Hintergrund dieser Einigung waren außenpolitische Entwicklungen: Das Vordringen der Türken wurde letzten Endes für den lateinischen Westen wie für den griechischen Osten zu einer ständigen Bedrohung.

Aufgrund seiner klassischen und humanistischen Bildung verkörpert Ambrogio den typischen Vertreter einer neuen, den Wissenschaften, der Literatur und den Künsten zugewandten Theologie des 15. Jahrhunderts. Er war eng befreundet mit Cosimo de Medici, förderte die Erforschung antiker Altertümer, beschäftigte sich eingehend mit der altkirchlichen Theologie und erschloss zentrale Werke der Ostkirche von Johannes Chrysostomos, Basilius dem Großen und Ephraem dem Syrer der westlichen Theologie. Einer Verweltlichung des Klerus trat er unerbittlich gegenüber; frivoles Treiben der Kardinäle auf dem Basler Konzil geißelte er als Sündenbabel.

Siehe: Konzil von Basel/Ferrara/Florenz

Werk

Sein Hauptwerk ist das Hodoeporicon, ein Reimgedicht über eine in päpstlichem Auftrag unternommene Visitationsreise zu Klöstern in Italien. Er übertrug die Vita des Johannes Chrysostomos von Palladius, die neunzehn Predigten Ephraems des Syrers und den Traktat "Über die Jungfräulichkeit" von Basilius dem Großen in das Italienische. Eine Anzahl seiner Manuskripte wird heute in der Bibliothek von San Marco in Venedig verwahrt.

Von 1431 bis 1437 übersetzt er das gesamte Werk des Pseudo-Dionysius Areopagita. Nikolaus von Kues berichtet den Tegernseer Mönchen stolz, diese zuverlässige Übersetzung benutzen zu können.[1] Er besaß die Übersetzung im nach wie vor im Cusanus Hospital zu Kues liegenden Codex Cusanus 43 und verwendete sie u.a. für De non aliud.[2] Cusanus hatte Ambrosius außerdem 1439 mit der Übersetzung einer aus Konstantinopel mitgebrachten Handschrift der Theologia Platonica des Proklos beauftragt, die dieser aber bis zu seinem Tode nicht mehr anfertigen konnte; Petrus Balbo von Pisa hat dieses Projekt dann vollendet.

Einzelnachweise

  1. Brief 21, hg. E. Vansteenberghe, Autor de la docte ignorance (BGPhMa 14, 2-4), Münster 1915.
  2. Insb. im 14. Kapitel

Literatur

  • C. Somigli und T. Basgellini: Ambrogio Traversari, 1986
  • Ambrogio Traversari Camaldolese (FS): Quaderni di Vita Monastica 45, Camaldoli 1987.

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