Isteiner Klotz

Isteiner Klotz
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Isteiner Klotz, unten ist die Anbrandungskehle des Rheins erkennbar

Der Isteiner Klotz ist ein markanter Bergrücken im Landkreis Lörrach im Südwesten Deutschlands. Der Isteiner Klotz ist ein Vorgebirge zwischen den Dörfern Istein und Kleinkems, welches sich etwa 150 Meter über den Rheinauen erhebt.

Am westlichen Ende bei Istein bildet der Rücken ein steiles Kliff. In einer Felsnische befindet sich die Vituskapelle, die um das Jahr 1100 errichtet wurde. Ein etwa drei Kilometer langer Rundwanderweg befindet sich auf dem Klotzen.

Inhaltsverzeichnis

Geologie

Blick vom Isteiner Klotz Rheinaufwärts (um 1800)

Der Isteiner Klotz ist eine etwa 170 Quadratkilometer große Zone mit jurassischen Ablagerungen, die zwischen dem Rheingraben und dem südlichen Schwarzwald eingekeilt ist. Der Isteiner Klotz versperrte ursprünglich dem Rhein den Weg Richtung Norden, so dass dieser zuerst übers Rhônetal ins Mittelmeer floss.

Beim Isteiner Klotz im südlichen Rheintal handelt es sich um eine sogenannte Grabenbruchscholle aus Gesteinen der Oberjura-Zeit an der Ostschulter des Oberrheingrabens. Die ältesten (untersten) Gesteine stellen unteroxfordische Tonmergel-Mergel-Wechselfolgen dar, die sogenannten Pholadomyen-Mergel (nach der Muschel Pholadomya exaltata), die vom Aussehen Gesteinen (Argilles à Chailles) des Schweizer und nordostfranzösischen Oberjuras entsprechen. Charakteristisch für die Pholadomyen-Mergel sind Lagen und Horizonte von Kalkknollen. Darüber folgen riffkorallenführende Gesteine. Nach tonigen Korallenmergeln folgt der etwa 40 Meter mächtige Korallenkalk, der nach oben einen Übergang von großflächig verbreiteten Korallenriff-Kalken zu verstreuten kleineren Riffkörpern zeigt. Abgeschlossen wird die oberjurassische Schichtenfolge des Isteiner Klotzes von dichten mikritischen Kalken (Brachiopodenkalke oder Splitterkalke). Die Obergrenze der Gesteinsfolge des Isteiner Klotzes ist uneinheitlich und wird durch das Einsetzen gebankter, mikritischer bis onkoidischer Faziestypen ohne Korallenführung definiert. Die Hangendgrenze ist bereichsweise als deutliche Diskontinuitätsfläche ausgebildet.

Kalkwerk Istein am Isteiner Klotz

Stratigraphie: Funde von Cardioceras cordatum in den untersten, kieselknollenführenden Pholadomyen-Mergeln stellen diese Gesteine in das obere Unteroxfordium. Die genaue orthostratigraphische Einordnung der hangenden Korallenkalke ist durch das fast vollständige Fehlen geeigneter Leitfossilien schwierig. Vor allem aufgrund der Position über den Pholadomyen-Mergeln und vereinzelten Funde von Perisphincten werden sie in das untere bis obere Mitteloxfordium gestellt. Für die mikritischen Abschnitte direkt über den Korallenkalken ist eventuell schon ein oberoxfordisches Alter denkbar. Die Gesteine sind in Bezug auf Stratigraphie und Faziesabfolge den unter- bis mitteloxfordischen Gesteinen des benachbarten Schweizer und französischen Oberjuras ähnlich. Vergleichbare Gesteine finden sich auch 20 Kilometer südlich im Bereich der Blauenkette des nördlichen Schweizer Jura.

Archäologie

Nach ersten Entdeckungen in den 1930/40er Jahren fanden am Isteiner Klotz, auf der Gemarkung Kleinkems, 1951 bis 1953 und 1956 archäologische Ausgrabungen unter der Leitung von Elisabeth Schmid /Basel statt, die dort den – auf deutschem Boden ersten – Nachweis eines Bergbaus der Jungsteinzeit erbrachten, der der Gewinnung von Feuerstein gedient hatte. Weitere Ausgrabungen durch die Universität Basel fanden in den Jahren 2003 und 2004 statt, danach fand der Feuersteinabbau hier vor allem etwa 4200-4100 v. Chr. statt.[1]

Eisenbahn

Historische Darstellung des Isteiner Klotzes in den Anfangsjahren des Eisenbahnbetriebs

Beim Bau der Rheintalbahn mussten 1846 die planenden Ingenieure auch den Isteiner Klotz angehen, wobei man sich für eine völlig ebene und dafür kurvenreiche Variante mit Radien von 400 Meter entschied. Die bis heute bestehende Eisenbahnstrecke stellt daher ein echtes Verkehrshindernis dar, wobei die maximale Geschwindigkeit auf dem etwa 15 km langen Abschnitt 75 km/h betragen darf. Die Nichtbeachtung dieser Geschwindigkeitsbeschränkung führte am 21. Juli 1971 zu einem schweren Eisenbahnunglück, bei dem bei Rheinweiler 23[2] oder 25 Personen ums Leben kamen.

