Ivan Nagel

Ivan Nagel

Ivan Nagel (* 28. Juni 1931 in Budapest) ist ein deutscher Theaterwissenschaftler, Kritiker, Publizist und Theaterintendant ungarischer Herkunft.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der aus einer jüdischen Familie stammende Nagel musste während des Zweiten Weltkrieges untertauchen und überlebte so den Holocaust. Nach dem Krieg wollte er an der Loránd-Eötvös-Universität (Budapest) studieren, wusste aber, dass ihm das als Bürgerlichem verwehrt würde. 1948 flüchtete er in die Schweiz. Nagel lebte und studierte nach dem Abitur in Zürich in den 1950er Jahren als Staatenloser zunächst in Paris und Heidelberg, dann in Frankfurt am Main. In Frankfurt studierte er Philosophie bei Theodor W. Adorno, der ihm später auch half, die drohende Ausweisung als „unerwünschter Asylant“ zu verhindern.

Nach dem Studium arbeitete Nagel als Theater- und Musikkritiker und wurde 1960-69 Chefdramaturg der Münchner Kammerspiele. 1972 wurde er zum Intendanten des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg ernannt und blieb dies bis 1979. In dieser Zeit arbeitete er mit zahlreichen renommierten Regisseuren, u. a. mit Giorgio Strehler, Jérôme Savary, Peter Zadek, Luc Bondy. Berühmt geworden sind vor allem die Inszenierungen von Peter Zadek (u. a. „Wildente“, „Othello“, „Wintermärchen“). 1979 gründete er ein Theaterfestival, das einen Überblick über die Theaterentwicklung der verschiedensten Kulturen der Welt geben sollte. Das Festival „Theater der Welt“ findet bis heute in wechselnden deutschen Städten statt und gab dem deutschen Publikum Gelegenheit, herausragende Aufführungen wie die von Peter Brook, Ariane Mnouchkine, Anatolij Wassiljew, Peter Sellars, Simon McBurney und vielen „Off-Theatern“ der europäischen, amerikanischen, fernöstlichen Avantgarde zu sehen.

1981 ging Nagel als Kulturkorrespondent der FAZ nach New York und lebte dort bis 1983. Er war Fellow des Wissenschaftskollegs zu Berlin, Intendant des Staatsschauspiels Stuttgart und 1989-96 Professor für Geschichte und Ästhetik der Darstellenden Künste an der Universität der Künste Berlin. Nach der deutschen Wiedervereinigung entwarf er für den Berliner Senat ein Konzept, aus dem Heiner Müllers Berliner Ensemble sowie Frank Castorfs und Christoph Marthalers Volksbühne am Rosa Luxemburg Platz entstanden.

Berühmt geworden ist er außerdem für seine theatertheoretischen Schriften und Portraits von Theaterregisseuren wie Fritz Kortner, Peter Zadek, Klaus Michael Grüber, Peter Stein, Robert Wilson, Frank Castorf, Peter Sellars. Sein Buch über Mozarts Opern, „Autonomie und Gnade“, wurde ins Englische, Französische, Spanische und Japanische übersetzt. Bücher über Kunst: „Ariadne auf dem Panther“, „Der Künstler als Kuppler – Goyas Nackte und Bekleidete Maja“, „Gemälde und Drama – Giotto, Masaccio, Leonardo“ 2009. Politische, kulturpolitische Bücher: „Streitschriften“ 2001; „Das Falschwörterbuch – Krieg und Lüge im 21. Jahrhundert“ 2004. Seit 2011 „Gesammelte Schriften“, darin „Schriften zur Kunst“, „Schriften zum Drama“, „Schriften zum Theater“.

Auszeichnungen

Werke (Auswahl)

Weblinks


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