Isadora Duncan

Isadora Duncan
Isadora Duncan, Fotografie von Arnold Genthe

Isadora Duncan (geboren als Angela Isadora Duncan, * 27. Mai 1877 in San Francisco, USA; † 14. September 1927 in Nizza) war eine US-amerikanische Tänzerin und Choreografin. Duncan war die Wegbereiterin des modernen sinfonischen Ausdruckstanzes, entwickelte ein neues Körper- und Bewegungsempfinden, das sich am griechischen Schönheitsideal orientierte, und setzte als Erste klassische Konzertmusik tänzerisch um. Als Gegnerin des klassischen Balletts versuchte sie, den Tanz der Antike wieder zu beleben.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Isadora Duncan kam als Tochter einer aus Irland in die USA eingewanderten Familie in San Francisco (Kalifornien) zur Welt. Als sich die Eltern scheiden ließen, wuchs Isadora zusammen mit drei Geschwistern bei ihrer als Musiklehrerin arbeitenden Mutter in Armut, jedoch in einer musischen Atmosphäre auf. 1899 kehrte sie mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern nach Europa zurück.

Bereits als Zwölfjährige hielt Isadora Duncan die Ehe für sinnlos. In ihren Memoiren schrieb sie später:

„Die Benachteiligung der Frauen machte tiefen Eindruck auf mich, und das Schicksal meiner Mutter vor Augen beschloss ich damals schon, mein ganzes Leben im Kampf gegen die Ehe zu verbringen: ich wollte für die Frauenemanzipation, für das Recht jeder Frau eintreten, Kinder zu gebären, wann es ihr beliebte …“

Schon als Kind lehnte Isadora Duncan das klassische Ballett ab und entwickelte einen eigenen Tanzstil. Mit 16 Jahren änderte sie ihren Vornamen in „Isadora“ ab. In Chicago und New York trat sie zum ersten Mal mit wenig Erfolg öffentlich auf. Nach dem Verlassen der USA mit 21 Jahren feierte Isadora Duncan die ersten künstlerischen Erfolge in London. Ihr Aufstieg setzte sich in Paris fort und führte sie über Berlin und Moskau wieder nach Paris zurück. Auf Tourneen bereiste sie halb Europa und gastierte in den Metropolen Süd- und Nordamerikas.

Zusammen mit ihrer Schwester Elizabeth Duncan (1871-1948) gründete Isadora Duncan 1904 in Berlin-Grunewald eine Internats-Tanzschule, in der Kinder kostenlos von frühester Jugend an in ihrem Sinne ausgebildet wurden. Körper, Seele und Geist der Schülerinnen sollten sich gleichermaßen entwickeln. Die Schule übersiedelte später nach Darmstadt und dann auf das Schloss Klessheim bei Salzburg. Im Jahr 1936 wurde das gesamte Institut in die Kaulbachstraße in München verlegt. Die Leitung der Schule hatte seit 1910 Elizabeth Duncan mit Unterstützung von Max Merz und Gertrud Drück.

In Berlin verliebte sich Isadora Duncan in den britischen Schauspieler, Regisseur und Bühnenbildner Edward Gordon Craig (1872-1966). Er wurde ihr Lebensgefährte, sie beglich seine alten Schulden und neuen Rechnungen und brachte 1906 die Tochter Deidre zur Welt. Nach einjähriger Liaison musste sie sich von ihm sagen lassen: „Es kann nicht ewig dauern“.

Bei ihren Auftritten zog Isadora Duncan ihr Publikum vom ersten Augenblick an in ihren Bann. Sie erschien vor einem großen blauen Bühnenvorhang, blieb lange unbeweglich stehen, näherte sich bei den ersten Takten der Musik mehr schreitend als tänzerisch der Rampe, hielt die Arme wie zur Bekrönung über den Kopf und wartete so lange, bis sie die Zuschauer in ihrer Gewalt hatte. Sie tanzte korsettlos und barfuß sowie in griechisch-römischen Gewändern, in Chiton und Tunika, die den Blick auf die entblößten Arme und Beine weitgehend freigaben.

Nach Gordon Craig wurde der Nähmaschinen-Erbe Paris Singer (1867-1932) von 1910 bis 1913 der Lebensgefährte von Isadora Duncan. Noch im ersten Jahr ihrer Verbindung brachte Duncan 1911 den gemeinsamen Sohn Patrick zur Welt.

1913 starben beide Kinder bei einem Autounfall in Paris. Ihr Chauffeur hatte vergessen, die Handbremse anzuziehen, als er ausstieg, um den in einer Kurve stockenden Motor zu reparieren. Das Auto stürzte in die Seine und die Kinder und das Kindermädchen ertranken. Nach dem Tod ihrer Kinder begann Isadora Duncan zu trinken, wurde füllig und verlor ihre äußeren Reize. Sie scherzte resignierend: „Ich liebe Kartoffeln und junge Männer“. Ihr späteres drittes Kind (ein Sohn) starb kurz nach der Geburt.

1922 heiratete Duncan in Moskau den 26 Jahre alten russischen Dichter Sergei Jessenin (1895-1925).

Tod

Duncan starb mit 50 Jahren. Als sie mit einem Begleiter in einem offenen Amilcar in Nizza spazieren fahren wollte, verfing sich ihr langer roter Seidenschal, den sie um ihren Hals geschlungen hatte, vor der Abfahrt in den Radspeichen des Sportwagens, so dass der scharfe Ruck bei der Anfahrt des Wagens ihr Genick brach. Sie verstarb am Unfallort. Spätere Legendenbildung um die Person Isadora Duncans und der Umstand, dass Bugatti heute noch eine etablierte Luxus-Automarke ist, führen immer wieder zu der falschen Annahme, der Unfall sei in einem Bugatti geschehen.

Sonstiges

Ihre Lebensgeschichte wurde 1968 in dem Streifen „Isadora“ mit Vanessa Redgrave in der Hauptrolle verfilmt.

Seit 2007 verleiht die Münchner Iwanson-Sixt-Stiftung zeitgenössischer Tanz einmal jährlich den nach Duncan benannten "Isadora-Preis" für Verdienste um den zeitgenössischen Tanz.

Literatur

  • Christine Morawa: Kaulbachstr. 16 – aus der Geschichte des Hauses. In: Michael Kugler: Elementarer Tanz – Elementare Musik – Die Günther-Schule München 1924 bis 1944. Mainz 2002
  • Ilse Loesch: Mit Leib und Seele – Erlebte Vergangenheit des Ausdruckstanzes. Berlin 1990
  • Frank-Manuel Peter (Hg./Ed.): Isadora & Elizabeth Duncan in Deutschland / in Germany. Köln: Wienand 2000, ISBN 3-87909-645-7
  • Janine Schulze: Den befreiten Körper suchend: Isadora Duncan. In: Amelie Soyka (Hg.): Tanzen und tanzen und nichts als tanzen. Tänzerinnen der Moderne von Josephine Baker bis Mary Wigman. AvivA Verlag, Berlin, 2004, ISBN 3-932338-22-7; S.21-24
  • Carola Stern: Isadora Duncan und Sergej Jessenin: Der Dichter und die Tänzerin, rororo-Tb Nr. 22531, 1996, ISBN 3-499-22531-X

Weblinks

 Commons: Isadora Duncan – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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