Am 1. April 2004 ereignete sich ein weiterer Eisenbahnunfall in der Nähe des Isteiner Klotzes. Dabei war ein Weinbergtraktor auf die Gleise gefallen und verursachte damit eine Kollision mit einem ICE Richtung Basel kommend.[3]

Eine Umgehung des kleinen Gebirgsmassives mit der Eisenbahn wird zur Zeit im Katzenbergtunnel verwirklicht, der jedoch nur im Hochgeschwindigkeitsverkehr verwendet werden soll.

Festungsbau

Der Isteiner Klotz wurde wegen seiner exponierten Lage gegenüber der französischen Grenze immer wieder mit Burgen und Festungsanlagen versehen. Die zwischen 1902 und 1907 entstandenen Anlagen im Rahmen der Oberrheinbefestigungen mussten auf Grund der Bestimmungen des Vertrages von Versailles im Jahre 1921 geschleift werden.

Generaloberst Friedrich Dollmann mit Delegation an der Befestigung am Isteiner Klotz (1940)

Die Neubefestigung des Isteiner Klotzes als Bestandteil des Westwalles durch die nationalsozialistischen Machthaber begann bereits 1936. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges wurden nach und nach 113 Militärbunker um Istein herum errichtet. Mit ihren Wand- und Deckenstärken von bis zu 3,5 Meter galten sie als die am stärksten befestigten Anlagen des gesamten Westwalles am Oberrhein. Die Hauptanlagen befanden sich im Felsen unterirdisch. Die einzelnen Kampfstände im Felsen wurden durch ein über zwei Kilometer langes System von Hohlgängen, Treppen und Fahrstühlen miteinander verbunden. An der Oberfläche des Isteiner Klotzes wurde eine 105 Tonnen schwere Panzerkuppel für die Artilleriebeobachtung gebaut. In die Kuppel führte eine fast 56 Meter hohe Treppe. Die Eingänge der vergleichsweise kurzen Eisenbahntunnel der Rheintalbahn wurden mit sprengstoffgefüllten Kammern versehen, um gegebenenfalls gesprengt werden zu können.

Nach dem Ende des Krieges wurden die Befestigungsanlagen zu großen Teilen geschleift. Die stabilen, neu erbauten Stollenanlagen im zwei Kilometer entfernten Hinterland des Klotzes nutzte die Bundeswehr bis Ende 2005 als Lagerräume. Ab 2006 wurde das vorhandene Sanitätsdepot der Bundeswehr stillgelegt und die oberirdischen Verwaltungsbauten von der Bundespolizei weitergenutzt.

Siehe auch

Literatur

  • Otto Wittmann, Hermann Schäfer: Der Isteiner Klotz,Verlag Rombach Freiburg 1966.
  • Elisabeth Schmid: Der jungsteinzeitliche Abbau auf Silex bei Kleinkems, Baden-Württemberg. In: G. Weisgerber (Hrsg.), 5000 Jahre Feuersteinbergbau (Bochum, 3. Aufl. 1999) 141–165.
  • F. Siegmund, F. Engel: Steinzeit im Steinbruch Kleinkems. Contact (Holcim AG) Dezember 2003.
  • Laternser, R.: Oberjurassische Korallenriffe von Nordostfrankreich (Lothringen) und Südwestdeutschland. Elektronische Hochschulschriften der Universität Stuttgart; http://elib.uni-stuttgart.de/opus/volltexte/2001/877/
  • Fröhle-Kühn: Die Befestigungen des Isteiner Klotzes 1900–1948, (Fröhle-Kühn) Verlagsgesellschaft, Herbolzheim 1996, (vergriffen).
  • Fröhle-Kühn: Die Befestigung des Isteiner Klotzen 1933-1945, Fröhle-Kühn Verlagsgesellschaft, Istein 2008.

Einzelnachweise

  1. http://antiquity.ac.uk/projgall/siegmund/
  2. Der Spiegel 31/1971: Der kriegt doch die Kurve nie
  3. Spiegel-Online: Zweiter ICE in Unfall mit Traktor verwickelt

Weblinks


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